Archiv der Kategorie: Literaturallerlei

Mein Lesejahr 2014: Ein Rückblick.

Mein Beitrag zur Blogparade soll noch nicht alles an Rückblick gewesen sein.
2014 war buchtechnisch ein mehr als erfreuliches Jahr, vielleicht auch, weil ich die Bestsellerlisten sehr ignoriert habe – das einzige Mal, dass ich mich von der Masse hab leiten lassen, war auch das einzige Buch, das mich ziemlich enttäuscht hat. Ich hab einfach nur frei Schnauze gelesen, getreu dem Lustprinzip, das 2013 wieder Einzug ihn mein Leseverhalten gefunden hat.

Ich schrieb es ja schon im letzten Jahresrückblick, aber für mich ist dieser Punkt immer noch so wichtig, dass ich mich selbst zitieren möchte:

Vor allem aber habe ich jedes “MUSS” im Zusammenhang mit meinem Hobby eliminiert. Ich muss nicht lesen, was ich nicht lesen will, ich muss nicht über das Lesen schreiben, ich muss ein Buch nicht beenden, wenn es mir nicht gefällt und selbes gilt auch für Hörbücher, und wenn ich keine Lust aufs Lesen habe, weil ich zu müde bin oder zu unkonzentriert, dann ist es auch vollkommen legitim, stattdessen Serien zu gucken. Das macht mich nicht zu einer schlechteren Leserin, das macht mich nicht ungebildeter oder unkultivierter – es macht mich einfach nur frei.
Wir müssen schon genug im Leben. In meiner Freizeit will ich ganz alleine regulieren, was ich tue, ungehindert und unblockiert von jedem “MUSS”.
Das liest sich jetzt so selbstverständlich, aber diese Erkenntnis war wichtig für mich und hat aus so manchem den Druck herausgenommen.

Ich bin in diesem Punkt 2014 noch radikaler geworden – Bücher, die mir nicht zusagen, werden nicht beendet, die Zeit ist mir zu schade und jemand anderem macht das Buch vielleicht mehr Freude. Bei Neuanschaffungen bin ich noch kritischer geworden und das hat sich gelohnt, denn in diesem Jahr haben wirklich nicht viele Bücher meinen Weg gekreuzt, die mir so gar nicht zugesagt haben. Was diesen Punkt angeht, habe ich also meinen Vorsatz für 2014 sehr gut umsetzen können.

Ich habe 2014 insgesamt 52 Bücher gelesen, also jede Woche eins. Nicht mit einberechnet sind die vielen Fachbücher, Dissertationen und Manuskripte, die ich im Brotjob täglich lese – hier im Blog zählt nur, was ich in meiner Freizeit lese und höre.
Das ist noch lange nicht wieder so viel wie vor meinem Katastrophenjahr 2011, aber ich bin damit zufrieden, vor allem, weil mir nahezu jedes dieser Bücher auf die eine oder andere Weise gefallen hat. Qualität vor Quantität. Wenn ich in anderen Blogs lese, dass die Leute sich enormen Druck machen, pro Jahr mindestens 100, wenn nicht sogar 200 Bücher zu lesen, bricht mir schon der Schweiß aus und ich bekomme Schnappatmung.
Wozu dieser Stress? Wo bleibt da das Vergnügen?
Lieber lese ich eine solch überschaubare Anzahl an Büchern und kann mich dann auch hinterher an den Inhalt und die Feinheiten erinnern, als dass ich mich jemals wieder diesem „Ich MUSS aber“-Stress aussetze. Erst jetzt merke ich, dass mich das früher nicht nur unter Druck gesetzt hat, sondern dass es sich vor allem auch so ausgewirkt hat, dass ich mich kurz nach der Lektüre kaum noch an die Inhalte der Bücher erinnern konnte. Jetzt mache ich nach jedem Buch eine kleine Pause, lasse alles sacken und schreibe mir bereits während des Lesens meine Eindrücke in einem Lesetagebuch auf – auch eine ausgezeichnete Neuerung des Jahres 2014.
Und, mal ehrlich (dass ich das mal sagen würde …): Es gibt mehr im Leben als Bücher. Literatur wird sicher immer meine große Liebe bleiben, aber da ist noch so viel mehr, was es zu entdecken und zu (er)leben gibt, manchmal muss man einfach raus, Neues wagen, die Welt sehen. Das eröffnet einem dann auch wieder ganz neue Zugänge zu den Büchern, die man sich niemals hätte vorstellen können.

