Alexander Wolkow/ Der Zauberer der Smaragdenstadt

Ich bin ostsozialisiert. So selten in meinem Leben Unterschiede zwischen Ost und West noch eine Rolle spielen (immerhin schreiben wir in diesem Jahr den 25. Jahrestag des Mauerfalls), so schlägt es eben doch manchmal durch. Ein Beispiel dafür ist wohl die Tatsache, dass ich nie, nie nie niemals den „Zauberer von Oz“ lieber mögen könnte als den „Zauberer der Smaragdenstadt“. Alexander Wolkow hat mit seinen Geschichten rund um Elli und die Smaragdenstadt meine Kindheit sehr bereichert und bringt mich auch als Erwachsene zum Schwärmen und Träumen.

Alexander Wolkow/ Der Zauberer der Smaragdenstadt

Alexander Wolkow/ Der Zauberer der Smaragdenstadt

1939 erschien „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ erstmals auf Russisch. Laut Wikipedia handelt es sich hierbei um eine „Nachdichtung des amerikanischen Kinderbuches ‚The Wonderful Wizard of Oz'“ von Lyman Frank Baum. Diese Nachdichtung ist jedoch facettenreicher, aufgrund der Fortsetzungsgeschichten (von Wolkow sind insgesamt sechs Bücher rund um Elli und ihre Freunde erschienen, die Reihe wurde später von anderen Autoren fortgesetzt) umfangreicher und für mein Leseempfinden auch liebevoller als das Original.
Hauptfiguren sind die kleine Elli aus Kansas und ihr Hund Totoschka, kurz auch Toto genannt, die aufgrund eines durch Zauberei entstandenen Wirbelsturms im Zauberland landen, wo sie Freundschaft mit der Vogelscheuche Scheuch, dem Eisernen Holzfäller und dem Feigen Löwen schließen und gemeinsam gegen böse Feinde kämpfen. Elli und Toto möchten einen Weg zurück nach Hause finden, Scheuch wünscht sich Verstand, der Eiserne Holzfäller ein Herz und der Feige Löwe Mut, und so führt sie ihr Weg zu Goodwin, dem Zauberer der Smaragdenstadt, der alle ihre Wünsche erfüllen soll …

Gerade die vielen Details, die Wolkows Buch doch sehr vom Original unterscheiden, machen es in meinen Augen so liebenswert. Die Figuren sind wie echte Menschen nicht nur gut und böse, auch die Guten sind nicht fehlerfrei und jeder kann sich verändern und besser werden, wenn er es nur wirklich will und bereit ist, etwas dafür zu tun, das war für mich eine wichtige Lektion, die zu verstehen dieses Buch mir half.
Der Feige Löwe war von Anfang an meine Lieblingsfigur, ich war eben schon von kleinauf ein Katzenfan ;).
Als ich klein war, hatten wir alle Wolkow-Bände im Regal und ich habe sie wieder und wieder begeistert gelesen.
Irgendwann zeigte sich allerdings, dass es schwierig ist, wenn vier Geschwister dieselben Lieblingskinderbücher haben 😉 und so zogen die Bücher zusammen mit meinen Geschwistern aus.
Ich wurde größer und vergaß sie – bis ich im letzten Jahr auf einmal wieder an Elli und Toto, die Scheuche und alle ihre Freunde denken musste. Seitdem versuche ich, auf Flohmärkten, im ZVAB und Co. die Originalausgaben aus den 1960ern zu jagen. So toll es auch ist, dass es Neuauflagen gibt, man möchte doch lieber die Formate im Regal haben, die man schon als Kind kannte; noch wichtiger aber: Man möchte genau die Inhalte lesen, die man schon damals las.
Offenbar dachten sich bei den Neuauflagen allerdings ein paar Leute, man könne ruhig an Klassikern rumpfuschen und diese neu übersetzen, zusammenstreichen und Passagen wegkürzen – noch ein Grund mehr für mich, weiter die Originalausgaben zu jagen.
Auf dem Bild zu sehen ist die ungekürzte Taschenbuchausgabe des S. Fischer Verlags, die ich meinem Patenkindkind (nein, kein Verschreiber) zum Geburtstag schenke.

Müsste ich Bücher aufzählen, die mich geprägt haben und auf die ich niemals verzichten möchte, „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ wäre garantiert dabei.

11 Gedanken zu „Alexander Wolkow/ Der Zauberer der Smaragdenstadt

  1. buechermuffel

    Ich habe die Bücher als Kind geliebt und wusste bis eben gar nicht, dass das nicht die Originalgeschichte zum Zauberer von Oz ist.^^ Da hätte ich mir beinahe die falschen Bücher bestellt, da ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen hatte die Reihe wieder zu besorgen (Wenn ich sie denn noch finde.). Leider weiß ich gar nicht, was mit meinen alten Exemplaren passiert ist. Schade, dass man als Teenager solche Schätze zu leicht hergibt.

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    1. Grete_o_Grete Autor

      Bei uns gabs heftige Diskussionen um die Bücher, einer meiner Brüder hat dann das Rennen gemacht und sie alle behalten. Ich freu mich schon total auf den Moment, wenn ich alle sechs Bände wieder im Regal stehen habe. Im Moment habe ich nur den 4. Band als Originalausgabe hier stehen, aber wenn ich ihn anschaue, macht mein Herz einen Hüpfer 🙂

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      1. buechermuffel

        Das findest bestimmt noch den Rest. Ich hätte sie alle für mich behalten können, aber ich vermute mal dass ich mich irgendwann mit 16 „zu alt“ dafür gefühlt habe. Ärgerlich, vor allem wenn ich jetzt lesen muss, dass die Neuauflagen nicht ganz den Alten entsprechen.

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  2. Elli

    Vom Cover her sieht es wirklich stark nach „OZ“ aus. Müsste ich nochmal lesen – was für wunder-wunder-wunderschöne Kindheitserinnerungen… Mit Elli konnte ich mich aus naheliegenden Gründen ohnehin gut identifizieren 🙂

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  3. Franziska Fischer

    Den „Zauberer von Oz“ habe ich nie gelesen, ich kenne nur die „Smaragdenstadt“ (habe ich als Kind mindestens viermal verschlungen). Bis eben wusste ich allerdings nicht, dass es davon mehrere Bände gibt. Jetzt muss ich mich direkt auch auf die Suche nach den Fortsetzungen begeben … 🙂

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  4. J.Lindner

    Hallo,

    Ich wusste gar nicht das die Bücher von Wolkow nach der Wende noch aufgelegt wurden. Als Kind und Jugendlicher habe ich alle Teile mehrfach gelesen. Meines Wissens hat Wolkow bei der Übersetzung aus dem englischen, dem Original, (Der Zauberer von Oz) immer wieder eigene Ideen beigefügt und so ein eigenständiges Werk geschaffen.
    Alle 6 Teile kann ich nur weiter empfehlen. Geeignet für Kinder und Erwachsene.

    Der Zauberer der Smaragdenstadt 
    Der Feuergott der Marranen 
    Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten 
    Die sieben unterirdischen Könige
    Der gelbe Nebel 
    Das Geheimnis des verlassenen Schlosses 

    J.Lindner

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  5. Pingback: Bücher, die man gelesen haben sollte, die Fortsetzung: Eure Lieblingsbücher | Buchjunkie

  6. olivesunshine91

    Als Kind habe ich die ganze Reihe so geliebt! Ich fand schon den Einband so schön, aber die Geschichten selbst waren natürlich auch fantastisch 🙂

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