Archiv für den Monat Mai 2011

Jan-Uwe Fitz/ Entschuldigen Sie meine Störung. Ein Wahnsinnsroman.

©Dumont Buchverlag Inhalt:
Man hat es ohnehin nicht leicht, wenn man unter Soziophobie leidet, schließlich ist diese Welt voll von Menschen, sie zu meiden ist recht schwierig. Wenn sich dann aber noch Paranoia, zig weitere Ängste und eine stalkende Wanderbaustelle dazu gesellen, wird es höchste Zeit für die Nervenklinik. Aber eine exklusive, bitte sehr!

Meinung:
Es ist gelb und es ist völlig wahnsinnig, das Buch vom Taubenvergraemer. Wahnsinnig durchgeknallt, wahnsinnig verwirrend, wahnsinnig komisch und irgendwie dann auch noch wahnsinnig liebenswert. Die Dialoge sind manchmal wirklich haarsträubend, wie kommt man bloß auf so etwas? 😀
Den Einfallsreichtum des Autoren kann ich einfach nur bewundern, nicht mal nur wegen der abstrusen Handlungen, sondern auch wegen der herrlichen Wortkreationen; jeder Satz sitzt, es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen.
Solche Bücher braucht die (Literatur)Welt! Bücher, die unterhaltsam sind und dennoch in gewisser Weise den Spiegel vorhalten.

Hätte der Herr Fitz nicht schon längst mit seinen Tweets (@Vergraemer), seinem Blog und diesem Büchlein mein Herz erobert, spätestens die Danksagung an seinen Lektor hätte dafür gesorgt ;-).

Der erste Satz:

Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich werde neuerdings von einer Wanderbaustelle verfolgt.

Bewertung:
Vier Sterne und bitte mehr davon!

Titel: Entschuldigen Sie meine Störung. Ein Wahnsinnsroman.
Autor: Jan-Uwe Fitz
Broschiert: 288 Seiten
Verlag: Dumont Buchverlag
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3832161477

Pedersoli, Carlo: Bud Spencer – Mein Leben, meine Filme – Die Autobiographie

Inhalt: Mein Leben, meine Filme – Die Autobiografie ist Bud Spencers spannender Rückblick auf sein Leben. An seinem 80. Geburtstag begibt sich der Schauspieler nach einem Anruf in das Hallenbad seiner Jugend, wo ein gutaussehender, unerlaubt rauchender und leicht überheblicher Schwimmsportler Anfang 20 auf ihn wartet – er selbst. Erzählerisch lässt Bud Spencer die Stationen seines Lebens für sein jüngeres Ich Revue passieren: Carlo als Kind in Neapel, die prägenden Jahre in Rom, die Zeit in Südamerika, seine Schwimmerfolge, das Studium, die Familie, die Geburt von »Bud Spencer«, die Zusammenarbeit mit Terence Hill, seine Solokarriere und die vielen Unternehmungen, mit denen er sich immer wieder selbst herausforderte.

Quelle: Schwartzkopf Verlag

Meinung:
Ich bin -wie wohl so viele andere auch- ein riesiger Fan von Bud Spencer. Ich habe seine Filme als Kind über alles geliebt und ich sehe sie auch heute noch gerne; es muss schließlich nicht immer intellektuell oder wahnsinnig anspruchsvoll sein. Manchmal tut es gut, so einen Film zu sehen, in dem die Bösen einfach böse und die Guten einfach gut sind, in dem jeder seine gerechte Strafe bekommt, ganz ohne Blutvergießen und auf amüsante Art und Weise.

Da war es ganz klar, dass ich dieses Buch direkt am Erscheinungstag in Händen halten musste.
Gelesen war es dann auch ganz schnell, allzu umfangreich ist es ja nicht und es liest sich flüssig und entsprechend flott.

Wirklich glücklich bin ich mit dem Buch allerdings nicht und das gleich aus mehreren Gründen.
Beispielsweise berichtet Pedersoli im Buch, dass er sich in seinem ganzen Leben nur zweimal geprügelt hätte und beschreibt beide Situationen – um dann im späteren Verlauf noch von dieser und jener weiteren Prügelei zu erzählen.
Mag für manche nur eine Kleinigkeit sein, bei mir stellt sich da dann aber die Frage, ob alle niedergeschriebenen Erlebnisse wirklich so glaubwürdig sind und bei einer (Auto)Biographie erhoffe ich mir doch Authentizität und keine Märchenstunde.
Dazu kommt, dass das gesamte Buch auf mich den Eindruck macht, als wäre es in Windeseile zusammengeschustert worden. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass da jemand wirklich dringend Geld benötigt und ein paar Suchbegriffe bei Google später bestätigte sich dieser Eindruck dann leider.

