Archiv für den Monat März 2011

[die historische Challenge] Heinz Rölleke / Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung.

So lebten sie lustig und in Freuden eine geraume Zeit, und die Fee kam nicht dahinter, bis eines Tages das Rapunzel anfing und zu ihr sagte: ’sag mir doch Frau Gothel, meine Kleiderchen werden mir so eng und wollen nicht mehr passen.‘ ‚Ach du gottloses Kind‘, sprach die Fee.

Heinz Rölleke liefert mit seinem nur 117seitigen Büchlein „Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung“ eine literaturhistorische Einführung, die sich mit den Brüdern Grimm und speziell deren weltbekannten „Kinder- und Hausmärchen“ (kurz: KHM) befasst.
Dabei geht es zunächst um das Vorfeld der KHM, um die Grimms und die Epoche, in der sie lebten, die Märchensammlung als eigene literarische Gattung sowie die Entstehung und Entwicklung der KHM im Laufe der Zeit.

Da man über die Grimms und die KHM bereits sehr viel weiß, beschränkt sich Rölleke auf die weniger bekannten Aspekte und möchte so lt. Vorbemerkung auch die (seiner Meinung nach mittlerweile zu einseitige) Diskussion wieder in eine offene Richtung führen.
Ob ihm dies nun wirklich gelingt, kann ich schwerlich beurteilen; ich bin keine Literaturwissenschaftlerin und habe mich als Erwachsene mit den KHM und den Brüdern Grimm bislang lediglich im historischen Kontext, marginal auch im linguistischen Kontext befasst.
Interessant fand ich das Büchlein allemal, hat es mich doch nun auf eine ganz andere Weise an die KHM herangeführt. Hierbei fand ich insbesondere die sprachliche Anpassung der ursprünglich nur bedingt kindgemäßen Märchensammlung faszinierend. Ein Beispiel davon sieht man im obigen Zitat, welches in dieser Form heute nicht mehr im Märchen über Rapunzel anzufinden ist ;-). Zwar wusste ich natürlich, dass die Märchensammlung zu Beginn recht derbe Sprache enthielt, inwiefern diese jedoch genau angepasst wurde und anhand welcher Orientierungspunkte, und wie sich der Sprachpurismus durchsetze, das war mir so im Detail neu.

Für mich als interessierten literaturwissenschaftlichen Laien enthielt das Buch so einiges Neues, dazu liest es sich für eine wissenschaftliche Abhandlung recht flüssig.

Ich habe dieses Buch im Rahmen der historischen Challenge „Der Geschichte auf der Spur“ gelesen.

Bewertung:
Vier Sterne.

 

Autor: Heinz Rölleke
Titel: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung.
Taschenbuch: 117 Seiten
Verlag: Reclam, Ditzingen
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3150176504

Superblogs 2011 – Nachtrag

Nachdem ich anfangs natürlich erfreut und auch geschmeichelt war, sind mir nun doch Zweifel ob des Sinns dieser Aktion gekommen und so habe ich mich entschieden, meinen Blog von der Nominierungsliste streichen zu lassen.

Schuster, bleib bei deinen Leisten: Dies ist ein Blog über Bücher und so soll es auch bleiben.
Mein Blog soll nicht noch mehr zur Litfaßsäule mutieren 😉 (und die Sachen, die hier verlinkt werden, will ich guten Gewissens empfehlen können), ich habe auch keine Lust auf irgendwelche Wettkämpfe, Beliebtheitsspielchen und dergleichen. Jegliche Aktionen außerhalb der Rezensionen sollen die Ausnahme bleiben.

Selbstverständlich freue ich mich über jeden neuen Leser, noch mehr jedoch über die Leser, die mich nun schon längere Zeit begleiten, herzlichen Dank an euch! 🙂

Jean-Christophe Grangé / Das Herz der Hölle

Sie sind am Leben, aber sie waren tot. Und dafür nehmen sie Rache.

Mathieu Durey und Luc Soubeyras sind seit ihrer Schulzeit die besten Freunde. Beide sind sie strenggläubige Christen und beide haben sie sich gegen das Leben als Priester und für das Leben als Polizist entschieden – um das Übel der Gesellschaft an der Wurzel packen zu können, anstatt nur darüber zu reden.
Dass nun ausgerechnet Luc einen Selbstmordversuch unternommen haben soll, der unerschütterlich gläubige Luc, das kann Mathieu beim besten Willen nicht glauben. Also beginnt er seine eigenen Nachforschungen. Diese führen ihn raus aus Paris und ins Jura, in die Schweiz und schließlich auch nach Rom und Polen.
Mathieu folgt Lucs letztem Fall und damit einer Spur grauenhafter Morde, die nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, bis auf eine Gemeinsamkeit: Alle Mörder waren schon einmal tot und wurden ins Leben zurück geholt. Sie sind die „Lichtlosen“ und sie scheinen aus irgendeinem Grund in direktem Zusammenhang mit Lucs Selbstmordversuch zu stehen.
Doch nicht nur Mathieu hat Interesse an den „Lichtlosen“, auch der Vatikan und eine Geheimorganisation sind hinter ihnen her. Schlimmer jedoch: Irgendjemand ist auch hinter Mathieu her …

