Archiv für den Monat Juli 2010

Fjodor Dostojewski / Schuld und Sühne

Fjodor Dostojewski im Jahr 1863

Fjodor Dostojewski im Jahr 1863

Inhalt:
Rodion Romanowitsch Raskolnikow ist ein Student der Rechtswissenschaft, über alle Maße intelligent und begabt, doch leider bettelarm. Er lebt in Sankt Petersburg in der Zeit um 1860. Den meisten seiner Mitmenschen ist Raskolnikow geistig überlegen, doch seine Armut macht ihm zu schaffen und hält ihn am Rande der Gesellschaft. Nach und nach kommt er zu der Überzeugung, dass es das Recht bestimmter „privilegierter“ und außergewöhnlicher Menschen sei, über Leben und Tod der ihnen Unterlegenen zu entscheiden, ohne dabei irgendwelche Gewissensbisse haben zu müssen.
Er entwickelt die Idee zu einem perfekten Mord, dessen Opfer seine geldgierige Pfandleiherin sein soll, die er für einen durch und durch schlechten, herzlosen Menschen hält.
Nicht nur seine eigene ärmliche Situation lässt Raskolnikow verzweifeln, auch die Briefe seiner Mutter und das Schicksal seiner Schwester lassen in ihm immer mehr die Wut über Menschen wie die Pfandleiherin anwachsen und er sieht sich auserwählt, der Menschheit in ihrer Entwicklung zu helfen und solche Menschen aus der Welt zu schaffen. Ganz nebenbei sieht er so die Gelegenheit, an ausreichend Geld zu kommen, um seine Lebenssituation zu verbessern.
Also setzt er seinen Plan in die Tat um und erschlägt die alte Pfandleiherin mit einem Beil. Doch womit er nicht gerechnet hat, ist das Auftauchen ihrer geistig zurück gebliebenen Schwester – in Raskolnikows Weltbild der Inbegriff der Unschuld, doch um nicht entdeckt zu werden, tötet er sie ebenfalls und entkommt nur knapp, ohne entdeckt zu werden. Geld und Reichtümer lässt er dabei zurück. Nach der Tat fällt er in einen seltsamen, fiebrigen Dämmerzustand voller Schuldgefühle, die ihn umso mehr überraschen, als dass er ja glaubte, als außergewöhnlicher Mensch kein derartiges Gewissen zu haben. Der Mord hat ihn verändert und die Polizei ist ihm auch bald auf den Fersen…

Meinung:
Meine Ausgabe von „Schuld und Sühne“ ist schon recht alt, sie stammt aus dem Aufbau- Verlag und ist aus dem Jahr 1971. Das Buch war ursprünglich im Besitz meines leider schon lange verstorbenen Onkels. Er gab diese Ausgabe irgendwann Anfang der 80er Jahre an meine Mutter weiter und von ihr erhielt ich sie dann, als ich etwa 15 oder 16 Jahre alt war. Das Buch sieht bestimmt nicht aus, als wäre es fast 40 Jahre alt, aber man sieht ihm an, dass es gelesen wurde. Oft gelesen wurde. Ich schätze, der Großteil geht auf mich, denn ich liebe dieses Buch sehr. Vielleicht, weil es eine Verbindung zu meinem Onkel ist, dessen Leben beinahe ebenso tragisch verlief wie das des Protagonisten.
Vielleicht aber auch nur, weil mich Dostojewski mit seiner Sprachmagie und der Geschichte einfach gepackt hat.
„Schuld und Sühne“ ist ein Krimi, gleichzeitig aber auch eine psychologische Abhandlung über das Wesen und das Schuldbewusstsein des Menschen.
Auch wenn das Buch schon recht alt ist, finde ich es leicht und flüssig zu lesen.
Die Charaktere sind haarklein ausgearbeitet, die Emotionen springen beim Lesen förmlich über, gleichzeitig schafft Dostojewski es aber auch, den Leser in der Perspektive des Beobachters zu halten. Man leidet und fühlt zwar mit, aber ist sich auch stets bewusst, dass Raskolnikow ein Täter und nur dadurch auch sein eigenes Opfer ist.Besonders die Diskrepanz im Charakter Raskolnikows ist einfach nur brilliant.

