Archiv der Kategorie: Gastrezension

[KapitelLiebe♡] Amy Ewing/ Das Juwel – Die Gabe

Heute erwartet auch an dieser Stelle wieder eine Gastrezension aus dem Bereich Young Adult/Fantasy von der lieben Lisa aka KapitelLiebe ♡

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„Darf ich dir eine Frage stellen, Nummer 197?“, sagt Lucien leise. „Willst du dieses Leben?

Amy Ewing: Das Juwel ©Fischerverlage.de

Klappentext:
Violet lebt in Armut, aber sie hat
eine besondere Gabe.
Eine Gabe, die ihre Chance und ihr Fluch zugleich ist …

Violet Lasting ist etwas Besonderes. Sie kann durch bloße Vorstellungskraft Dinge verändern und wachsen lassen. Deshalb wird sie auserwählt, ein Leben im Juwel zu führen. Sie entkommt bitterer Armut und wird auf einer großen Auktion an die Herzogin vom See verkauft, um bei ihr zu wohnen. Eine faszinierende, prunkvolle Welt erwartet sie. Doch das neue Leben fordert ein großes Opfer von ihr: gegen ihren Willen und unter Einsatz all ihrer Kraft soll sie der Herzogin ein Kind schenken.
Wie soll Violet in dieser Welt voller Gefahren und Palastintrigen bestehen?
Als sie sich verliebt, setzt sie nicht nur ihre eigene Freiheit aufs Spiel.

Dieser überwältigende Fantasyroman entführt uns in eine Welt voller Glanz und voller Dunkelheit. Eine Welt, in der eine Gabe ein Fluch sein kann.

Quelle: Fischerverlage.de

Cover:
Das Cover ist ein echter Hingucker, einfach atemberaubend schön! Diese Farbe und das Glitzern laden zum Kauf ein. Als ich es in der Buchhandlung sah, war es Liebe auf den ersten Blick. Zuerst ein reiner Coverkauf.

Schreibstil:
Geschrieben wird aus Violets Sicht in der Ich-Form, es ist leicht und schnell zu lesen.

Inhalt:
Seit ihrem 12. Lebensjahr wird Violet Lasting in der Verwahranstalt auf ihr zukünftiges Leben als „Surrogat“ vorbereitet. Denn Violet verfügt über besondere Kräfte, die sie als Leihmutter für die adligen Frauen des Juwels unschätzbar wertvoll machen, da diese selbst nicht schwanger werden können.
Doch Violet will dieses Leben nicht, viel lieber würde sie im Sumpf bei ihrer Familie, der sie gewaltsam entrissen wurde, bleiben, auch wenn das hieße, in Armut zu leben. Doch ihr Schicksal ist aufgrund ihrer Gene vorherbestimmt. Schon bald landet Violet als Surrogat in den Klauen der Herzogin, die mit teuren Kleidern und exquistitem Essen darüber hinwegtäuschen will, dass Violet ihre Sklavin ist.

Klingt das für euch auch so schrecklich wie für mich?
Dann willkommen in Violets Welt!
Seit ihrem 12. Lebensjahr weiß sie von ihrer besonderen Gabe und ihrem Schicksal, als Surrogat dienen zu müssen.

Sie muss das Kind für ihre neue Herrin austragen!
Doch Violet wehrt sich gegen dieses Schicksal und muss bald feststellen, dass sie nicht die Einzige ist, die gegen diese alte Tradition ankämpft.

Meinung:
Lasst euch vom glitzernden, mädchenhaften Cover des Buches nicht täuschen, dies ist ein dystopischer, grauenhafter Zukunftsauftakt voller Intrigen, Sklaverei, Hass und Tod, aber auch etwas Liebe.

Amy Ewing hat mich sofort in die Welt von Violet hineingezogen. Nach zwei Tagen lesen war ich so dermaßen geflashed, dass ich mich gar nicht mehr auf ein neues Buch konzentrieren konnte. Endlich mal wieder ein Buch, das mich durchgehend gefesselt hat.

Fazit:
„Das Juwel“ ist eine klassische Jugenddystopie mit einer ungerechten Gesellschaft, einer jungen Heldin, die aufbegehrt und schwer dafür bezahlen muss.
Für Fans von „Die Tribute von Panem“ ist es eine absolute Leseempfehlung!

5 von 5 Lesesterne ☆☆☆☆☆

Eure KapitelLiebe♡

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Autorin: Amy Ewing
Titel: Das Juwel – Die Gabe
Originaltitel: The Jewel
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: FISCHER FJB; Auflage: 1 (20. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3841421043
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 bis 17 Jahre

[KapitelLiebe♡] Jennifer Wolf/ Morgentau – die Auserwählte der Jahreszeiten (Buch 1)

Heute erwartet auch an dieser Stelle wieder eine Gastrezension aus dem Bereich Young Adult/Fantasy von der lieben Lisa aka KapitelLiebe ♡


Klappentext:
Die Erde liegt unter einer dicken Schneedecke, Eis und Kälte herrschen überall. Nur noch ein kleiner Landfleck ist bewohnbar, wo die Erdgöttin Gaia die letzten ahnungslosen Menschen angesiedelt hat. Hier lebt auch Maya Jasmine Morgentau, eine der göttlichen Hüterinnen. Alle hundert Jahre wird unter ihnen eine Auserwählte dazu bestimmt, das Gleichgewicht der Natur aufrechtzuerhalten. Sie darf die vier besonderen Söhne der Gaia kennenlernen, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. Für einen muss sie sich entscheiden und sich ein Jahrhundert an ihn binden. Doch jeder der Söhne hat seine Stärken und Schwächen. Sollte Maya die Auserwählte werden, für wen würde sie ihr Leben hergeben?

“Der Frühling bringt Blumen,
der Sommer den Klee.
Der Herbst bringt die Trauben,
der Winter den Schnee.”

Quelle: Carlsen

Jennifer Wolf: Morgentau (Buch 1)

Inhalt:
Die Welt liegt in Trümmern und Eis. So, wie wir sie kennen, existiert sie nicht mehr. Dennoch gibt es noch Leben auf einem Fleckchen Erde, was die Menschen nur der Göttin Gaia zu verdanken haben. Sie schuf eine Stadt, abgekapselt von all den todbringenden Krankheiten und Gifte, die sich die Menschen selbst zuzuschreiben haben.
Und dort lebt auch Maya. Alle 100 Jahre wird dort, von der Göttin Gaia höchstpersönlich, eine Hüterin auserkoren, die sich als Gefährtin für ein Jahrhundert an einen von Gaias Söhnen zu binden hat, den Frühling, den Sommer, den Herbst oder den Winter. Ein ganzes Jahrhundert mit einem Mann?
Maya, die neue Auserwählte der Jahreszeiten hat eine schwierige Wahl zu treffen, nämlich die für den richtigen Halbgott …

Schreibstil:
Der Schreibstil von Jennifer Wolf ist locker, aber auch gehoben, nicht zu umgangssprachlich. Ich konnte es dennoch flüssig und – vor allem – schnell lesen.