Da ich in diesem Jahr viel unterwegs war, hat sich die Zahl der gehörten Hörbücher rapide erhöht – es waren 25 Stück, und auch hier gab es wenige, die mir nicht wirklich zugesagt haben.

Mein zweites Vorhaben für dieses Jahr war es ja, meinen SuB abzubauen. Nun, was soll ich sagen …  Zwar hab ich wirklich viel vom SuB weggelesen, aber dann fand hier ein toller Buchflohmarkt statt, dann war dort ein Buchladenausverkauf, und ab und an hat es mich dann doch wider besseren Wissens ins Ocelot, die Chaiselongue oder auch zu Dussmann gezogen. Ich habe zwar nicht allzu viel gekauft, aber einiges kam eben doch dazu.
Da ich aber auch gezielt ausgemistet und sehr sehr viele Bücher verschenkt habe, ist der analoge SuB derzeit auf unter 200 geschrumpft, also gut 50 weniger als zu Jahresbeginn.
Über den digitalen SuB breite ich weiterhin den Mantel des Schweigens und der Scham.

Im letzten Jahr hatte ich unter meinen Jahresrückblick ein Foto mit dem Spruch „Do more of what makes you happy“ gepostet.
Dieser Spruch begleitet mich seit diesem Jahr nun täglich und er ist das erste, was ich morgens nach dem Aufwachen sehe – eine sehr gute Anschaffung (zum Aufhängen aus Holz, gekauft bei Depot) und im Grunde ist er mein einziger Vorsatz für das kommende Jahr und er gilt für alle Aspekte des Lebens.

Was das Lesen angeht, möchte ich einfach diesen, meinen Weg weitergehen, ich brauche keine Challenges, keine Pläne, denn so, wie es in diesem Jahr gelaufen ist, hat es mir gut gefallen und so darf es gerne weitergehen.

Ich wünsche euch allen einen guten Start in das neue Jahr, habt vielen Dank für eure Treue, auch wenn es hier recht still geworden ist, und habt noch mehr Dank für eure tollen Anregungen und eure unterhaltsamen Blogs.
Vielen Dank an die vielen Autoren da draußen für die unzähligen entspannten, manchmal auch aufwühlenden Stunden, die ihr uns mit euren Büchern beschert. Ich hoffe sehr, dass der eisige Wind, der bisweilen in der Buchbranche herrscht, euch nicht zu sehr entgegen weht und dass ihr auch im kommenden Jahr weiter für unseren Lesestoff sorgt.
Alles Gute!

Neujahrsvorsatz - Lebensvorsatz

Blogparade zum Jahresabschluss 2014

Alle Jahre wieder veranstaltet Katrin von Buchsaiten die Blogparade und dieses Jahr möchte ich zum ersten Mal teilnehmen.

Die Fragen der BSBP:BuchSaiten Jahresabschluss klein besser
* Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat? (und Begründung)
* Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir viel versprochen habe, das mich dann aber negativ überrascht hat? (und Begründung)
* Welches war eure persönliche Autoren-Neuentdeckung in diesem Jahr und warum?
* Welches war euer Lieblings-Cover in diesem Jahr und warum?
* Welches Buch wollt ihr unbedingt in 2015 lesen und warum?


Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat?

