Stephen Kelman / Pigeon English

Ich kann furzen, dass es sich wie ein Specht anhört. Ichschwör, es stimmt.

Harri ist 11 Jahre alt und lebt noch nicht lange in London. Er stammt aus Ghana und lebt nun seit einiger Zeit mit seiner Mutter und der Schwester im 9. Stock eines Londoner Sozialbaus. Stolz ist er auf seine Turnschuhe, die er mit selbstgemalten Adidas-Streifen versehen hat, er liebt den Aufzug und seine Taube. Doch er versteht die neue Welt um ihn herum nicht. In dem Viertel herrscht ein rauer Ton, die meisten Menschen sind illegal eingewandert, niemand hat genug Geld, die Mädchen werden jung schwanger und dann wird auch noch ein Nachbarsjunge auf offene Straße erstochen – und niemanden kümmert es. Niemanden, außer Harri, der auf seine eigene Weise Ermittlungen anstellt und zu verstehen versucht, wer gut ist und wer böse, wer lügt und wer die Wahrheit sagt.

Der erste Satz:

Du konntest das Blut sehen.

Meinung:
Harri ist ein netter Junge – und er macht sich Gedanken. Das hebt ihn schon sehr von seinem Umfeld ab. Er sieht die Welt mit Kinderaugen. Klar, er ist ja ein Kind. Was er da sieht, sollten Kinder allerdings nicht zu sehen bekommen: Kriminalität, Gewalt, Gettoleben in Reinform.
Das Buch hinterlässt immer wieder ein beklemmendes Gefühl, zeigt es doch eine Welt, die zum Glück nur die wenigsten von uns aus eigener Erfahrung kennen.
Doch ist am Anfang dieser „Harri-Sprech“ noch irgendwie niedlich, fand ich genau das am Ende einfach nur noch nervig; es hat mich zunehmend an die Jahre in Berlin erinnert, in denen ich „Alder!“ und „Ichschwör!“ viel zu oft auf der Straße und in der U-Bahn hören musste.
Daher bin ich etwas hin- und hergerissen. Thematisch hat mir das Buch gut gefallen, allerdings war die Schreibe wirklich so gar nicht mein Ding.

Bewertung:
Drei Sterne.

Da der Schreibstil vielleicht nicht jedermanns Sache ist, empfehle ich, vorab die Leseprobe zu konsultieren.

 

Titel: Pigeon English
Autor: Stephen Kelman
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Berlin Verlag
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3827009753

3 Gedanken zu „Stephen Kelman / Pigeon English

  1. Hasenwiesel

    Erstmal ein „Hallo-da bin ich wieder“ *böse lach*

    Und dann kann ich dir, wenn du solche Bücher interessant findest auch „Jan, mein Freund“ von Peter Pohl empfehlen- das habe ich am Wochenende gelesen und fand es unheimlich gut!
    Liebe Grüße

    Antwort
    1. Grete_o_Grete Autor

      Ich dachte schon, du wärst unter die Räder gekommen ;-).
      Nun, ich gestehe: Eigentlich gehören solche Bücher nicht zu meiner bevorzugten Lektüre. Allerdings kann ich mich ja deinen Tipps immer nur schwer entziehen 😉

      Antwort

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