Cover:
Das Cover ist ja wirklich mal ein Hingucker. Sehr mädchenhaft und frisch, es lässt sofort auf eine fantasievolle Geschichte schließen.
Meinung:
Jennifer Wolf hat mich mit Mayas Geschichte ab der ersten Seite in ihr Bann gezogen!
Auf Anhieb wüsste ich nicht, je etwas Vergleichbares gelesen zu haben. Die Autorin besitzt für mich eine unglaublich ausgeprägte Fantasie, weshalb ich diese leicht dystopische und wahnsinnig fantastische Geschichte in null Komma nichts verschlungen habe. 🙂
Sie hat für mich eine vollkommen neue und einzigartige Welt erschaffen.
Und Nevis … hach, Nevis, der Winter, mit seinen unglaublichen traurigen Eisaugen! Ich gestehe, ich hab mich sofort in ihn und seine verschlossene Art verliebt! Bedingungslos und unwiderruflich! 😀
Die Protagonistin Maya habe ich ebenfalls ins Herz geschlossen. Oft tat sie mir leid, hier und da musste ich sogar mit den Tränen kämpfen, bis der Damm dann doch am Ende endgültig gerissen ist und ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Ich kleine Heulsuse ;).

Auch die anderen Charaktere fand ich sehr gut dargestellt.
Die Erdgöttin Gaia war die Güte in Person und dennoch ehrfurchterregend. Sie war wie eine Mutter: Liebevoll und tadelnd zugleich.

Fazit:
Ich kann die Autorin nicht genug loben für ihr unglaubliches Buch!
Wer Fantasy mag, wird “Morgentau” lieben, und es, genauso wie ich, in die Glasvitrine für besondere Bücher einschließen und es jedes Mal beim vorbeigehen verträumt lächeln!
Kauft es! Mit aktuell 4,99€ ist der Preis kaum zu toppen.
Ich liebe es. ♡

5 von 5 Sternen ☆☆☆☆☆
(Aber im Herzen 100 Sterne!)
Lisa, Eure KapitelLiebe ♡


Autorin: Jennifer Wolf
Titel: Morgentau – die Auserwählte der Jahreszeiten (Buch 1)
Taschenbuch: 272 Seiten
Verlag: Carlsen
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3551314963
Empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren


Alle weiteren Gastrezensionen von Lisa findet ihre hier: >>KapitelLiebe ♡<<

[KapitelLiebe♡] Colleen Hoover/ Weil ich Will liebe

Gastrezension von Lisa [KapitelLiebe♡]

*** Ich möchte euch darauf hinweisen, dass ihr diese Rezension erst lesen solltet, wenn euch Band 1 „Weil ich Layken liebe“ schon bekannt ist, da Spoiler vorhanden sind. ***

Colleen Hoover: Weil ich Will liebe

Klappentext:
Es ist jetzt über ein Jahr her, dass Will Layken zum ersten Mal begegnet ist. Und ihre Liebe scheint täglich stärker zu werden. Doch als Will im neuen Studienjahr auf seine Ex-Freundin Vaughn trifft, beschließt er, Layken nichts davon zu erzählen. Ein fataler Fehler, denn als Layken die beiden zufällig sieht, missversteht sie die Situation.

Quelle: DTV



*** Ich möchte euch darauf hinweisen, dass ihr diese Rezension erst lesen solltet, wenn euch Band 1 „Weil ich Layken liebe“ schon bekannt ist, da Spoiler vorhanden sind. ***



Über ein Jahr ist vergangen, seit Laykens Mutter an Lungenkrebs verstorben ist. Will und Layken ziehen ihre kleinen Brüder gemeinsam auf und spielen ihre Elternrolle großartig.
Dennoch erleben sie angesichts dieser Verantwortung auch ihre Nachteile. Die Erziehung von fast 11-jährigen Jungs kann nicht einfach sein …
Will geht wieder zur Uni, wo er überraschend auf seine Ex-Freundin Vaughn trifft, die ihn kurz nach dem Tod seiner Eltern verlassen hat.
Da er Layken nicht unnötige Probleme machen will, verschweigt er es ihr.
Doch sie bekommt es kurz vor einem romantischen Date mit Will heraus, und stellt sofort die Beziehung und Wills Gefühle infrage.
Das bitterschmeckende Leben stellt sich ihnen wieder mit aller Kraft entgegen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Colleen Hoover ist wie gewohnt sehr locker und jugendlich. Das Buch liest sich flüssig, weshalb man auch nicht allzu lange braucht, um es durchzulesen.

Meinung:
Zu Beginn ertappte ich mich oft dabei, dass ich dachte, ich würde aus Laykens Sicht lesen. Der Wechsel der Sichtweise war eine ganz schöne Umstellung. Immer wieder musste ich mich daran erinnern, dass es Will ist, der hier die Liebesgeschichte erzählt.
Trotzdem hat es mich sehr gefreut, in Wills Kopf sehen zu dürfen, denn seine Gedanken waren oft amüsant und brachten mich zum Lachen.
Die Nebencharaktere sind ein Traum, allen voran Kiersten. Sie ist das neue Nachbarsmädchen, mit dem sich Kel und Coulder angefreundet haben, Kel noch ein bisschen mehr als Coulder.
Und „verschmetterlingt“ nochmal, musste ich über dieses Mädchen lachen! („Schmetterling“ ist übrigens ein Insider in dieser wundervollen Familie.)
Auch Kirstens Mutter Sherry hat sich still und heimlich in mein Herz geschlichen, da ihre Art so mütterlich und fürsorglich ist.

Es gab allerdings auch Nebencharaktere, die ich am liebsten eigenhändig verprügelt hätte.
Zum Beispiel Vaughn und Reese. Ganz besonders Vaughn.
Bei ihr stellen sich immer noch meine Nackenhaare zu auf!
Warum? Lest es selbst! 🙂

Poetry Slam ist erneut ein wichtiger Bestandteil des Buches, worüber ich mich sehr gefreut habe, da mich die Texte so berührt haben.
Jedes Kapitel fängt mit einem Eintrag aus Wills Tagebuch an, was ich einfach wunderschön fand!

Das Cover lädt wieder zum Kaufen ein, da es schön knallig und jugendlich gestaltet ist.