Da gab es gleich mehrere. Allen voran auf jeden Fall „Tessa“ von Nicola Karlsson, ich bin eigentlich ohne Erwartungen an das Buch herangegangen und es hat mich total geflasht. Die Erzählweise, Tempo, Story, an dem Buch hat für mich einfach alles gepasst.

Ebenfalls sehr begeistert hat mich die Reihe „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin. Wie so viele andere habe ich mit viel Vergnügen die Serie „Game of Thrones“ geguckt und dann zur Überbrückung der Wartezeit auf die neue Staffel mit den Büchern begonnen. Ich hätte allerdings wirklich nicht erwartet, dass die Bücher mich noch mehr begeistern als die Fernsehserie. Ich hatte angenommen, dass ein Autor, der in so einer Frequenz Bücher veröffentlicht, allenfalls mittelmäßig ist, und vielleicht haut Martin einen auch nicht unbedingt stilistisch total um, aber die Handlung macht das locker wett – ich bewundere, welch unglaublich komplexe Welt der Mann konstruiert hat. Mittlerweile lese ich Band 4 und freu mich, dass ich noch 6 Bände vor mir habe.

Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir viel versprochen habe, das mich dann aber negativ überrascht hat?
Negativ wäre übertrieben, aber ich hatte mir nach all den Lobhudeleien definitiv mehr von Toby Barlows „Baba Jaga“ versprochen, fand die Lektüre dann doch eher langweilig und den Hype nicht nachvollziehbar.

Welches war eure persönliche Autoren-Neuentdeckung in diesem Jahr und warum?

George R. R. Martin, Ben Aaronovitch, Noam Shpancer, Roman Graf und Matt Haig. Die ersten beiden haben mich überrascht, weil ich nicht angenommen hatte, dass beide mich mit ihren Serien-Romanen begeistern würden, denn eigentlich mag ich Fortsetzungsreihen zwar im Fernsehen, aber nicht bei Büchern, und obwohl ich mittlerweile immer öfter mal etwas aus dem Fantasy-Bereich lese, würde ich das doch keinesfalls als mein bevorzugtes Genre bezeichnen. Glücklicherweise habe ich mich getäuscht und so zwei wunderbar kurzweilige Fortsetzungsreihen für mich entdeckt.
Roman Graf hat mich überrascht, weil ich zum Zeitpunkt der Lektüre noch nichts von diesem Autor gehört hatte. Er ist eher zufällig auf meinem SuB gelandet und konnte mich gleich mit zwei Titeln sehr begeistern. Noam Shpancer war eine Empfehlung einer sehr geschätzten Twitter-Bekanntschaft und ebenfalls ein absoluter Volltreffer.
Und Matt Haig bin ich zunächst eher zufällig auf Twitter begegnet, hatte mit ihm einen so anregenden Austausch, dass ich sogleich sein Buch gekauft habe – und ich habe es ganz sicher nicht bereut, es zählt für mich definitiv zu den Highlights 2014, was man auch daran erkennt, dass ich neben dem Buch auch noch das Hörbuch auf meiner Jahresliste habe ;).
Jeder dieser Autoren beschäftigt sich mit einem anderen Genre und schreibt sehr individuell, weswegen ich meine Neuentdeckungen als sehr bunt und zufriedenstellend empfinde.

Welches war euer Lieblings-Cover in diesem Jahr und warum?

Ich schätze, auch hier liegt „Tessa“ von Nicola Karlsson vorne. Warum, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich finde das Cover einfach unheimlich schön und ansprechend, es hat mich aus dem Regal heraus angesprungen.
Ebenso „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ von David Levithan, welches bestimmt bei vielen Leuten in diesem Jahr ganz vorne liegt.
Ich mag Cover, die anders sind – heutzutage sehen sich viele Cover so ähnlich, dass man die Bücher kaum noch auseinanderhalten kann. Gerade bei skandinavischen Krimis oder Jugendromanen fehlt es oft an Kreativität, was wirklich schade ist. Vor allem treibt das sicher viele Buchhändler regelmäßig zur Verzweiflung, wenn Kunden das gesuchte Buch mit „Das Cover war blau mit einem Haus drauf“ beschreiben und es dazu drölfzig passende Titel gibt. 😉


Welches Buch wollt ihr unbedingt in 2015 lesen und warum?