So wirklich ins Detail geht Pedersoli wohl bei seinen Filmen, aber persönlich dann doch eher nicht. Es bleibt irgendwie oberflächlich, so richtig schlau werde ich aus dem Menschen Pedersoli nach der Lektüre nicht.
Was er berichtet, wirkt oft jovial, ganz nach dem Motto „Ich möchte mich ja nicht selbst loben und bin ja ein bescheidener Mensch, aber jetzt lobe ich mich doch mal“. Wobei ich mich daran gar nicht mal störe, es passt irgendwie, diesen Eindruck hat der Autor auf mich schon öfter in Interviews gemacht und ich finde das eigentlich ein bisschen typisch neapolitanisch und nicht schlimm – aber man wird eben auch nicht so wirklich schlau daraus.

Von einer Autobiographie erhoffe ich mir im Grunde, den Menschen, der da schreibt, nach der Lektüre besser zu „kennen“. Nicht nur seinen Lebenslauf, den man überall nachlesen kann, nicht nur seine beruflichen Erlebnisse, sondern eben den Menschen, auf ganz persönlicher Ebene. Das war hier leider nur sehr begrenzt der Fall. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass Carlo Pedersoli entgegen anders lautender Gerüchte keinen Doktortitel sein Eigen nennt. Schade eigentlich, diese Legende fand ich immer ganz herzig ;-).
Ebenso lernt man viel über das italienische Filmbusiness, auch die Abstecher in die Musik fand ich wirklich spannend (wusstet ihr, dass die Filmmusik zu „Banana Joe“ größtenteils von Bud Sencer himself stammt?) und nicht zuletzt fand ich die Zusammenstellung der Bilder auch recht gelungen.

Trotz meiner Kritikpunkte hoffe ich auf eine Art Fortsetzung, denn an meiner Verehrung für Carlo Pedersoli alias Bud Spencer hat sich auch jetzt nichts geändert und ich werde ganz sicher auch ein weiteres Buch von ihm kaufen, so es denn erscheinen sollte.

Und zum Geburtstag wünsche ich mir diese Tasse. 😀

Bewertung:
Ich würde gerne mehr geben, aber objektiv betrachtet sind drei Sterne wirklich schon gut und mehr geht einfach nicht.

Autor: Carlo Pedersoli
Titel: Bud Spencer. Mein Leben, meine Filme – Die Autobiographie
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3862650415

[weggelegt] Eva Baronsky / Herr Mozart wacht auf

Inhalt: Am Abend hat er noch auf dem Sterbebett gelegen, am nächsten Morgen wacht er mitten in Wien auf – rund 150 Jahre später mehr als 200 Jahre später. Wolfgang Amadé Mozart weiß nicht, wie ihm geschieht. Es ist laut, die Fuhrwerke fahren ohne Pferde, die Musik kommt aus schwarzen Kästen und die Menschen sind seltsam, hektisch, wissen gute Kompositionen kaum noch zu schätzen. Mozart weiß nicht, wieso er in dieser Zeit gelandet ist, aber er muss sich irgendwie durchschlagen…

Meinung:
Eva Baronsky schreibt großartig. Ich mag ihren Stil wirklich sehr, sie hat hervorragend recherchiert und das Buch vermag sicherlich jeden Wien- und Mozart-Liebhaber zu fesseln.
In Wien war ich leider noch nie und ich bevorzuge musikalisch gesehen in Sachen Klassik doch eher Bach. Vielleicht liegt es ja daran, dass das Buch mich nicht erobern konnte? Am Schreibstil der Autorin lag es jedenfalls nicht, das möchte ich an dieser Stelle betonen. Manchmal passt es eben nicht und anscheinend war das bei mir und Herrn Mozart einfach der Fall. Irgendwann war es mir zu mühselig, mich in die „Musiksprache“ hinein zu denken und ich wollte schlussendlich dann gar nicht mehr wissen, wie die Geschichte endet.