Fazit:
Colleen Hoover versteht es wirklich, die Gefühle ihrer Leser auf Achterbahnfahrt zu schicken.

Kauft das Buch und lest es!!! 🙂

„Weil ich Will liebe“ ist eine wundervolle, gleichzeitig auch ein wenig traurige Fortsetzung von „Weil ich Layken liebe“.

Noch Ende Juli kommt der dritte Teil der romantischen Liebesgeschichte von Layken und Will raus und heißt „Weil wir uns lieben“. Auch diesen Teil werde ich mit Freuden inhalieren! 🙂

5 von 5 Sternen ★★★★★

Eure KapitelLiebe♡ 🙂

[KapitelLiebe♡] Colleen Hoover/ Weil ich Layken liebe

Gastrezension von Lisa [KapitelLiebe♡]

 

 

Stell dir vor, du triffst die große Liebe – und dann kommt das Leben dazwischen …

Klappentext:

Nach dem Unfalltod ihres Vaters zieht die 18-jährige Layken mit ihrer Mutter und ihrem Bruder von Texas nach Michigan. Nie hätte Layken gedacht, dass sie sich dort bereits am ersten Tag Hals über Kopf verliebt. Und dass diese Liebe mit derselben Intensität erwidert wird. Es sind die ganz großen Gefühle zwischen Layken und Will. Das ganz große Glück – drei Tage lang. Denn dann stellt das Leben sich ihrer Liebe mit aller Macht in den Weg …

Quelle: DTV

Colleen Hoover: Weil ich Layken liebe
WOW – das ist es, was ich über die Liebesgeschichte von Layken und Will auf Anhieb denke!

Ich habe schon viele Liebesromane gelesen, die unglaublich kitschig waren, aber „kitschig“ umschreibt diese Geschichte in keiner Weise. Eher „unglaublich“, „ehrlich“, „traurig“ und unfassbar „schön“.

Es gibt ja immer diese Bücher, die du einfach liest, und es gibt diese Bücher, die dich im Innersten deines Herzens treffen, die dich all deine Gefühle durchleben lassen.
Bei diesem Buch ging es mir so! Ich musste weinen und lachen, meine Emotionen gingen bei dieser wundervollen Geschichte vollends mit mir durch!

Colleen Hoovers Schreibstil ist fesselnd und liest sich sehr flüssig, da die Sprache zwar jugendlich, aber nicht übertrieben ist. Ihre Charaktere sind sehr authentisch und liebevoll dargestellt, vor allem sind sie dem Leser greifbar. Ich konnte mich sofort mit Will und Layken identifizieren. Schon nach den ersten paar Zeilen war ich gefesselt. Es fiel mir ziemlich schwer, das Buch aus der Hand zu legen, um schlafen zu gehen, und selbst dann musste ich noch an Layken und Will denken.
Das Cover des Buches ist jugendlich und bunt gestaltet, es fällt sofort ins Auge und lässt an eine Liebesgeschichte denken.

Die im Mittelpunkt stehende Protagonistin Layken ist mit ihrer Familie von Texas nach Yipsilanti in Michigan gezogen.
Kürzlich ist ihr Vater unerwartet verstorben, weshalb ihre Mutter aus finanziellen Gründen gezwungen ist, mit Layken und ihrem Bruder wegzuziehen. Ausgerechnet am ersten Tag verliebt Layken sich in den gut aussehenden Nachbarsjungen Will Cooper. Nach langer Zeit der Trauer ist dieses vergessene, warme Gefühl im Bauch für sie überwältigend. Doch das Leben macht Layken den berühmten Strich durch die Rechnung. Ihre Liebe währt nur kurze drei Tage lang, bis das schlimmste Trennungsgespräch aller Zeiten stattfindet.
Leider kann ich hier nicht mehr verraten, ohne zu spoilern, deshalb müsst ihr selbst herausfinden, was geschieht. 🙂

Emotional betrachtet ist es eine reine Achterbahnfahrt der Gefühle. Lahme Chuck-Norris-Witze und Freundin Eddie brachten mich dazu, lauthals zu lachen.Laykens kleiner Bruder Kel hat mich desöfteren zum Schmunzeln gebracht. Ich musste jedoch auch zwischendurch weinen, wenn das Leben mit voller Wucht zugeschlagen hat.

Die zärtliche und aufrichtige Liebe zwischen den Hauptcharakteren erweicht einem das Herz, auf der anderen Seite stimmen die fatalen Wendungen so unfassbar traurig. Einige traurige Szenen regen zum Nachdenken über Prioritäten und das, was wirklich im Leben zählt, an.

Wer Gedichte mag, dem wird dieses Buch besonders gefallen! Es geht viel um „Poetry Slam“, eine moderne Form des Dichtens.
Die Autorin hat die „Slam-Abende“ so unterhaltsam und liebevoll beschrieben, dass ich davon nicht genug kriegen konnte.

♡ Mein Fazit ♡:
„Weil ich Layken liebe“ feiert große Erfolge in den USA und in Deutschland, meiner Meinung nach zurecht, denn Colleen Hoover schreibt so herzergreifend wie kaum eine andere Autorin. Ihr Buch ist mir sehr zu Herzen gegangen, mehr als jedes andere Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Die romantische und dennoch ernstzunehmende Handlung der Geschichte lässt einen nicht mehr los, auch wenn man sie längst beendet hat.
Jeden Moment habe ich beim Lesen genossen, und ich würde ohne zu zögern auch jedes andere Werk der Autorin lesen.

Ich gebe 5 von 5 möglichen Sternen
★★★★★

Eure Lisa (KapitelLiebe♡)

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Autorin: Colleen Hoover
Titel: Weil ich Layken liebe
Originaltitel: Slammed
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3423715621
Empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren

Gastrezensentin [KapitelLiebe] stellt sich vor

Wenn ein Genre generell auf meinem Blog zu kurz kommt, dann sind es wohl die Jugendromane. Ab und an lese ich zwar mal ganz gerne einen, aber die Zeit fehlt momentan einfach an allen Ecken (man merkt es ja an meiner Blogfrequenz).
Aus diesem Grund freue ich mich sehr, euch heute eine neue Gastrezensentin vorstellen zu können, die sich voll und ganz diesem Genre verschrieben hat und die Bücher in einem Tempo verschlingt, das mich regelmäßig nur staunen lässt ;).
Ich wünsche euch viel Spaß bei ihren Besprechungen!

