Lucy hat mehr als nur eine Pechsträhne: Aus dem Traumurlaub wird ein Horrortrip, nach ihrer Rückkehr muss sie feststellen, dass ihr Verlobter sie kommentarlos vor die Tür gesetzt hat und dann wird sie auch noch gefeuert. Man sollte meinen, das würde ausreichen, doch nein, falsch gedacht, denn zur Krönung dieser Pechsträhne gerät Lucy auch noch unter einen Bus. Und selbst im Jenseits hat die arme Lucy nicht ihre Ruhe, denn ihr wird der Zugang zum „Großen Land“ verweigert. Offenbar hat Lucy im Leben einiges vermasselt und muss nun zum Ausgleich eine Mission bewältigen, die es in sich hat …
Buchtitel und Cover verleiten dazu, dieses Buch als simple „ChickLit“ abzustempeln. Wie schön, dass das Buch selbst dann doch einiges mehr zu bieten hat und ich mich überzeugen ließ, dass es mir gefallen könnte 😉
Irgendwie ist diese Storyline „Mädchen stirbt und muss noch ein wenig rumspuken, eh sie im Jenseits das Paradies findet“ ziemlich ausgelutscht und zuerst dachte ich, es sei nur ein müder Abklatsch von Adena Halperns „Die 10 besten Tage meines Lebens“, doch Laurie Notaros Buch bietet mehr als das und abgesehen von der „Mädchen stirbt und kommt ins Jenseits“-Thematik gibt es nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen den Büchern.
Es geht um eine junge Frau, der, um es mal deutlich zu sagen, das Leben so richtig in die Fresse gehauen hat.
Ihr Leben gerät ohne ihr Zutun aus den Fugen und sie dabei sprichwörtlich unter die Räder.
Im Jenseits muss sie nun lernen, die Gegebenheiten, sprich: ihren Tod, zu akzeptieren und ihre Mission wird zu einer Reise der Selbsterkenntnis. Lucy muss erkennen, welche Spuren sie im Leben und bei den Menschen hinterlassen hat und zu Beginn scheinen das nicht sonderlich viele zu sein, denn abgesehen von ihrer Schwester, ihrem Neffen und ihrer Hündin Tulip scheint niemand Lucy zu vermissen. Doch wie auch zu Lucys Lebzeiten, sind auch im Tod die Dinge manchmal nicht so, wie sie scheinen.
Die Geschichte wird auf unterhaltsame, aber niemals platte Art und Weise geschildert, manchmal muss man lachen, manchmal wird man nachdenklich, und, so viel darf man wohl verraten, das Ende lässt einen doch relativ beruhigt und fast schon mit Lucys Schicksal versöhnt zurück.
Spoiler (zum lesen bitte die untenstehende weiße Fläche markieren):
Was mich ganz besonders berührte, war das Nachwort, in dem die Autorin von der echten „Lucy“ schreibt, einer jungen Frau, die nach einer sagenhaften Pechsträhne auf einmal spurlos verschwindet und deren Freunde erst nach langer Zeit von ihrem Ableben erfahren. Unter diesem Aspekt bekommt die Geschichte dann noch eine Extraportion Tiefgang.
Kritikpunkte:
Ab der Mitte des Buches wird die Handlung sehr gerafft, sodass sich ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die Autorin eine feste Seitenzahl einzuhalten hatte, in die sie ihre Geschichte „quetschen“ musste. Vieles, was gerne ausführlicher hätte geschildert werden können, wird nur noch „mal eben schnell“ erwähnt und es gab doch manche Schlüsselszene, auf die ich mich das ganze Buch hindurch gefreut hatte und die durch diese Straffung sehr an Effekt verloren hat.
Der erste Satz:
Bereits als das Taxi am Straßenrand anhielt, wusste Lucy Fisher, dass sie etwas Außergewöhnliches sah.
Fazit:
Sicher ist „Spooky little girl“ nicht das anspruchsvollste aller Bücher, aber es bietet doch weit mehr als man auf den ersten Blick meinen könnte und manch kritischen Blick auf die Menschen und das Leben. Mich hat es einige Stunden sehr gut unterhalten und dafür gebe ich ihm verdiente vier Sterne.
Autorin: Laurie Notaro
Titel: Spooky little girl. Ein Geist zum Verlieben.
Originaltitel: Spooky Little Girl
Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3764503857
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