Mich persönlich fasziniert auch nach dem zehnten Lesen immer noch das Weltbild Raskolnikows zu Beginn des Buches. Seine Theorien des außergewöhnlichen und des wertlosen Menschen, die (wahrscheinlich nicht zufällig) an den Sozialdarwinismus des späten 19. Jahrhunderts erinnern und damit auch Rückschlüsse auf damalige gesellschaftliche Ansichten zulassen. Mit dem heutigen Wissen über das, was die Folge von Sozialdarwinismus, Eugenik und Rassenhygiene war, nämlich die grauenhaften Verbrechen des Nationalsozialismus an den vermeintlich „Minderwertigen“, liest man das Buch gleich noch aus einem ganz anderen Blickwinkel. Das mag allerdings auch nur mir so gehen und eine Art „Berufskrankheit“ sein 😉

Ich weiß nicht, wie oft ich das Buch mittlerweile gelesen habe, aber immer wieder entdecke ich etwas Neues. Als 16jährige ging es mir natürlich hauptsächlich darum, dass dort jemand an seiner eigenen Schuld zugrunde geht. Doch je älter ich wurde und je mehr Wissen ich über die Person Dostojewski und die Entstehungszeit des Buches sowie die nachfolgende Zeit ansammelte, umso mehr verschob sich mein Betrachungswinkel. Ich bin sicher, ich kann das Buch noch weitere fünf oder zehn Male lesen und werde doch immer wieder etwas neues entdecken und etwas plötzlich mit anderen Augen wahrnehmen. Das ist es, was „Schuld und Sühne“ für mich so überragend macht. Raskolnikow steht für so vieles, dass ich endlos darüber reden und schreiben könnte.

Meiner Meinung nach ist dieses Buch absolut zeitlos und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es jemals ein anderes Buch geben kann, das „Schuld und Sühne“ von Platz 1 meiner liebsten Bücher verteiben könnte.

Der erste Satz:

An einem der ersten Tage des Juli – es herrschte eine gewaltige Hitze – verließ gegen Abend ein junger Mann seine Wohnung, ein möbliertes Kämmerchen in der S . . . gasse, und trat auf die Straße hinaus; langsam, wie unentschlossen schlug er die Richtung nach der K . . . brücke ein.

Wertung:

Titel: Schuld und Sühne
Originaltitel: Prestuplenie i nakazanie/ Преступление и наказание
Autor: Fjodor M. Dostojewski
Erscheinungsjahr: 1866

100 Bücher, die man (angeblich) gelesen haben sollte…

… wirklich?

©buchjunkie.wordpress.com

HINWEIS: Dieser Beitrag stammt aus dem Jahr 2010 und bezieht sich auf eine Liste aus dem Jahr 2004. Bitte bedenkt dies, bevor Ihr Kommentare unterhalb der Gürtellinie postet und ich bitte Euch ebenfalls, nicht beleidigend miteinander und mit mir umzugehen, denn ansonsten sehe ich mich gezwungen, die Kommentarfunktion zu deaktivieren.

 

Bei dem einen oder anderen Buch in der Liste frage ich mich: MUSS man sowas gelesen haben? Mich überkommt eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran, meine Freizeit mit Rosamunde Pilcher zu verbringen (sorry) und bei Jane Austen und Emily Bronte geht es mir nicht viel besser. [Nachtrag aus 2016: mittlerweile liebe ich Austen und Bronte, Kinners Kinners, die Zeit … 😂]
Ich weiss, ich weiss, für viele ist das Weltliteratur, absolutes must-have-read – für mich grenzt das an Folter ;-).[Nachtrag 2016: nö nö 😁] Das ist einfach nicht „meins“ [Nachtrag 2016: doch 😂].

