Stephen King/ Atlantis

Fünf Novellen, alle miteinander verbunden, obwohl sie zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten spielen und in jeder ein anderer Protagonist zu Wort kommt.
Die erste Geschichte spielt 1960, die letzte 1999 und mit ihr schließt sich der Kreis rund um die Hauptprotagonisten Bobby, Carol und Sully-John. Nicht jeder von ihnen taucht in jeder Geschichte auf, dennoch erfährt man etwas über sie, über ihren Werdegang, ihre Entwicklung und ihr Leben.
Kinder werden zu rebellischen Jugendlichen, die ihrerseits zu angepassten oder auch aufrührerischen Charakteren heranreifen, aneinander geraten, sich verlieren, sich in komplett verschiedene Richtungen entwickeln.
Ein weiteres zentrales Thema in allen fünf Novellen ist der Vietnamkrieg und seine vielfältigen Auswirkungen auf die amerikanische Gesellschaft, die auch im Jahr 1999 noch deutlich spürbar waren.

Stephen King hat mit „Atlantis“ eine sehr nachdenkliche Novellensammlung geschrieben, die so rein gar nichts mit Horror zu tun hat, sondern sich sehr kritisch mit der jüngeren amerikanischen Geschichte und Politik sowie der amerikanischen Gesellschaft auseinandersetzt.
Ein paar Fantasy-Elemente kommen selbstverständlich vor, vor allem in der ersten Novelle mit dem Titel „Niedere Männer in gelben Mänteln“. Vor allem hier taucht auch immer wieder ein Bezug zu Stephen Kings Meisterwerk, dem Zyklus rund um den „Dunklen Turm“, auf und wer die Bücher dazu gelesen hat, wird manchen Aha-Effekt erleben können. Doch trotz dieser Fantasy-Elemente ist das Buch keinesfalls zum Fantasy-Genre zu zählen und ebenso wenig zum Horror- oder Spannungsgenre. Spannung kommt zwar vor, aber nicht in dem Maße, wie man es eigentlich von King gewohnt ist.

Wer Stephen King bislang für einen untalentierten Schreiberling hielt, dessen Horizont nicht über Blut, Horror und Gemetzel hinaus reicht, der anspruchslose Bücher für anspruchslose Menschen schreibt (ja, diese Denke ist leider immer noch häufig anzutreffen), der wird hoffentlich durch „Atlantis“ endlich eines besseren belehrt.

Was ich an diesem Buch zu bemängeln habe, sind ein paar unschöne Übersetzungsfehler, über die man jedoch in Betrachtung des Gesamtwerks gelassen hinwegsehen kann. Außerdem finde ich das deutsche Cover im Vergleich zur amerikanischen Taschenbuchausgabe nicht sonderlich gelungen, auch wenn es sich natürlich so rein optisch sehr gut in die Neuauflagen der King-Bücher einfügt.

Der erste Satz:

Bobby Garfileds Vater hatte zu denen gehört, die schon mit zwanzig bis dreißig Jahren die Haare zu verlieren beginnen und so circa mit fünfundvierzig völlig kahl sind.

Bewertung:
Nichts anderes kommt in Frage als fünf Sterne.

Ein Song, der vor allem in der zweiten Novelle „Herzen in Atlantis“ immer wieder erwähnt wird und sich durch das gesamte Buch zieht, ist „96 tears“ von ? and the Mysterians, und wer ihn bisher nicht kannte, hat hier nun die Gelegenheit, sozusagen als Soundtrack zum Buch 😉

Titel: Atlantis
Originaltitel: Hearts in Atlantis
Autor: Stephen King
Taschenbuch: 800 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (8. Februar 2011)
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3453435711

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