Falls sich jemand brennend für Herrn Mozart interessiert und dem Buch ein neues Zuhause und meinem Blog eine anständige Rezension spendieren möchte, dann bitte einfach über das Kontaktformular melden. Wer zuerst kommt… na, ihr wisst schon. 😉

Das Buch hat rasend schnell ein neues Zuhause gefunden und gute Chancen, dort auf mehr Liebe zu stoßen als bei mir 😉

Kurzes Lebenszeichen

Still ist es im Blog.
Nicht, weil ich keine Lust zum rezensieren oder bloggen habe, sondern eher, weil es im Moment einfach zu anstrengend ist. Ich habe es geschafft, mir neben einem hartnäckigen Virus auch noch eine ausgewachsene Lungenentzündung einzufangen und wer je eine Lungenentzündung hatte, wird wissen, dass damit selbst die einfachsten Dinge zur wahren Herausforderung werden. Bisschen surfen im Netz geht, bisschen lesen geht, fernsehen geht und das wars dann aber auch schon, selbst die kleinste Treppe scheint wie eine Bergbesteigung.
Es wird also auf jeden Fall hier im Blog weitergehen, aber es wird wohl noch etwas dauern.
Dafür wächst die Liste der 2011 gelesenen Bücher fleißig an, quasi prozentual zum Verbrauch der Papiertaschentücher (falls hier zufällig jemand aus der Taschentuchbranche liest – ich nehme Spenden dankbar entgegen 😉 ).

Kai Splittgerber und Dorothea Huber / Brehms Tierland

„Mit Stolz und Genugtuung darf ich von den ersten Tieren berichten, die ich auf Tierland entdeckte. Ich nenne sie zu Ehren meines lieben Vaterlandes: Deutsche.¹ Strandulen.

¹ In Anbetracht der widrigen Umstände meiner Expedition hat mein Vaterland diese Ehre doch nicht verdient. Dies soll auch eine Lehre für die hohen Herren von der Akademie sein: Kein Tierlandtier soll Deutscher heißen, solange nicht endlich das Geld für meine zweite Expedition bereitgestellt worden ist.“

Edmund Alfred Brehm (nicht zu verwechseln mit dem wohl weit berühmteren Alfred Edmund Brehm 😉 ) ist ein verkanntes Genie.
Missverstanden, unterschätzt, bedauerlicherweise auch an einer gewissen Katzenproblematik leidend, stets um die ihm zustehende Anerkennung ringend.
Seine Tierforschungen werden, ebenso wie seine glorreichen Erfindungen, nicht ernst genommen, seine Expeditionen von der Akademie nicht finanziert, die hohen Herren von der Akademie wagen es sogar, ihn komplettweg zu ignorieren!

Also macht er sich todesmutig auf und segelt mit dem betrügerischen Halsabschneider Kapitän Pamphile, dessen fragwürdigen Mannschaft und einem Haufen suizidaler Kaninchen auf eigene Kosten auf nach Tierland (dessen Existenz von den hohen Herren der Akademie freilich verleugnet wird).
Brav notiert er jedes Erlebnis in seinem Expeditionstagebuch, skizziert jedes seltsame Tierlandtier und in seiner unendlichen Güte legt er den hohen Herren der Akademie dieses Expeditionsbuch samt Karte von Tierland vor. Welch Glück für uns schnöde, nichtswissende Leser, da auch wir so in den Genuss der Brehmschen Genialität kommen und Anteil nehmen dürfen an dieser waghalsigen Expedition!

Hier ein kleiner Eindruck:

Meinung:
Als jemand, der mit dem Dicken Schmitt-Buch und dem dDicken Schrader-Buch groß geworden ist (Ossis ab 25 Jahren aufwärts dürften wissen, wovon ich spreche 😉 ), liebe ich illustrierte und humorige Geschichten.
Mit „Brehms Tierland“ hatte ich wahnsinnig viel Spaß, es war fast wie damals, als ich als Kind kichernd und glucksend über dem Dicken Schmitt gehangen habe – und das, liebe Autoren, dürft ihr als dickes, fettes Kompliment auffassen!

Eine aberwitzige Geschichte, die zu gleichen Teilen aus Text (der mittels verschiedener typographischer Schriften dargestellt wird und jede Menge erheiternde Fußnoten enthält) und Illustration besteht; eine Geschichte also, die gleichermaßen durch Wort und Bild erzählt wird und die so gespickt ist mit Anspielungen und Feinheiten, dass man sich wirklich Zeit nehmen und genießen muss.

Ein tolles Buch, das eigentlich schon eher ein Kunstwerk ist.


Bewertung:

Ganz klar, fünf Sterne.

Titel: Brehms Tierland
Autoren: Kai Splittgerber (Text) und Dorothea Huber (Illustrationen)
Gebundene Ausgabe: 234 Seiten
Verlag: Edition Büchergilde
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3940111821