Jane Eagland / Mein Herz so wild

Inhalt:
Ein junges Mädchen wird um 1870 herum in die englische Irrenanstalt Wildthorn Hall eingeliefert. Auf ihren Einlieferungspapieren steht der Name Lucy Childs, doch sie selbst behauptet, Louisa Cosgrove zu sein und sich zu Unrecht in der Klinik zu befinden. Niemand glaubt ihr und so muss sie sich in den Anstaltsalltag einfügen, der brutale Wärterinnen und unzumutbare Zustände bereit hält. Doch ist sie wirklich nervenkrank oder handelt es sich vielleicht um eine Verschwörung? Vielleicht, weil sie einfach nicht so sein will, wie eine Frau sein soll …?

Meinung:
Zu Beginn des Buches weiß man nicht:
Handelt es sich nun um Lucy oder um Louisa? Ist die junge Frau wirklich verwirrt und zu Recht in der Anstalt oder etwa doch nicht?
Leider hält diese spannende Fragestellung nicht allzu lange an, denn schon anhand der Einschübe aus der Vergangenheit erkennt man bald, um wen es sich bei der jungen Frau handelt und es lässt sich auch schnell die Ursache ihres Dilemmas erahnen.
Die Geschichte plätschert vor sich hin. Die Stellen, die eigentlich als Spannungsgipfel hätten enden sollen, kamen so kaum zur Geltung, die Erzählweise wirkte auf mich recht eintönig.

Im Interesse all jener, die das Buch noch lesen möchten, setze ich heute erstmals einen Spoiler, denn es ist mir ausnahmsweise nicht möglich, meine Meinung zu formulieren, ohne auf die Handlung einzugehen. Wer also weiter lesen möchte, braucht nur den folgenden weißen Abschnitt markieren und schon wird der Text lesbar ;-).

Mir fiel es insgesamt sehr schwer, mich auf diese Geschichte einzulassen.
Zum einen lag das an der Erzählweise; ich bin kein Fan von Präsensschilderungen.
Zum anderen aber wurde ich auch inhaltlich nicht warm mit diesem Buch. Möglicherweise liegt das auch daran, dass mein derzeitiger Arbeitsschwerpunkt die Psychiatriegeschichte ist und das, was ich über Nervenheilanstalten im 19. Jahrhundert weiß, mit diesem Buch nur mäßig konform geht. Grade unter dem Aspekt, dass sich das Buch an jugendliche LeserInnen wendet, werde ich mit der Schilderung der Geschehnisse in der Anstalt nicht glücklich.

Die Hauptfigur ist für mich in jeder Hinsicht „too much“:
Sie ist klug, sie ist emanzipiert, sie ist entschlossen. So weit so gut. Doch diese ganze Anstaltsschilderung (de wirklich so ziemlich jedes Psychiatrieklischee bedient, das sich bis heute in den Köpfen der Menschen gehalten hat…), die Tatsache, dass sich die Protagonistin immer wieder von allen anderen abhebt, immer wieder besonderer als besonders ist, sich mit Gewalt befreit und schlussendlich sämtliche Konventionen sprengt, indem sie nicht nur Medizin studiert, sondern auch noch die gleichgeschlechtliche Liebe auslebt, das war mir einfach zu viel und dadurch wirkte das Buch auf mich sehr unrealistisch. Etwas weniger dick aufgetragen, ein paar weniger bediente Klischees oder auf weniger Punkte fokussiert, wäre die Geschichte runder und zu Herzen gehender geworden. Manchmal ist weniger eben wirklich mehr.

Der erste Satz:

Die Kutsche holpert in den ausgefahrenen, vom strömenden Novemberregen überfluteten Spurrinnen dahin.

Bewertung:
Von mir gibt es für „Mein Herz so wild“ leider nur zwei Sterne.

 

Autorin: Jane Eagland
Titel: Mein Herz so wild
Originaltitel: Wildthorn
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3423248396 Pick It!
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 16 Jahre

Herzlichen Dank an DTV für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Ein Gedanke zu „Jane Eagland / Mein Herz so wild

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