Fett markiert sind die Bücher, die man bereits gelesen hat. Kursiv sind die, die – aus welchen Gründen auch immer – im Haushalt vorrätig, aber noch ungelesen sind.
Bei manchem fett markierten Buch schäme ich mich zutiefst, es gelesen zu haben und bei etlichen bereue ich die verschwendete Zeit.
Nachtrag 2016: Hellblau markiert sind die Bücher, die ich in der Zwischenzeit – immerhin ganze sechs Jahre! – gelesen habe.

Aber alles in allem finde ich meine Lesequote nicht schlecht, wenn auch einiges dabei nicht freiwillig gelesen wurde, sondern schul- oder studienbedingt, oder aus dem puren Willen heraus, einfach mitreden zu können.

So manches wirklich tolle, lohnenswerte Buch vermisse ich auf der Liste .

Entdeckt habe ich die Liste bei Kleinbrina.
Entstanden ist sie jedoch im Rahmen der ZDF-Sendung „Unsere Besten – die Lieblingsbücher der Deutschen“ vom Oktober 2004.

1. Der Herr der Ringe, JRR Tolkien
2. Die Bibel
(ja, komplett gelesen, auch wenn es nun schon 17 Jahre her ist und obendrauf die Apokryphen – alles nur, um mit meiner Religionslehrerin diskutieren zu können 😉 )
3. Die Säulen der Erde, Ken Follett
4. Das Parfum, Patrick Süskind
5. Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry
6. Buddenbrooks, Thomas Mann
7. Der Medicus, Noah Gordon
8. Der Alchimist, Paulo Coelho
9. Harry Potter und der Stein der Weisen, JK Rowling

10. Die Päpstin, Donna W. Cross

11. Tintenherz, Cornelia Funke
12. Feuer und Stein, Diana Gabaldon
13. Das Geisterhaus, Isabel Allende
14. Der Vorleser, Bernhard Schlink
15. Faust. Der Tragödie erster Teil, Johann Wolfgang von Goethe

16. Der Schatten des Windes, Carlos Ruiz Zafón
17. Stolz und Vorurteil, Jane Austen
18. Der Name der Rose, Umberto Eco
19. Illuminati, Dan Brown
20. Effi Briest, Theodor Fontane

21. Harry Potter und der Orden des Phönix, JK Rowling
22. Der Zauberberg, Thomas Mann

23. Vom Winde verweht, Margaret Mitchell
24. Siddharta, Hermann Hesse
25. Die Entdeckung des Himmels, Harry Mulisch
26. Die unendliche Geschichte, Michael Ende

27. Das verborgene Wort, Ulla Hahn
28. Die Asche meiner Mutter, Frank McCourt
29. Narziss und Goldmund, Hermann Hesse
30. Die Nebel von Avalon, Marion Zimmer Bradley

31. Deutschstunde, Siegfried Lenz
32. Die Glut, Sándor Márai
33. Homo faber, Max Frisch
34. Die Entdeckung der Langsamkeit, Sten Nadolny

35. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, Milan Kundera
36. Hundert Jahre Einsamkeit, Gabriel Garcia Márquez
37. Owen Meany, John Irving
38. Sofies Welt, Jostein Gaarder
39. Per Anhalter durch die Galaxis, Douglas Adams

40. Die Wand, Marlen Haushofer

41. Gottes Werk und Teufels Beitrag, John Irving
42. Die Liebe in den Zeiten der Cholera, Gabriel Garcia Márquez
43. Der Stechlin, Theodor Fontane
44. Der Steppenwolf, Hermann Hesse

45. Wer die Nachtigall stört, Harper Lee
46. Joseph und seine Brüder, Thomas Mann
47. Der Laden, Erwin Strittmatter
48. Die Blechtrommel, Günter Grass
49. Im Westen nichts Neues, Erich Maria Remarque
50. Der Schwarm, Frank Schätzing

51. Wie ein einziger Tag, Nicholas Sparks
52. Harry Potter und der Gefangene von Askaban, JK Rowling
53. Momo, Michael Ende

