Kurzbeschreibung:
Es ist die Welt der Verdrehten. Jeden Tag schieben und schlängeln sich Menschen erwartungsvoll in Haltungen, die Tiernamen tragen wie Hund, Cobra, Fisch, stellen sich auf den Kopf und atmen durch ein Nasenloch. Was suchen sie in dieser schwindelerregenden Disziplin? Kristin Rübesamen unterrichtet seit zehn Jahren Yoga in New York, London, Berlin und hat dabei die Menschen und ihre Sehnsüchte sehr gut kennengelernt. Manchmal zu gut.Immer wenn etwas schiefläuft, tauchen Yogis auf. Noch nie war es so schick, Yoga zu üben, noch nie hat die Sehnsucht nach einem friedlichen Leben so sexy ausgesehen. Yoga ist im Westen zum Mittelstandsphänomen geworden und scheint die Antwort zu geben auf die Frage nach einem Halt in unwirtlichen Zeiten.
Yoga hat Kristin Rübesamen gelehrt, genau hinzuschauen. Yoga hat ihre Aufmerksamkeit geschärft, ihr Disziplin beigebracht und Kraft gegeben. Anderen nimmt es die Rückenschmerzen und lässt sie vielleicht zum ersten Mal mit erhobenem Kopf durchs Leben gehen. Bluthochdruck, Depressionen, Impotenz – modernes Yoga soll immer helfen.
Aber Genügsamkeit und Nähe zu Gott? Macht es die Nervösen nicht vielleicht empfindlicher, die Geknickten noch wehleidiger, die Sanften debil und die Aggressiven unerträglich? Materialisten sind auch im Yoga die größten Körperfetischisten. Hat der Westen Yoga ruiniert? Kann Yoga überhaupt das erschöpfte Selbst, wie es die Soziologen nennen, retten? Oder führt es doch zur stillen Revolution? Kristin Rübesamen erzählt von ihrem Weg von New York bis Berlin-Wedding: Warum sie anfing, im Studio um die Ecke zu üben, berichtet von ihren Lehrern und ihrer Erfahrung als Lehrerin. Sie führt uns einmal um die Welt, um dann wieder beim Geheimnis des nach unten schauenden Hundes zu landen – flüchtig, staunend und voller Respekt.
Yoga ist Entspannung? Nur was für Hippies? Falsch. Aufklärung statt Erleuchtung.
Quelle: Amazon
Meinung:
Ich lese sehr gerne Tagebücher, Autobiographien und persönliche Erzählungen und in diesem Fall war das wohl für mich und das Buch ein großer Vorteil, wenn ich mir so die Rezensionen anderer Leser anschaue. Viele ärgern sich darüber, dass das Buch sehr auf die persönliche Laufbahn von Frau Rübesamen fokussiert ist. Offenbar hat man sich da mehr allgemeine Anleitung und auch Erleuchtung erhofft ;-), obwohl eigentlich schon die Kurzbeschreibung diesbezüglich ausreichend Informationen liefert: Es ist die Beschreibung eines sehr persönlichen Weges und die bringt nun einmal eine sehr persönliche, bisweilen auch egoistische, möglicherweise sogar egomanische Berichterstattung mit sich.
Für mich stellt das nun so gar kein Problem dar, ich empfinde es sogar als großen Vorteil, denn bei so einem Buch erwarte ich keine Anleitung à la „Wie werde ich der perfekte Yogi“.
Ich habe Yogaerfahrung, ich mag Yoga, aber als Yogi würde ich mich nicht bezeichnen. Vielleicht auch ein Vorteil, so konnte ich lockerer an dieses Buch herangehen als so mancher verbissene Yogafan.
Halten wir also mal fest: ich fand besonders diesen tagebuchähnlichen Stil und die Reisebeschreibungen schön. Und was mir noch mehr gefallen hat, war, dass Kristin Rübesamen Yoga nicht auf Teufel komm raus VERKAUFEN will. Sie propagiert nicht, dass Yoga ALLES besser macht und das macht das Buch für mich sympathisch.
Dennoch bekommt „Alle sind erleuchtet“ keine absolute Empfehlung.
Der Schreibstil macht es nicht ganz einfach, am Ball zu bleiben; manche Formulierung ist einfach zu abgehoben, zu abgedreht, zu abschweifend.
Bei manchen Dingen konnte ich nicht folgen, weil einige Einschiebungen mich so dermaßen aus dem Kontext gebracht haben, dass ich ganze Absätze mehrfach lesen musste, um den Sinn erfassen zu können.
Diverse Satzkonstruktionen sind wirklich nicht gelungen und werden bedauerlicherweise von so manchem Schreib-, manchmal auch Sinnfehler ergänzt, der nicht hätte sein müssen (wobei ich jetzt einfach mal zugeben muss, dass mich die „Verse“, die einen Körperteil bezeichnen soll, zum schmunzeln gebracht hat, der Fehler sei verziehen, der passiert den Besten 😉 ).
Wer sich also nicht von Abschweifungen und sich windenden Sätzen stören lässt und lieber tagebuchartige Erzählungen denn dröge Anweisungen liest, wer kein verbissener Yogi ist und sich einfach dafür interessiert, warum manche Menschen einen bestimmten Weg einschlagen, der wird wohl an diesem Buch sein Vergnügen haben.
Ich hatte es, auch wenn es manchmal nicht ganz so leicht war ;-).
Der erste Satz:
Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie feststellen, dass ich etwas schief stehe.
Bewertung:
Ich gebe drei Sterne.
Herzlichen Dank an die Berlinverlage für dieses Rezensionsexemplar!
Autorin: Kristin Rübesamen
Titel: Alle sind erleuchtet
Gebundene Ausgabe: 347 Seiten
Verlag: Berlin Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3827009494