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Hallo ihr Leseeulen, da mich die liebe Grete gefragt hat, ob ich nicht gerne mal auf ihrem Blog Jugendromane als Gastbloggerin rezensieren möchte, und ich ganz verzückt „JA“ geschrien habe, möchte ich mich hier einmal kurz vorstellen:
Ich bin Lisa alias KapitelLiebe♡ und ich bin 20 Jahre alt.
Meine größte Leidenschaft ist das Lesen, und bestimmt auch bald das Rezensieren von Büchern. 🙂 Mein Lieblingsgenre ist Romantasy für Jugendliche. Liebesromane und Dystopien werden aber auch noch sehr gerne in meinem allerliebsten Bücherregal gesehen.

Ich hoffe, ich werde allen Büchern, deren Rezension ich schreiben werde, gerecht werden (ich bin noch eine absolute Anfängerin). 🙂

Ich danke euch schon mal von ganzem ♥ für’s lesen!
Eure KapitelLiebe♡

[Gastrezension] Lukas Hartmann / Finsteres Glück

Ich freue mich sehr, euch heute erneut eine wunderschöne, gefühlvolle Gastrezension von Amy vorstellen zu dürfen.

Lukas Hartmann: Finsteres Glück   ©Diogenes VerlagSchon recht weit am Ende angelangt, notierte ich mir – einer spontanen Eingebung folgend – meinen eigenen, wesentlich optimistischer gefärbten Titel für dieses kleine, feine Buch: „Familienzusammenführung“ (leider verkauft sich Spektakuläres besser).
Denn obwohl der Kern des Plots exakt das Gegenteil dessen bildet, nämlich die tragische, plötzliche Zerstörung einer fünfköpfigen Familie, einen fürchterlichen, abrupten Riss, dreht sich am Ende doch alles nur darum: Um das, was geblieben ist, zu kitten, zu heilen, die scheinbar nicht (mehr) passenden Bausteine doch wieder irgendwie zusammen zu basteln.
Die alte, verlorene Familie durch ein völlig neues Konstrukt zu ersetzen, mühsam … gewagt, unorthodox.

Ein achtjähriger Junge, Yves, wird Zeuge eines Autounfalls, bei dem sämtliche Mitglieder seiner Familie – Vater, Mutter, Schwester, Bruder – auf dem Heimweg von einer gemeinsam bestaunten Sonnenfinsternis ums Leben kommen. Yves kleine, heile Welt, die längst doch schon keine mehr war, hört binnen weniger Sekunden auf zu existieren. Der Familienwagen bricht in einem Tunnelabschnitt aus unerfindlichem Grund plötzlich aus und kracht ungebremst an die Wand.
Nur Yves überlebt die Tragödie und droht an ihr zu zerbrechen, ins Wahnhafte abzudriften, in der verzweifelten Hoffnung, die geliebten Toten durch imaginäre Gespräche ins Leben zurück zu rufen.
Es ist Aufgabe der erfahrenen Trauma-Psychologin Elaine, und ihr schon bald ein Herzensanliegen, seinen überwältigenden Schmerz über den erlittenen Verlust ins Bewusstsein zu locken, damit er betrauert und integriert werden kann in ein kleines Leben, das ebenfalls zu verlöschen droht.

An Kastanien dachte ich, an Moorwasser, in dem sich der Herbstwald spiegelt …

Die unidentifizierbare Farbe von Yves Augen lässt Elaine nicht mehr los, irgendetwas in ihm rührt sie über alle Profession hinaus und lässt mehr und mehr die Mutter in ihr zu Tage treten.
Eine Mutter, die mit ihren beiden Töchtern in ihrem eigenen Kampf gegen Ablösung, Widerstand, Emanzipation gefangen ist und die mit deren unterschiedlichen Vätern noch längst nicht abgeschlossen hat. Diese fragmentarische Kleinfamilie bildet den Kontrast zu dem für immer Verlorenen. Auch die lebendige Kleinfamilie ist in Auflösung begriffen, sehr zerbrechlich; aber auf einmal ist da Yves – und durch die unfassbare Tragödie, die ihn wie ein schwerer Mantel umhüllt, gelingt es ohne sein eigenes bewusstes Zutun, das in Starrsinn und Sturheit aneinander geschmiedete Dreiersystem langsam aufzuweichen.

Das ist schön zu lesen, herzerwärmend und niemals platt oder billig pathetisch, gar voyeuristisch.
Yves droht an seinem unausgesprochenen Schmerz zu ersticken, man kann es fast körperlich spüren – und wie die drei Mitglieder der (noch) heilen Familie sich erst mit Mitleid und dann mit Liebe und Intuition einbringen, jedes auf seine eigene Weise, um dadurch selbst ungewollt wieder ein Stück weit zusammen zu rücken, das geht schon ans Herz.
Hilfe der (hilflosen) Außen- und doch Nahestehenden kann nur insoweit geleistet werden, als sie eben präsent sind, intensiv und doch geduldig an seiner Seite abwarten, und sich im entscheidenden Moment ungefragt und bereitwillig als Auffangbecken für Tränen, Geschrei, Wutanfälle und den ewigen brennenden Schmerz zur Verfügung stellen.
Mehr kann nicht getan werden.

Dieses Buch über eine Horrorerfahrung, vor der niemand von uns gefeit sein kann, ist zugleich ein positives Beispiel für einen würdevollen, achtsamen Umgang mit den Geschädigten, den Leidenden – ob wir nun selbst unmittelbare Betroffene, LeidTRAGENDE, sind oder „nur“ schreckerstarrte Beobachter.
Letztendlich rückt ein jeder Einzelne der sich um Yyes behutsam kümmernden Parallel-Familie ab vom eigenen Egoismus, von den Ärgernissen und Nichtigkeiten des eigenen Alltags und wird dadurch ein winziges bisschen erhöht zu einem besseren, einem mitfühlenden, mitleidenden Menschen.
Und ganz am Schluss, soviel sei hier verraten, wird sich die Kleinfamilie vergrößert haben.

Fazit:
Für mich persönlich ist es wichtig, dass Bücher von Leid und Elend und dem Umgang mit beidem so wahrhaftig wie möglich erzählen. Ohne Beschönigung, ohne Theatralik, ohne romantisierendes Beiwerk; meiner Ansicht nach beherrschen Bücher und Traktate über großherzige Möchtegern-Heldentaten und den Sehnsuchtswünschen nach einem möglichst leicht zu lebendem Leben leider zu unrecht den Markt. Ich brauche, ja, mich hungert nach Literatur, die von Leid und leidvoller Erfahrung exakt so berichtet, dass sie mich nicht in tiefer Niedergeschlagenheit regunglos verharren lässt, sondern mir bei aller bedrückender Beschreibung von Tod und Düsternis auch immer noch Hoffnung schenkt und mich dazu anspornt, auf meine eigene bescheidene Art und Weise das Leid der Welt wenigstens ein klitzekleines bisschen zu lindern.
Vielleicht auch deshalb der Titel „Finsteres Glück“.
Um die Feinheit und Klarheit der Sprache des Autors deutlich zu machen, hier ein kurzer Textauszug:

Wolken, die an nasse Lappen in ausgewaschenen Farben erinnerten, alles mit Graustich, und dann, wie eine blendende Faust, die dazwischenschlug, das kurze Erscheinen der Sonne.