54. Jahrestage, Uwe Johnson
55. Traumfänger, Marlo Morgan
56. Der Fänger im Roggen, Jerome David Salinger
57. Sakrileg, Dan Brown
58. Krabat, Otfried Preußler
59. Pippi Langstrumpf, Astrid Lindgren

60. Wüstenblume, Waris Dirie Will

61. Geh, wohin dein Herz dich trägt, Susanna Tamaro
62. Hannas Töchter, Marianne Fredriksson
63. Mittsommermord, Henning Mankell
64. Die Rückkehr des Tanzlehrers, Henning Mankell
65. Das Hotel New Hampshire, John Irving
66. Krieg und Frieden, Leo N. Tolstoi
67. Das Glasperlenspiel, Hermann Hesse

68. Die Muschelsucher, Rosamunde Pilcher
69. Harry Potter und der Feuerkelch, JK Rowling
70. Tagebuch, Anne Frank

71. Salz auf unserer Haut, Benoîte Groult
72. Jauche und Levkojen , Christine Brückner
73. Die Korrekturen, Jonathan Franzen
74. Die weiße Massai, Corinne Hofmann
75. Was ich liebte, Siri Hustvedt
76. Die dreizehn Leben des Käpt’n Blaubär, Walter Moers
77. Das Lächeln der Fortuna, Rebecca Gablé
78. Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, Eric-Emmanuel Schmitt
79. Winnetou, Karl May

80. Désirée, Annemarie Selinko

81. Nirgendwo in Afrika, Stefanie Zweig
82. Garp und wie er die Welt sah, John Irving

83. Die Sturmhöhe, Emily Brontë
84. P.S. Ich liebe Dich, Cecilia Ahern
85. 1984, George Orwell
86. Mondscheintarif, Ildiko von Kürthy
87. Paula, Isabel Allende
88. Solange du da bist, Marc Levy
89. Es muss nicht immer Kaviar sein, Johanns Mario Simmel

90. Veronika beschließt zu sterben, Paulo Coelho

91. Der Chronist der Winde, Henning Mankell
92. Der Meister und Margarita, Michail Bulgakow
93. Schachnovelle, Stefan Zweig
94. Tadellöser & Wolff, Walter Kempowski
95. Anna Karenina, Leo N. Tolstoi
96. Schuld und Sühne, Fjodor Dostojewski

97. Der Graf von Monte Christo, Alexandre Dumas
98. Der Puppenspieler, Tanja Kinkel

99. Jane Eyre, Charlotte Brontë
100. Rote Sonne, schwarzes Land, Barbara Wood

[Weggelegt] Paul Cleave / Die Stunde des Todes

Paul Cleave: Die Stunde des TodesInhalt:
Im neuseeländischen Christchurch wurden zwei junge Frauen bestialisch ermordet. Unter Verdacht steht Charlie, der in der Nacht bei beiden Frauen war. Doch Charlie ist sich sicher, dass nicht er, sondern der ominöse Cyris der Killer ist. Nur leider glaubt außer ihm niemand an dessen Existenz und so will Charlie sie um jeden Preis beweisen und zieht auch seine Ex-Frau gegen deren Willen in die Sache hinein…

Meinung:
Das passiert mir nicht oft: ich habe das Buch nicht beendet, mehr noch, ich habe es vor Seite 50 weggelegt.
Dabei waren die Voraussetzungen gut!
Paul Cleaves Erstling „Der siebte Tod“ hat mir ausnehmend gut gefallen, interessante Charaktere, mal was ganz anderes.
Dann las ich „Die Toten schweigen nicht“, seinen dritten Roman. Ganz gut, nicht so herausragend wie sein Erstling, aber doch ganz ok.