Jean-Christophe Grangé, Autor von „Die purpurnen Flüsse“ und „Das Imperium der Wölfe“ hat mit „Das Herz der Hölle“ einen grandiosen Thriller abgeliefert, der dem Leser zeitweise den Atem raubt.
Voller Spannung hetzt man mit Mathieu durch Europa (und übrigens auch vor meiner Haustür entlang 😉 ), verfolgt die Spur der Verdächtigen, wittert Verschwörungen und kirchliche Geheimnisse, erkennt menschliche Abgründe, verdächtigt mal diesen, mal jenen – um am Ende dann doch vollkommen von der Auflösung des Falles überrascht zu werden. Ich war zumindest überrascht. Meistens hat man ja doch eine gewisse Ahnung, oft genug schon zu Beginn des Buches, hier jedoch wurde mir erst kurz vor Ende klar, auf wen es als „Bösewicht“ hinauslaufen muss und genau den Aspekt habe ich sehr genossen.
Der Spannungsbogen ist nahezu perfekt aufgebaut, überflüssige Passagen oder gar Hänger sind meines Erachtens schlichtweg nicht vorhanden.

Der erste Satz:

„Zwischen Leben und Tod.“

Bewertung:
Fünf Sterne. SO muss ein Thriller sein.

Autor: Jean-Christophe Grangé
Titel: Das Herz der Hölle
Originaltitel: Le Serment des Limbes
Gebundene Ausgabe: 784 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3431037371
Originaltitel: Le Serment des Limbes

Nominierung für die Superblogs 2011

Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich eine eMail von Hitmeister.de bekam, in der mir mitgeteilt wurde, dass mein Blog für die Superblogs 2011 vorgeschlagen wurde.

Meinen Blog gibt es ja noch kein ganzes Jahr und sicherlich zählt er auch nicht zu den am meisten gelesenen, von daher war ich wirklich überrascht. Reelle Chancen rechne ich mir nicht aus, dazu sind einfach viel zu viele tolle Blogs nominiert, aber es ist schon eine Ehre, dass ich vorgeschlagen wurde (wer auch immer das war – herzlichen Dank, ich freue mich sehr!).

Ebenso würde ich mich freuen, wenn ihr vom 1.-7. April für mich voten würdet :-).

Nachtrag vom 29.3.2011:
Ich habe mich nun doch entschieden, nicht an der Wahl der Superblogs teilzunehmen.

[Geschenktipp] LeseBlüten Prosa 2010

Die Anthologie „LeseBlüten Prosa 2010“ enthält Kurzgeschichten aus vielen verschiedenen Genres.
Spannendes, Witziges, Nachdenkliches, Fantastisches – all das ist in der Kurzgeschichtensammlung, die im Piepmatz-Verlag erschienen ist, zu entdecken.

Dieses Buch enthält so viele verschiedene Geschichten, dass man sich beim Lesen wirklich Zeit nehmen, auch mal Pausen einlegen muss, um diese bunte Mischung wirklich aufnehmen zu können.
Die Themen der 58 enthaltenen Geschichten sind ebenso vielfältig wie die Autoren selbst, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Prosa war das Stichwort, ansonsten gab es keine weiteren Einschränkungen.

Was ich wirklich besonders an dieser Anthologie finde, ist, dass die Geschichten nahezu unverändert abgedruckt wurden, man liest also wirklich das, was die Autoren geschrieben haben – und da tun sich mitunter Welten auf.
Ich gebe es ganz offen zu, einige Geschichten habe ich nicht zu Ende gelesen, sie trafen nicht meinen Geschmack, weder thematisch noch vom Sprachgefühl her; bei manchen wollte sich mir die Aussage auch so gar nicht erschließen.

Manche Geschichten jedoch haben mich richtig umgeworfen, ich möchte sie als wahre Rohdiamanten bezeichnen, von deren Autoren man hoffentlich in Zukunft noch viel mehr lesen und hören wird!
Viele von ihnen sind auf Twitter, bei Facebook oder in eigenen Blogs sehr aktiv, mein FeedReader ist dank der „LeseBlüten“ deutlich dicker geworden, denn ich möchte den Weg dieser Autoren unbedingt weiterverfolgen.

Zur Auseinandersetzung mit der Literatur, mit den eigenen Präferenzen und Wünschen an das geschriebene Wort, aber auch den Vorstellungen anderer Menschen haben mich die „LeseBlüten“ allesamt angeregt und daher kann ich euch dieses Buch guten Gewissens ans Herz legen.