Bitte unbedingt lesen!!!

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Titel: Finsteres Glück
Autor: Lukas Hartmann
Broschiert: 320 Seiten
Verlag: Diogenes
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3257240948

[Gastrezension] Edgar Hilsenrath/ Der Nazi und der Friseur

Nach meinem Beitrag zum 27. Januar meldete sich der von mir sehr geschätzte Flattersatz bei mir und bekundete Interesse an Edgar Hilsenraths Buch „Der Nazi und der Friseur“.
Ich freue mich sehr, euch nun seine Rezension der Extraklasse präsentieren zu dürfen. Und dir, lieber Flattersatz, recht herzlichen Dank!

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Es ist schon eine provozierende Konstellation, die der Autor für seinen Roman gewählt hat. „Der Nazi & der Friseur“: ein makabres Rollenspiel, in dem der Max Schulz die Hauptrolle innehat. Aber der Reihe nach…

Im Mai 1907 wurden in einem kleinen schlesischen Städtchen, Wieshalle, zwei Jungen geboren, praktisch gleichzeitig: der Max Schulz und der Itzig Finkelstein. Noch spielt es zwar nicht die große Rolle (das sollte sich später dann ändern), aber so wie der kleine Itzig Finkelstein ein Jude war mit frommen jüdischen Eltern war der ebenso kleine Max Schulz arisch bis ins x-te Glied, wie man es später nannte. Und auch ansonsten unterschieden sich die beiden Knaben… der Itzig war blond und groß mit blauen Augen, seine Eltern sittsam und fromm. Der Vater führte einen gutgehenden Frisiersalon mit guter Kundschaft und verdiente damit sein Geld. Der kleine Max hingegen – sehen wir es so, wie es ist: sah aus, wie später die Hetzkarikaturen des „Stürmers“: Hakennase, wulstige Lippen und dunkle Behaarung, von den Froschaugen ganz zu schweigen. Seine Mutter, die Minna Schulz, war dick und stand auf dünnen Beinen. Oft lag sie auch und verdiente sich ein Zubrot mit den Herrenbesuchen, die sie empfing. So nimmt es nicht wunder, daß nicht weniger als fünf Herren infrage kämen, leibliche Erzeuger des kleinen Max zu sein.

Aufgewachsen ist Max Schulz aber bei einem anderen Mann, dem Friseur Slavitzki, dem ein so großes .. ähämmm.. nachgesagt wurde, daß man vermutete, er würde es mit einem Gummiband an seinem Bein festbinden, damit es nicht so schlackerte. Diese Tatsache ist nicht ganz unwichtig, da der Dachschaden, den man bei Max vermutete, der mütterlichen Ansicht nach davon herrührt, das der Slavitzki dem Kleinen mit seinem Ding bis ins Hirn gestoßen habe… und dann die Prügel, die gab es außerdem.. mit den Stöcken, einen für die Mutter, einen für den Stiefsohn….

Und trotz all dieser Unterschiede und der natürlichen Konkurrenz zwischen dem aus polnischen Wurzeln stammenden Friseur Slavitzki und dem Juden Finkelstein, die sich gegenseitig durchs Fenster beobachten konnten, freundeten sich der Max und der Itzig an… und Max lernte die jüdischen Gebete, die im Haus Finkelstein gesprochen wurden, er ging mit in die Synagoge und lernte die Vorschriften, die der Jude zu befolgen hatte. Sie spielten zusammen, gingen zusammen in die Schule und irgendwann begann der Max eine Ausbildung als Friseur – im Salon „Der Herr von Welt“ des Juden Finkelstein…

Unterschiedlicher hätten die Lebensumstände der beiden Jungens kaum seien können und doch… Hilsenrath läßt da gar keine Illusion aufkommen, sie sind völlig irrelevant. Auch wenn er es nicht weiß, Itzig ist qua Geburt Verlierer und mag er noch so blaue Augen haben und blondes Haar und ebenso ist Max qua Geburt auf der Gewinnerseite, trotz seiner Stürmerjudenaussehens. Weil nämlich eines Tages so etwas wie eine Erscheinung kommt nach Wieshalle, auf den Ölberg, einer wie ein Messias, der den Geknechteten und Entrechteten, die ihm andächtig zuhören, Erlösung verspricht, einen Stock verspricht, mit dem sie zurückschlagen können auf die, die sie beherrschen und unterdrücken.

Und der Führer sprach: „…. Wahrlich ich sage euch: In der Hand des wahren Meisters wird der Stock zum Schwert, auf daß die Hand herrsche bis in alles Ewigkeit. Amen. …“ Und ich sagte zu mir: Max Schulz. Höchste Zeit, daß du selber den Stock in die Hand nimmst, den gelben und den schwarzen.

Es ist keine Rede, die Hitler dort auf dem Ölberg hält, es ist eine Predigt, Hitler ist der Messias der Erniedrigten Deutschlands, er ist der Mensch mit der Vision, dem Heilsversprechen, dem die schreiende, tobende, weinende Masse zujubelt, Hitler ist der Erlöser. [1]

Max bekommt seinen Stock, seinen Prügel, einen Schiessprügel nämlich. Im Gegensatz zu seinem Vater, der nur bei der SA landen kann, tritt Max der SS bei. Als Totenkopfmann fährt er dann im Krieg mit Sonderkommandos durch Polen und andere Länder, um Juden zu liquidieren, hier ein paar, dort ein paar. Wenn die Gegend gesäubert ist, zieht das Kommando weiter. Wegen Herzproblemen wird Max Schulz, der MaSSenmörder dann in ein Vernichtungslager geschickt. Zum Vernichten. Wieviele werden es gewesen sein? Wer weiß das schon, so um die 10.000 sagt der Max Schulz irgendwann am Ende des Romans, einfach, um eine Zahl zu nennen. Und er war gut beim Morden, der Massenmörder und Oberscharführer Schulz. Er musste gut sein, weil er doch aussah wie ein Jude auszusehen hat (dem „Stürmer“ sei dank), sogar ein bischen besser musste er sein als die anderen.. dabei war es ja nicht so, daß er die Juden hasste oder irgendetwas gegen sie hatte. Auch und erst recht nicht gegen die Finkelsteins, die er in Laubwalde auch erschießen musste. Er hatte nur endlich den ersehnten Stock in seiner Hand und die Erlaubnis, den Befehl, zuzuschlagen… die empfangenen Schläge, die Vergewaltigungen, den Dreck, die Entrechtung zurückzuzahlen demjenigen, der ihm benannt worden ist von seinem Erlöser.