Und jetzt dieses Buch, sein zweiter Roman.
Mit Charakteren, die mir von Anfang an unsympathisch waren.
Mit Gedankengängen, die mir nicht nur wirr erschienen, sondern schlichtweg überhaupt nicht nachvollziehbar.
Bereits auf den ersten Seiten musste ich andauernd zurückblättern, weil ich dachte, ich hätte etwas überlesen, aber nein.
Ich habe einfach keinen Zugang zu diesem Buch bekommen und fand es recht schnell nicht nur einfach nicht packend, sondern wegen der unstrukturierten Äußerungen des Protagonisten Charlie einfach nur anstrengend. Wer da jetzt wen warum und wieso umgebracht hat, ist mir mittlerweile völlig egal. Nein ehrlich, es interessiert mich nicht (und das will wirklich was heißen!) und deswegen wandert dieses Buch jetzt auf den Fehlgriff-Stapel.

Ich bin ein wenig enttäuscht, aber vielleicht unternehme ich irgendwann einen 2. Anlauf.
Oder Paul Cleave bringt als nächstes wieder einen richtigen Kracher raus, was mir noch lieber wäre ;-).
Eine Bewertung erspare ich mir an dieser Stelle, ich denke, der Aspekt, dass ich das Buch nicht zu Ende gelesen habe, spricht für sich.

Der erste Satz:

Sie suchen mich heim, wenn ich schlafe.

Titel: Die Stunde des Todes
Originaltitel: The Killing Hour
Autor: Paul Cleave
Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3453433076

Carlos Ruiz Zafón / Der Schatten des Windes

Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des WindesInhalt:
Daniel ist noch ein Kind, als ihn sein Vater 1945 zum ersten Mal mit zum Friedhof der Vergessenen Bücher mit nimmt. Aus den unzähligen Büchern, die es dort gibt, darf er sich eins aussuchen, für das er in Zukunft die Verantwortung tragen soll, denn es ist einmalig und muss beschützt werden. Was er nicht ahnt, ist, dass dieser Tag und dieses Buch sein Leben verändern werden. Das Buch „Der Schatten des Windes“ von Julian Carax fesselt ihn: er muss unbedingt mehr über den Schriftsteller herausfinden! Doch so einfach ist das nicht, denn Julian Carax hat all seine Spuren verwischt und ein gefährlicher Unbekannter hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Werke Carax`zu vernichten. Daniel gerät in Gefahr, und als wäre das nicht genug, sind da noch die Nachwehen des Spanischen Bürgerkriegs, die das Leben nicht unbedingt leichter machen, und eine Liebe, die nicht sein darf…

Meinung:
Lange hatte ich das Buch einfach im Regal stehen und habe es nicht beachtet. Warum, kann ich mittlerweile nicht mehr sagen, denn als ich es endlich in die Hände nahm, konnte ich es kaum wieder weglegen. Zafón schreibt einfach wunderbar! Er versteht es, die Personen lebendig werden zu lassen, das ganze Buch ist wunderbar atmosphärisch und von einer nur schwer zu beschreibenden Stimmung geprägt. Beispielsweise war es mir, als wäre ich mit auf dem Friedhof der Vergessenen Bücher, würde ebenfalls dort durch die endlosen Gänge mit den vollen Regalen streifen, all die vergessenen Werke spüren und ebenso empfinden wie Daniel:

Zitat:

Ich spürte Millionen verlassener Seiten, herrenloser Welten und Seelen um mich herum, die in einem Ozean der Dunkelheit untergingen, während die außerhalb dieser Mauern pulsierende Welt Tag für Tag mehr die Erinnerung verlor, ohne es zu merken, und sich um so schlauer fühlte, je mehr sie vergaß.

Zafón schafft es, die Gefühle seiner Figuren auf den Leser zu übertragen. Man spürt die Gefahr, die Liebe, die Erleichterung. Das ist nicht vielen Autoren gegeben und macht dieses Buch umso mehr zu etwas besonderem.
Und nicht zuletzt ist es die Liebe zu Büchern, die in diesem Buch im Mittelpunkt steht und die es mir direkt ans Herz hat wachsen lassen.

Zitat:

Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur das, was man schon in sich hat.

Der erste Satz:

Ich erinnere mich noch genau an den Morgen, an dem mich mein Vater zum ersten Mal zum Friedhof der Vergessenen Bücher mitnahm.

Wertung:
Ohne jeden Zweifel Höchstnote und einen Platz unter den Lieblingsbüchern.