Ich möchte auf jeden Fall noch die restlichen Bände von „Das Lied von Eis und Feuer“ lesen, aber sicher zielt diese Frage eher auf Neuerscheinungen. Ich hab mich allerdings noch nicht wirklich mit den Neuerscheinungen 2015 befasst und außer den neuen Titeln von Jojo Moyes habe ich bislang nur „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq, „Fingerhut-Sommer“ von Ben Aaronovitch und „Das Jahr, in dem ich dich traf“ von Cecilia Ahern auf dem Zettel. Einfach, weil ich diese Autoren sehr gerne lese und ihre Neuerscheinungen daher Pflicht für mich sind.
Ansonsten lasse ich mich einfach überraschen, was so meinen Weg kreuzt. Und mein SuB hat ohnehin noch so viel zu bieten, dass Neuanschaffungen ja eigentlich gar nicht notwendig wären … 😉

23. April – Der UNESCO-Welttag des Buches

Schon wieder ist ein Jahr vergangen und erneut feiern wir heute, am 23.04.2014, den UNESCO-Welttag des Buches.

Eine regionale Tradition ist zu einem internationalen Ereignis geworden: 1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum „Welttag des Buches“, dem weltweiten Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Die UN-Organisation für Kultur und Bildung hat sich dabei von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Über diesen Brauch hinaus hat der 23. April auch aus einem weiteren Grund besondere Bedeutung: Er ist der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.

Wie schon vor zwei Jahren, gibt es auch in diesem Jahr wieder die Aktion „Lesefreunde teilen Lesefreude“ und ich freue mich sehr, erneut als Buchschenkerin dabei sein zu dürfen. Ganz besonders freut mich, dass ich „Die Korrekturen“ von Jonathan Franzen verschenken darf und ich hoffe, diejenigen, die ich heute mit dem Buch überrasche, freuen sich ebenso darüber.

"Die Korrekturen" von Jonathan Franzen. "Die Korrekturen" von Jonathan Franzen.

Ich wünsche euch allen einen schönen (und buchreichen) Welttag des Buches!

Rückblick auf das Lesejahr 2013, Ausblick auf das Lesejahr 2014

2013 war ein gutes Lesejahr für mich.
Das hat sich nun nicht unbedingt im Blog widergespiegelt, aber das muss es ja auch nicht zwingend, denn letztlich ist Lesen doch etwas sehr persönliches, für mich jedenfalls.
Seit ich den Vorsatz abgelegt habe, jedes gelesene Buch im Blog zu besprechen, bereitet mir das Lesen auch wieder mehr Freude. Ich lese analog und digital, je nachdem, wo ich gerade bin und wozu ich gerade Lust habe. Ich habe generell das Lustprinzip wiederentdeckt, das meinem Leseverhalten seit längerer Zeit abhanden gekommen war. Dieses Lustprinzip gilt nicht dem Lesen allein, sondern auch dem Bloggen.
2013 habe ich erlebt, wie es ist, etwas zu bloggen, das jemandem mit großer Reichweite nicht gefällt. Das war ein unangenehmes und aufreibendes Erlebnis, aber im Grunde bin ich dafür dankbar, denn genau deswegen habe ich meinen eigenen Leseweg wiedergefunden, von dem ich irgendwann vollkommen abgekommen war (siehst du, S., du hattest dann doch recht, dass ich irgendwann auch die positiven Seiten des Shitstorms sehe 😉 ).
Es gab sehr gute, es gab weniger gute, es gab ganz grauenvolle Bücher, die meinen Weg 2013 kreuzten.
Ich habe mich durch die Longlist des Deutschen Buchpreises gelesen – einfach, weil ich Lust dazu hatte, weil ich Lust auf moderne deutschsprachige Literatur hatte, die in den Jahren zuvor bei mir doch recht kurz gekommen ist, vielleicht auch des Brotjobs wegen, dessen Profil sich 2013 doch sehr gewandelt hat. Auch Hörbücher haben wieder einen festen Platz in meinem Leben gefunden.