Es war hektisch, als die Russen immer näher kamen, der Geschützdonner schon zu hören war. Noch schnell das Lager von Überlebenden befreien und dann im LKW nach Deutschland fliehen, durch den Wald. Doch im Wald, da sind die Partisanen.. piff-paff.. alles tot mit halben Hirnschalen nur noch. Alle? Nein, zwei hingen mit bloßen Arsch über der Reling zum Scheissen: Max Schulz und Hans Müller, der Lagerkommandant. Ihre Hirnschalen blieben heile, auch der Schwanz blieb dran und die Uniform drumherum, um den Körper, den frierenden in der eisigen polnischen Kälte im Wald. Das einzige, was man retten konnte, war eine Schachtel mit Gold. Zähnen. Das Startkapital für ein neues Leben, sozusagen. Max Schulz (wo Müller ist, wissen wir nicht) irrt mit einem Sack auf den Rücken durch den Wald und kommt irgendwann halb erfroren an eine Hütte, in der die Einsiedlerin Veronja haust.

Die alte, seltsame, verhuzelte Veronja sieht einen Gott in ihrer Tür stehen. Einen abgehalfterten Gott auf der Flucht, einen Gott ohne Macht, einen ohnmächtigen Gott, einen Ex-Gott, sozusagen. Und was macht man mit einem Ex-Gott, der ein dunkler Gott war, ein tötender? Man fickt ihn! Max Schulz ist von Veronja abhängig, er kann sie nicht töten, ohne selbst verloren zu sein. Und Veronja… sie gibt ihm Drogen, Kräutersude und sie reitet ihn, ein ums andere mal, bis ihn sein Herz fast im Stich läßt, sie prügelt ihn mit ihrer Peitsche und päppelt ihn dann wieder auf, um einen neuen Ausritt zu wagen… Welch eine Szene! Der SS-Mann auf der Flucht vor der alten, runzeligen, krummbeinigen und peitschenschwingenden Kräuterhexe, die ihm buchstäblich die Seele aus dem Leib schlägt und schläft…. Letztlich aber tötet Max die Hexe doch, in einem Akt von Notwehr und er zieht mit seinem Sack und den Goldzähnen weiter gen Deutschland… oder dem was übrig geblieben ist.

Kürzen wir die Geschichte etwas ab.. Es gelingt dem Max Schulz tatsächlich mit seinen Goldzähen im Gepäck nach einem längeren Zwischenstopp bei Witwe Holle in das zerstörte Berlin zu kommen. Dort entschließt er sich zu zweierlei: zum einen versilbert er die Goldzähne (bis auf drei, die er als Andenken behält) und bekommt so daß Startkapital, um als kleiner jüdischer Schwarzhändler Karriere zu machen. Jawohl, jüdisch, denn natürlich hat er Angst davor, entdeckt zu werden bei der Jagd auf die Nazis, die jetzt einsetzt und so entschließt er sich, aus dem Schein (meint: wie ein „Stürmer“-Jude auszusehen) Sein zu machen: Max Schulz erinnert sich seiner jüdisch geprägten Kindheit und mutiert zum Juden, nicht zu irgend einem, nein, Max Schulz, der Massenmörder wird zu Itzig Finkelstein. Ein alter Kamerad, ein Arzt, schneidet ihm das ab, was er zwischen den Beinen zuviel hat und ein anderer tätowiert ihm eine Lagernummer auf den Arm, die ihn als Insasse von Auschwitz kennzeichnet [2]. Wenn schon, denn schon…

Der kleine Schwarzhändler Itzig Finkelstein macht seine Geschäfte, auch lernt er Frauen kennen, bei denen er logiert. Ihnen gegenüber verteidigt er sein Judentum, er erklärt es, erläutert es, versucht zu überzeugen. So sehr er früher SS-Mann war, so überzeugend und überzeugt ist er jetzt als Jude. Nach einigen geschäftlichen Turbulenzen entschließt sich Itzig Finkelstein, mit einem Blockadebrecher aufzubrechen, ins Land seiner Väter zu fahren, 2000 Jahre Exil zu beenden: Palästina ruft, der Staat der Juden, der dort und nirgends anders gegründet werden soll.

Es ist eine wilde Überfahrt auf einem wilden Seelenverkäufer (der „Exitus“), aber sie kommen an, durchbrechen die britische Blockade. Und Itzig lebt sich ein in Palästina, er fängt wieder an, als Friseur zu arbeiten und unterhält die Kunden mit patriotisch-zionistischen Reden. So werden die örtlichen Untergrundkämpfer auf ihn aufmerksam und da er mit Waffen umgehen kann, wird er in die Gruppe aufgenommen… Später dann, nach Gründung des Staates, wird er Soldat, der heimliche Liebling aller Militärs, ist er es doch in einem der frühen Kriege, der als Speerspitze der Armee mit seinem Jeep den Suez-Kanal erreicht (eine Szene, die von Kishon sein könnte, der Sergeant Finkelstein, der in die falsche Richtung abbiegt und am Kanal landet…).

Auf diese Weise zeigt uns Hilsenrath die Beliebigkeit der Dinge. Ausgerechnet die Fähigkeiten, die er bei den Nazis gelernt hat, bringt er hier für den Judenstaat ein: schießen, Waffenkenntnisse, militärisches Gespür. Eine unendlich schmerzvoll zu lesende Szene ist die, wie er die Kinder auf dem Schiff Vitamine spritzt und zwar so gut, daß alle nachher Freunde sind von „Chawer Itzig“ (Kamerad Itzig). Aber gelernt ist schließlich gelernt, nur daß er in Laubwalde Phenol in den Spritzen hatte, mit denen er dort -zig kleine Engel machte…..

… und so lebt Max Schulz ein ganz normales jüdisches Leben. Er findet sogar eine Frau, so dick, nein, fetter noch als seine Mutter, seine Traumfrau also, eine stumm gewordene in den Lagern, eine, die noch immer vom Hungerengel verfolgt [3] wird. Den Frisiersalon seines Chefs übernimmt er nach dessen Tod als sein fleissigster Geselle, er freut sich über die Siege der Juden gegen die Araber, auch wenn er langsam zu alt geworden ist, selbst zu kämpfen.

