Mord, Identätsdiebstahl und jede Menge Geheimnisse, damit wartet Tana French in ihrem zweiten Roman auf und wie schon bei ihrem Erstling versteht sie es, den Leser in ihren Bann zu ziehen.
Cassie Maddox, eine junge Polizistin, hat ein hartes Jahr hinter sich und ist aus guten Gründen vom Morddezernat in das Dezernat für häusliche Gewalt gewechselt.
Als sie zum Schauplatz eines Mordes gerufen wird, kann das nichts Gutes bedeuten – und tut es auch nicht: Das Mordopfer sieht nicht nur aus wie ihr Spiegelbild, sondern es hat sich eine Identität angeeignet, die Cassie selbst vor Jahren im Rahmen eines Undercover-Einsatzes erfunden hat.
Niemand weiß, wer die Tote wirklich ist, geschweige denn, warum sie ermordet wurde oder was sie dazu gebracht hat, eine falsche Identität anzunehmen und sich einer Gruppe von Außenseitern anzuschließen, mit denen sie in seltsamer Konstellation in der Einöde gelebt hat.
Cassies ehemaliger Chef entwickelt eine absurd anmutende Idee: Da bislang niemand vom Tod der Frau weiß, soll Cassie sich als die Tote ausgeben und wieder undercover gehen …
Nach „Grabesgrün“ konnte mich Tana French auch mit ihrem zweiten Roman davon überzeugen, dass sie eine Meisterin unter den Krimi-Autorinnen ist.
Mit „Totengleich“ knüpft sie dabei an die Handlung ihres ersten Romans an und erzählt die Geschichte von Cassie Maddox, die in „Grabesgrün“ eine der wichtigen Nebenfiguren darstellte.
Das Buch lässt sich jedoch auch problemlos ohne Kenntnis des Vorgängers lesen, da Tana French alle wesentlichen Geschehnisse, die zum Verständnis der Cassie Maddox beitragen, in die Handlung einfließen lässt.
Die Figuren sind fein gezeichnet, bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und die Autorin versteht es, alle Wesenszüge, sowohl die sympathischen als auch die unsympathischen, glaubhaft zu vermitteln. Besonders der Aspekt, dass wirklich jede Figur und dem Buch über angenehme und unangenehme Charakterzüge verfügt, hat mir sehr gut gefallen, man findet hier also kein klischeehaftes Schwarz-Weiss-Schema mit den Guten auf der einen und den Bösen auf der anderen Seite. Durch geschickt ausgearbeitete Handlungsstränge gelingt es der Autorin, eine Atmosphäre der Spannung zu erzeugen, manchmal sogar mit Gänsehautbonus.
Dennoch bekommt „Totengleich“ keine ganz so gute Bewertung von mir wie sein Vorgänger, denn zwischendurch gab es doch die eine oder andere Passage oder Schilderung, die mir etwas langatmig erschien.
Alles in allem ein solider Krimi und ich freue mich bereits darauf, in Kürze Tana Frenchs dritten Roman lesen zu können.
Der erste Satz:
Manchmal Nachts, wenn ich alleine schlafe, träume ich noch immer vom Whitethorn House.
Bewertung:
Vier Sterne.
Autorin: Tana French
Titel: Totengleich
Originaltitel: The Likeness
Gebundene Ausgabe: 784 Seiten
Verlag: Scherz
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3502101925
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