Titel: Der Schatten des Windes
Originaltitel: La sombra del viento
Autor: Carlos Ruiz Zafón
Taschenbuch: 562 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3518458006

John Connolly / Das Buch der verlorenen Dinge

John Connolly: Das Buch der verlorenen DingeInhalt:
David ist 12 Jahre alt, als seine Mutter krank wird und stirbt. Von ihr hat er die Liebe zu den Büchern geerbt und diese Liebe ist es, die ihn aufrecht hält, als sein Vater sich verliebt, heiratet und ein weiteres Kind bekommt. Zu allem Überfluss steht auch noch der Krieg vor der Tür und der Vater, der für die Regierung arbeitet, ist kaum noch zuhause. Mit seiner Stiefmutter und dem kleinen Bruder will David nichts zu tun haben, viel zu sehr hängt er noch an seiner Mutter. Er verkriecht sich mehr und mehr in seine geliebten Bücher, die zu ihm sprechen, Dinge raunen und lebendig sind. Und schließlich tritt der „Krumme Mann“ in sein Leben, Realität und Phantasie vermischen sich und David tritt die nicht immer ungefährliche Reise in ein Land jenseits der Wirklichkeit an, in dem die Märchen lebendig sind – aber nicht immer so, wie man sie bislang kannte. Dort will er seine Mutter retten und rettet letztlich doch vor allem sich selbst…

Erster Satz:

Es war einmal – denn so sollten alle Geschichten beginnen – ein Junge, der seine Mutter verlor.

Meinung:
Zunächst war ich etwas verwundert, als ich das Buch bekam, wirkte es doch auf den 1. Blick wie ein Kinder- und Jugendbuch und das ist nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre. Doch ich habe mich geirrt – es war Liebe auf den ersten Satz. Dieses Buch hat mich von Anfang an verzaubert.
Ich habe mit David gelitten, als er seine Mutter verlor, habe seinen Schmerz gespürt und den unbändigen Wunsch, seine Wirklichkeit zu ändern, ich war gemeinsam mit David wütend auf den Vater und die Stiefmutter, hatte mit ihm Angst vor dem Krummen Mann und bin mit ihm auf die Reise durch die Märchen- und Traumwelt gegangen, habe mit ihm gekämpft, bin mit ihm in den Schoß der Familie zurückgekehrt und war bei ihm, als er ein letztes Mal die Augen schloss.
Die Liebe Davids zu den Geschichten hat mir aus dem Herzen gesprochen.
John Connolly kann nicht nur wunderbar mit Worten umgehen, man merkt auch in jedem Satz, wie sehr er selbst Bücher und Geschichten liebt.
Beim Lesen dieses Buches kann man vollkommen abtauchen, eintauchen in Davids Welt und findet doch immer wieder den Bezug zum eigenen Leben.

Wertung:
Absolute Höchstnote.
Unbedingt empfehlenswert!

Titel: Das Buch der verlorenen Dinge
Originaltitel: The Book of Lost Things
Autor: John Connolly
Taschenbuch: 329 Seiten
Verlag: List Tb.
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3548609225

Ein Buchjunkie sagt Hallo

Ja, also dann – Hallo! 🙂

Ich liebe Bücher, ich liebe das Lesen, ich liebe das Schreiben und da liegt ein Blog über Bücher ja irgendwie nahe.

Ich lese viel, wenn auch nicht mehr so viel wie früher, aber man reift ja schließlich, denkt über manches länger nach, muss auch mal was sacken lassen und hat irgendwann auch nicht mehr so viel Zeit für die Dinge, die einfach nur Spaß machen. Oft lese ich Bücher, Paper und Texte, die ich nicht lesen will, aber lesen muss; so ist das eben mit der Fachliteratur, man kommt nicht drum herum. Diese wird hier gar keinen Platz finden oder sagen wir mal, nur in sehr sehr seltenen Fällen.
Dieses Blog widme ich den Büchern, die ich freiwillig und in meiner Freizeit und eben einfach gerne lese 🙂