… und nie schöpft jemand Verdacht, er übersteht sogar die Begegnung mit entfernten Verwandten, die unerwarteter Weise noch existieren und einen blonden Itzig zu treffen erwarteten. Aber die Lager… alles verändert sich in den Lagern, selbst das Aussehen…. sogar als er in späten Jahren einem alten Bekannten vom Schiff gegenüber bekennt, er sei Max Schulz, ein Massenmörder, man glaubt ihm nicht, er inszeniert eine Gerichtsverhandlung gegen sich selbst: man hält es für ein seltsames Spiel…. erst das jüdische Herz, das ihm transplantiert werden soll, weigert sich, in seiner Brust zu schlagen.

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Manchmal bleibt einem beim Lesen schon das Lachen im Hals stecken. Man kann noch nicht einmal sagen, Max Schulz, dieser Mensch mit dem Allerweltsnamen, sei uns als besonders schlechter Mensch geschildert worden. Im Gegenteil, aus sozialer Unterschicht stammend (die Mutter prostituiert sich, der (Stief)Vater schlägt und vergewaltigt ihn) schafft er mit Hilfe seines jüdischen Freundes und dessen Familie einen gewissen Aufstieg, erwirbt Bildung und Ausbildung, mithin gute Chancen für seine Zukunft. Was also verführt ihn, zum Massenmörder zu werden? Ist es die Chance, mit einem Schlag auch sozusagen offiziell (und nicht nur durch Geburt) auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen und Macht zu bekommen, das erlittene Unrecht, die erlebten Schmerzen zurückzahlen zu können, egal wem? Erliegt er einfach der Faszination der Lichtgestalt Hitler, der ihm erlösergleich befiehlt: „Steh auf und morde!“ Sicherlich ist die Szene, in der Hitler auf dem Ölberg zu den versammelten Menschen spricht, eine Schlüsselszene für das Buch. In dieser Versammlung erscheint Hitler gleich einem Messias und er setzt ein neues Göttergeschlecht ein in Deutschland und bietet den Menschen an, diesem beizutreten und zu huldigen. Und die Masse nimmt die Worte auf in sich, in ihre innere Leere und jubelt ihm in Verzückung zu…

Max Schulz ist eine Hülle, die alle Rollen spielen kann, er hat nichts eigenes. Er ist Judenfreund bis ihm etwas anderes mehr verspricht. Er ist SS-Mann und mordet, bis die Umstände ihn zwingen, damit aufzuhören. Und schließlich schlüpft er in die Haut seiner ehemaligen Opfer, als ihm dies opportun erscheint und wird zum Juden. All diese Rollen spielte er so perfekt, daß zwischen „Sein“ und „Schein“ kein Unterschied zu sein scheint, er ist der Konvertit, der bekanntlich immer noch ein wenig besser ist….

Natürlich, in den Figuren des Itzig Finkelstein, blond und groß, arisch aussehend wie aus dem Bilderbuch und des Max Schulz, im Aussehen wie aus dem „Stürmer“ [4] entsprungen, persifliert Hilsenrath die Stereotypen „Jude“ und „Arier“, die sicherlich heute noch in vielen Köpfen herumgeistern. Die Persiflage hört nicht beim Äußeren auf, die gebildete, strebsame Familie ist die jüdische, während die deutsche soziale Unterschicht darstellt. Ähnlich übrigens überzeichnet der Autor auch andere Personen der Geschichte wie z.B. die israelischen Untergrundkämpfer. Überhaupt gibt das Buch in dieser Hinsicht einen Schnelldurchgang in israelischer Geschichte, angefangen von der illegalen Einwanderung von Juden nach Palästina, der britischen Besatzung des Gebiets über die Staatsgründung bin hin zu den Kriegen mit den arabischen Nachbarstaaten.

Die lange Geschichte des Max Schulz von seiner Geburt bis zu seinem Ende erzählt Hilsenrath in einem oft der gesprochenen Sprache angepasstem Ton. Diese relativ einfache Sprache passt natürlich gut zu seinem einfachen Max Schulz mit dem Dachschaden, den er immer dann hervorholt, wenn er ihn gerade braucht. Im zweiten Teil des Romans (der seinerseits in 6 Bücher aufgeteilt ist) wird ein großer Teil der Geschichte in imaginären Monologen des falschen Itzig an die Adresse des toten erzählt, vllt ein Zeichen dafür, daß dieser Mord dann doch nicht so ganz an Schulz vorbei gegangen ist. Ansonsten mordete Schulz mit ungefähr derselben inneren Beteiligung wie er isst oder mit Frauen schläft oder atmet: es war sein Leben. Zum Teil ist der Text derb bis hin zum obszönen, besonders im ersten Buch, in dem die Minna Schulz eine Rolle spielt, kommt viel geschlechtliches vor, meist in Gossensprache.

Was bleibt nach dem Buch? Es ist seltsam, aber ich habe keine Meinung… Der Roman ist rein aus Tätersicht geschrieben, eines Täters, der nie als solcher erkannt wird, im Gegenteil, der als Opfer gesehen und behandelt wird. Dabei wirkt Schulz in seinem Eifer so harmlos, daß man ihm, von dem man weiß, wie wenig ihm das Morden ausmachte, kaum negative Gefühle entgegenbringt, ein Zwiespalt bricht da auf. Die angedeutete Erklärung der Wirkung Hitlers auf die Massen sind interessant, aber zu eindimensional. Vllt treffen sie auf eine bestimmte soziale Schicht zu, aber so einfach kann es nicht für alle gewesen sein, ein rauschhaftes Erleben, Verzückung und dann Totschlag und Mord….

Natürlich, ein Schelmenroman, einer tut schlimmes und läuft durch die Szene, ohne daß man ihn fassen kann oder es gar weiß. Eine Satire, so wird geschrieben. Aber abgesehen davon, daß ich das Buch gerne gelesen habe, weiß ich einfach nicht, was ich davon halten soll. Nun gut, vllt ist das ja sogar ein Ziel des Buches, gewohnte Gedankengänge ins Schlingern bringen.

Links und Anmerkungen:

[1] Hilsenrath interpretiert in diesen Passagen das Auftreten Hitlers vor den Massen als religiöses Ereignis, an anderer Stelle bezeichnet er die engsten Gefolgsleute des Führers als Apostel. Das erinnert natürlich sofort an Lems Gedanken in „Provokation
[2] Wiki-Artikel zur Kennzeichnung der Häftlinge in Konzentrationslagen
[3] Herta Müller: Atemschaukel
[4] Wiki-Artikel zum „Stürmer

Edgar Hilsenrath
Der Nazi & der Friseur
dtv, 2006, 480 S.