[Hörbuch] Gerhard Matzig / Meine Frau will einen Garten

Kurzbeschreibung:
Von einem, der auszog, ein Haus zu bauen…

Frühmorgens um fünf liegt ein Mann schlaflos im Bett und wackelt unschlüssig mit den Zehen. Soll er, oder soll er nicht? Soll er seiner Frau Pia und seinen drei Kindern den größten Wunsch erfüllen? Ein eigenes Haus im Grünen: Das ist der Traum seiner Familie. Leider ist das aber genau das, was er nicht will, denn er liebt das Leben in der Stadt, in einer Altbauwohnung in der Nähe von Kinos und Kneipen. Schließlich überwindet er seine Widerstände und trifft eine mutige Entscheidung: Er baut selbst ein Haus. Und eigentlich wäre das ein großartiges Abenteuer – wenn es nicht von haarsträubenden Widrigkeiten, absurden Begegnungen und dem heimlichen Wunsch begleitet wäre, sich aus dem Staub zu machen. Natürlich bleibt der Mann und stellt sich seiner zehenwackelnden Schlaflosigkeit und den Kernfragen des Lebens. Zum Beispiel nach den richtigen Fliesen im Bad.

Quelle: Amazon

ER will eigentlich einfach nur in der Großstadt wohnen bleiben, schön zentral in München, immer in der Nähe von Kinos, Geschäften und der Arbeit.
SIE hingegen will ein Haus am Stadtrand, etwas Eigenes, im Grünen, unbedingt mit Garten, allein schon wegen der Kinder.
Muss man wirklich noch betonen, dass SIE sich durchsetzt? 😉

Gerhard Matzig hat ein unterhaltsames Buch geschrieben, das wohl vielen deutschen Paaren aus der Seele sprechen dürfte, denn die Konstellation „Einer will ins Grüne, einer in die Stadt“ dürfte so selten nicht sein, ebenso wie die Diskussion über die Definition des geographischen „Stadtrands“.
Der Herr Matzig wusste auch recht genau, wovon er schreibt, denn dies ist seine Geschichte, sein ganz persönliches kleines Leid vom Hausbau.

Gelesen wird das Buch von Dieter Moor, der mit dem ihm eigenen trockenen Humor der Geschichte noch das i-Tüpfelchen aufsetzt.
Ich habe mich gut amüsiert und kann das Hörbuch daher besten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung:

Vier Sterne und eine Menge Mitgefühl :-D.

 

 

Audio CD
Titel: Meine Frau will einen Garten
Autor: Gerhard Matzig
Sprecher: Dieter Moor
Verlag: Random House Audio
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3837103069

[Hörbuch] Christopher Moore / Ein todsicherer Job

Kurzinfo:
Eigentlich ist Charlie Asher ein recht liebenswerter Mensch: ein wenig neurotisch, vielleicht auch ein kleiner Hypochonder, aber alles in allem eher durchschnittlich. Er besitzt ein Haus, einen kleinen Laden und ist mit der hübschen Rachel verheiratet, die ihn gerade wegen seiner Normalität liebt. Charlies Welt ist perfekt, bis seine Frau bei der Geburt ihrer Tochter stirbt. Über Nacht ist Charlie nicht nur Vater, sondern auch Witwer. Und darüber scheint er den Verstand zu verlieren. Denn er ist ziemlich sicher, dass in dem Moment von Rachels Tod neben ihrem Bett ein außergewöhnlich großer, schwarzer Mann in einem mintgrünen Anzug auftauchte …
Quelle: Audible.de

Simon Jäger ist einer der Sprecher, deren Stimmen ich als so wunderbar empfinde, dass das Buch, aus dem gelesen wird, fast schon zweitrangig ist.
Auch bei „Ein todsicherer Job“ konnte er mich wieder voll und ganz überzeugen und für das Buch selbst war das von Vorteil.

Bislang kannte ich von Christopher Moore bereits „Die Bibel nach Biff“ und „Der kleine Dämonenberater“ und beide Bücher haben mir sehr sehr gut gefallen.
Bei „Ein todsicherer Job“ bin ich mir relativ sicher, dass ich es als Buch wohl nicht beendet hätte.
Irgendwie fehlte das besondere Etwas, es hat mich nicht wirklich gepackt, obwohl die Geschichte ja eigentlich ganz witzig ist. Nicht unbedingt „ich muss Tränen lachen“-witzig, einige Sachen fand ich doch etwas flach, bei anderen Stellen habe ich mich gefragt, ob man da jetzt lachen sollte und mir etwas entgangen ist. Aber alles in allem ist die Story unterhaltsam und einige Male musste ich dann doch laut lachen.

Nun habe ich das Buch ja nicht gelesen, sondern das Hörbuch gehört, und das auch bis zum Ende. Bei einem anderen Sprecher wäre das unter Umständen nicht passiert ;-).

Hier geht es zum TRAILER.

Bewertung:
Von mir gibt es drei Sterne. Ich wurde angenehm unterhalten, Simon Jäger ist ein wunderbarer Hörbuchsprecher, aber das Buch an sich kam für meinen Geschmack einfach nicht an die anderen Bücher von Christopher Moore heran.

Das Hörbuch ist in ungekürzter Ausgabe bei AUDIBLE erhältlich.