Klappentext:
„Mit ihren weißen Fluffhaaren sehen sie aus wie ein Löwenzahnstrauß. Einmal pusten, und sie lösen sich in Luft auf. Wenn es doch nur so einfach wäre.“
Aufgeben? Niemals. Henkes Helden sind der Traum eines jeden Arbeitgebers: engagiert, flexibel und lösungsorientiert. Kein Einsatz ist ihnen zu hoch für Quote oder Kundenglück, den Platz in der ersten Reihe, das Lächeln der Liebsten oder die ungestörte Ruhe ihres Refugiums. Menschen wie du und ich, scharfzüngig seziert und pointiert in den Abgrund gestoßen. Ein giftig-guter Cocktail garstiger Geschichten, der (schaden-) freudigen Genuss verspricht.
Meinung:
Ich liebe Kurzgeschichten.
Ich liebe es, bei solchen Erzählungen mitten in die Situation hinein geworfen zu werden, ohne jedwedes Vorwissen belastet und einfach nur den Moment beobachtend.
Meiner Meinung nach sind Kurzgeschichten nicht einfach nur „Einstiegsübungen“, wie es leider in vielen Anleitungen für angehende Schriftsteller geschrieben steht, sondern sie erfordern viel Fingerspitzengefühl und Talent, wenn sie gut sein sollen.
In einigen Rezensionen habe ich gelesen, dieses Buch sei ja nett, aber doch alles viel zu kurz, man würde ja niemanden kennenlernen können in der Zeit, keine Sympathien entwickeln können, man wüsste ja eigentlich gar nicht, worum es geht – ja aber genau DAS macht doch eine Kurzgeschichte aus!
Die Kurzgeschichte muss in wenigen Zeilen auf den Punkt kommen, sie muss vom ersten Satz an fesseln.
Da hat der Autor nicht kapitelweise Zeit, seine Charaktere zu entwickeln, geschweige denn einen roten Faden.
Da kann der Leser nicht sanft auf das eigentliche Geschehen vorbereitet werden und er wird mit dem, was geschieht, dann auch einfach stehen gelassen.
Das muss so.
Das kann nicht jeder.
Das ist kein Makel, sondern eine Kunst und es ist die Aufgabe des Lesers, den Text auf sich wirken zu lassen, zu analysieren, für sich eine Aussage zu finden (die eben nicht automatisch auf dem Silbertablett serviert wird – manchen verwöhnten Romanleser verwirrt das nachhaltig).
Eine gute Kurzgeschichte setzt voraus, dass der Autor nicht nur mit Worten umgehen kann, sondern dass er auch eine feine Beobachtungsgabe hat.
Susanne Henke beherrscht beides. In ihren Geschichten findet man alltägliche Situationen, ihre Figuren haben alltägliche Namen, alltägliche Berufe. Nur wie sie handeln, das ist eben nicht immer so ganz alltäglich. Nicht immer enden die Geschichten tödlich und nicht immer handelt es sich um Mord, aber Schadenfreude und ein bisschen Gemeinheit ist immer dabei und auch nicht zu knapp Kritik an gesellschaftlichen Gepflogenheiten.
Ich will jetzt keine einzelnen Geschichten raus picken, auf ihre Art und Weise hat mir jede gut gefallen, auch wenn ich bei manchen mehr grübeln musste als bei anderen. Das ist übrigens etwas, was ich sehr mag. Wenn ich nach einer Kurzgeschichte nicht kurz innehalten und nachdenken muss, dann hat sie mir mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gefallen und kaum bis gar keinen Eindruck hinterlassen ;-). Und ok, ich gebs zu, speziell bei „Loslassen“ und bei „WM Baby“ war meine Schadenfreude nicht zu leugnen.
Die Sprache ist kraftvoll, punktgenau, aber nicht verschnörkelt oder unverständlich.
Der erste Satz:
„Nur das Blubbern des Whirlpools unterbricht die Stille der Nacht“.
Bewertung:
Saubere vier Punkte und die Hoffnung, bald noch mehr von Frau Henke zu lesen.

Titel: Makellose Morde to go – Erlesene Verbrechen und herzerfrischende Gemeinheiten
Autorin: Susanne Henke
Taschenbuch: 130 Seiten
Verlag: Books on Demand
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3839192528
Nochmals recht herzlichen Dank an BoD für die Zusendung dieses Rezenionsexemplars.