Kurzbeschreibung:
Der pensionierte Psychologieprofessor Adrian Thomas bekommt von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Demenz. Damit haben sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Vor seinem inneren Auge erscheint die Schreckensvision seines unaufhaltsamen, unheilbaren Abgleitens in die Dunkelheit. Verstört blickt der alte Mann auf die Straße hinaus und sieht in der anbrechenden Dämmerung ein vielleicht sechzehnjähriges Mädchen vorübereilen. Gleichzeitig rollt ein Lieferwagen heran, bremst ab und beschleunigt wieder: Das Mädchen ist verschwunden. Der alte Professor ist verwirrt. Hat er gerade eine Entführung beobachtet? Wenn es tatsächlich ein Verbrechen war, muss er handeln. Die Frage ist nur, wie. Kann er noch klar genug denken, um das Mädchen zu finden?
Quelle: Droemer Verlag
Meinung:
Dies war jetzt mein viertes Buch von John Katzenbach und ich stehe etwas ratlos da.
Zwei seiner Bücher fand ich fantastisch, eins habe ich nicht einmal vollendet, weil es mich doch eher gelangweilt hat.
Nun kommt „Der Professor“ mit einer sehr zeitgemäßen Story über Sensationsgier und den ungesunden weltweiten Medienkonsum, über Brutalität, Psychoterror und die geistige Gesundheit, die so fragil und früher oder später dem Verfall preisgegeben ist. Eine solide Story. Eigentlich. Von einem Autoren, der sein Handwerk beherrscht. Eigentlich.
Und dennoch hat mich das Buch nicht überzeugt.
Ich habe nicht, wie z.B. bei „Die Anstalt“, das Buch kaum aus der Hand legen können und vollkommen gefesselt bis in die tiefe Nacht hinein gelesen. Es war eher so ein „na dann les ich eben noch ein paar Seiten…“ und deswegen habe ich für das Buch auch außergewöhnlich lange gebraucht (für meine Verhältnisse).
Andererseits habe ich es aber auch nicht wie bei „Der Fotograf“ irgendwann genervt zur Seite gelegt.
Das Buch hat mich einfach nicht gepackt, die Lektüre verlief eher schleppend und schon lange, bevor im Buch die „Hostel“-Filme erwähnt wurden, hatte ich den Gedanken, ob Katzenbach sich nicht vielleicht ein bisschen zu sehr von genau solchen Filmen hat inspirieren lassen; vieles kommt einem Fan dieses Filmgenre einfach bekannt vor.
Die Handlung des Buches bietet wenig Überraschungseffekte, den Spannungsbogen empfinde ich auch nicht als so richtig gelungen, insgesamt ist alles einfach zu gradlinig und auch ein Stück weit zu vorhersehbar. Zudem fehlt mir am Ende etwas, denn auf das weitere Schicksal einer der zwiespältigeren Hauptfiguren wird nun so gar nicht eingegangen, obwohl mich das sehr interessiert hätte – schade.
Sicherlich ist die Story -junges Mädchen wird entführt, gequält, missbraucht, alter Mann wird parallel dazu allmählich vom Wahnsinn heimgesucht und von der Demenz zerfressen – an sich erschütternd, doch leider ist es John Katzenbach in meinen Augen nicht gelungen, das vollständig rüber zu bringen und mich als Leser an die Geschichte zu binden.
Was ich jedoch als sehr positiv herausheben möchte, ist zum einen der sehr schöne Schutzumschlag, der nicht nur gut zum Inhalt passt, sondern auf der Innenseite auch ein Katzenbach-Interview enthält. Zum anderen habe ich es als sehr angenehm empfunden, dass bei den wirklich harten Geschehnissen quasi ausgeblendet wurde. Das wirkliche Grauen wird nicht plastisch bis ins kleinste Detail geschildert, wie es leider bei vielen Thrillern mittlerweile an der Tagesordnung ist. Katzenbach überlässt es dem Leser, ob und wie er sich Gedanken zu manchem Ereignis im Buch machen möchte, er behandelt den Leser, aber auch das Geschehen selbst mit Respekt und Zurückhaltung und das hat heute fast schon Seltenheitswert.
Der erste Satz:
„Als die Tür aufging, wusste Adrian, dass er tot war.“
Bewertung:
Ich habe mich lange auf das neue Katzenbach-Buch gefreut und bin vielleicht auch wegen der Vorfreude vom Buch selbst nun ein wenig enttäuscht. Von mir gibt es für „Der Professor“ leider nur zwei Sterne.

Herzlichen Dank an den Droemer Verlag für dieses Leseexemplar.
Autor: John Katzenbach
Titel: Der Professor
Originaltitel: What Comes Next
Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: Droemer
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3426198247