[Gastrezension] Elisabeth Zöller / Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens

Elisabeth Zöller: Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens ©Fischer VerlageYvonne wollte gerne Bekanntschaft mit Anton machen und so hat sie sich nach meinem Beitrag zum 27. Januar, in dem Bücher zum Thema Nationalsozialismus ein Zuhause suchten, bei mir gemeldet. Anton ist inzwischen wohlbehalten bei ihr angekommen und hier folgt nun ihr Leseeindruck. Herzlichen Dank, liebe Yvonne!

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Das Buch erzählt die Geschichte von Anton. Anton ist ein sehr liebenswerter Junge, der mir sofort ans Herz gewachsen ist.
Er ist unglaublich gut in Mathematik, aber leider hilft ihm das in der Zeit, in der er aufgewachsen ist nicht viel – es ist die Zeit des Nationalsozialismus.
Anton ist durch einen Unfall behindert. Er stottert, kann seinen rechten Arm nicht richtig bewegen und spricht von sich selbst in der dritten Person.
Trotz seiner Einschränkungen ist Anton ein sehr aufgewecktes Kind mit vielen Fragen und Gedanken.

Das Buch ist ein Jugendbuch und in einer sehr flüssigen Sprache geschrieben, sodass es sich gut lesen lässt.
Ich bin sofort in die Geschichte eingetaucht und habe im Kopf neben Anton auf dem Schulhof gestanden und die Gemeinheiten der anderen Kinder ertragen. Das fand ich auch eigentlich das Schlimmste. Sicherlich hat der mit einer normalen Allgemeinbildung versehene Mensch von heute eine Vorstellung davon, wie schlimm die im Dritten Reich verübten Gräueltaten waren. Aber so hautnah aus der Sicht eines Kindes zu lesen, wie sehr auch die ganz kleinen Kinder schon von der Ideologie geprägt waren und wie grausam sich erwachsene Menschen gegenüber Kindern verhalten haben, hat mich doch sehr mitgenommen.

Etwas schade fand ich, dass man so wenig darüber erfährt, wie die anderen Kinder der Familie damit umgegangen sind ,einen behinderten Bruder zu haben.
Ich denke mal, dass auch sie wahrscheinlich deswegen Anfeindungen  ausgesetzt waren.
Darüber hätte ich, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Antons Schwester Marie noch lebt und direkt hätte erzählen können, doch gerne mehr erfahren.

Beim Lesen dieses Buches macht man sich deutlich, dass es niemals wieder so weit kommen darf und wir alle dafür einstehen müssen.
Sehr berührt hat mich folgender Dialog von Seite 27:

Marie seufzt. Kleine Brüder konnten einem fast die Seele aus dem Leib fragen. Und Anton erst recht.
Da erklärte Mama: „Wer fragt, lebt.“
„Und wenn er mal nicht mehr fragt?“, fragte Marie.
„Dann ist er tot“, sagte Mama.
Nach einer Weile sagte Anton: „Jetzt weiß Anton, warum Gott nicht alle Fragen beantwortet.“
„Und warum?“, fragten Marie und Mama.
„Weil er will, dass die Menschen leben.“

Mein Fazit: Lesenswert! Aufrüttelnd!

Autorin: Elisabeth Zöller
Titel: Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens
Taschenbuch: 223 Seiten
Verlag: Fischer
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596805167

[Gastrezension] Eva Baronsky / Herr Mozart wacht auf

Da ich ja so meine Probleme mit dem lieben Herrn Mozart hatte, hat sich die liebe Regina bereit erklärt, nicht nur dem Buch ein neues Zuhause zu geben, sondern es auch für meinen Blog zu rezensieren. Und anscheinend ist das Buch in die richtigen Hände geraten 😉

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„Der Mann, der sich nur daran erinnert, am Vorabend als Wolfgang Amadé Mozart auf dem Sterbebett gelegen zu haben, kann sich die bizarre Umgebung nicht erklären, in der er erwacht: Musik ohne Orchester, Fuhrwerke ohne Pferde, Licht ohne Kerzen. Ist er im Vorhof zur Hölle oder im Paradies angelangt, und vor allem: mit welchem Auftrag? Ein göttlicher Spaß, verblüffend und tragikomisch, ein Spiel mit Zeiten und Identitäten.“ (Klappentext)

Er wacht in einem fremden Zimmer auf, hat keine Ahnung, wie er in dieses Zimmer kam, noch dazu in dieses Bett, weiß nicht, wer die Männer in der Wohnung sind. Nur an eins erinnert er sich, seinen Namen: Wolfgang Amadé Mozart, Compositeur. Die beiden Männer indes finden das gar nicht komisch und werfen ihn kurzerhand hinaus. Sie haben eine WG-Party veranstaltet und dachten, einer ihrer Gäste hätte den komischen Kauz einfach mitgebracht. Weil Wolfgang seine Kleidung verdorben hat und offensichtlich auch sonst völlig neben der Spur ist, hat Enno, einer der beiden WG-Bewohner, Mitleid und drückt ihm eine Altkleidertüte in die Hand, bevor er ihn am Stephansdom aus dem Auto lässt. So beginnt eine irrwitzige Reise durch Zeit und Raum, denn das Wien des Wolfgang Mozart existiert nicht mehr. Stellen wir uns vor, wir würden über Nacht im Jahr 2500 landen! Wir würden verrückt werden.

Das Buch hat mir ausnehmend gut gefallen.
Eva Baronsky nutzt eine sehr gefühlvolle Sprache, fast schon „musikalisch“, ohne je kitschig zu werden.
Sie beschreibt die kleinen und großen Dramen dieses Lebens oft sehr witzig, manchmal auch melancholisch. Und Dramen gibt es viele. Sei es die Annäherung an moderne sanitäre Anlagen oder die simple Tatsache, ohne ein Ausweispapier einfach nicht existent zu sein. Sein Freund Pjotr, ein polnischer Geiger, der illegal in Wien arbeitet und den „Penner“ Wolfgang auf der Straße aufgegabelt hat, hält ihn für verrückt, erkennt aber das musikalische Genie und verschafft ihm Arbeit in verschiedenen Bars und Restaurants. So bleibt es auch nicht aus, dass Menschen mit Musikverstand auf ihn aufmerksam werden, was einerseits natürlich wunderbar ist, andererseits aber neue Probleme schafft. Heutzutage kann man einfach nicht genial sein, ohne irgendwo her zu kommen. Ein Musikverleger, dem Wolfgang seine Arbeiten vorlegt, bringt es auf den Punkt: „Das alles ist wirklich großartig, aber es klingt einfach zu sehr nach… Mozart!“

Ein wirklich empfehlenswertes, wunderbares Buch für jeden Mozartliebhaber, fünf Sterne!