Vor allem aber habe ich jedes „MUSS“ im Zusammenhang mit meinem Hobby eliminiert. Ich muss nicht lesen, was ich nicht lesen will, ich muss nicht über das Lesen schreiben, ich muss ein Buch nicht beenden, wenn es mir nicht gefällt und selbes gilt auch für Hörbücher, und wenn ich keine Lust aufs Lesen habe, weil ich zu müde bin oder zu unkonzentriert, dann ist es auch vollkommen legitim, stattdessen Serien zu gucken. Das macht mich nicht zu einer schlechteren Leserin, das macht mich nicht ungebildeter oder unkultivierter – es macht mich einfach nur frei.
Wir müssen schon genug im Leben. In meiner Freizeit will ich ganz alleine regulieren, was ich tue, ungehindert und unblockiert von jedem „MUSS“.
Das liest sich jetzt so selbstverständlich, aber diese Erkenntnis war wichtig für mich und hat aus so manchem den Druck herausgenommen.

2013 habe ich (so ich mich nicht verzählt oder ein Buch vergessen habe) 72 Bücher vollständig gelesen und acht Bücher als Hörbuch angehört.
Das war schon mal mehr – aber gerade in den letzten 2,5 Jahren, nach dem schmerzhaften und unfreiwilligen Einschnitt in meinem Leben, war es doch deutlich weniger und ich hatte zeitweise wirklich Angst, die Liebe zu den Büchern verloren zu haben.
Die abgebrochenen Bücher und Hörbücher habe ich nicht gezählt oder aufgelistet, sie landen bei mir auf einem Stapel und ich verschenke oder tausche sie.
Auch das ist neu: Ich behalte nicht mehr jedes Buch, ich gebe auch nicht mehr jedem Buch eine zweite oder dritte Chance. Wenn es nicht passt, dann passt es eben nicht (siehe auch diesen Beitrag von Zoë Beck).
Ich kaufe etwa 70% meiner Neuanschaffungen gebraucht über Rebuy.de oder das ZVAB, auch mal auf Flohmärkten, denn es macht mir nichts aus, wenn ein Buchrücken Knicke hat oder ein Buch sichtbar bereits gelesen wurde. Das werde ich so auch beibehalten. Grundsätzlich achte ich beim Buchkauf mehr darauf, ob ich ein Buch auch wirklich lesen werde und lasse mir mehr Zeit bei der Auswahl, damit die Bücher nicht auf dem SuB (Stapel ungelesener Bücher) verstauben.

Mein SuB bringt mich in Verlegenheit, denn der zeugt immer noch sehr vom Sammler-Gen und meiner Zeit in der Romandie, wo ich nicht jederzeit Zugang zu deutschsprachigen Büchern hatte und infolgedessen bei jedem Deutschlandbesuch Bücher gehamstert habe.
Und damit komme ich auch direkt zu meinen Plänen für das Lesejahr 2014: SuB-Abbau.
Ok, das liest man immer wieder in vielen Literaturblogs, viele Blogger nehmen dafür an Challenges teil oder erstellen Regeln, wie sie ihren SuB abbauen wollen (als Beispiel sei hier stellvertretend Ada Mitsous Projekt „Ungelesene Bücher“ genannt).
Das würde nun allerdings wieder meinem Lustprinzip widersprechen. Bislang haben Challenges nur unnötigen Druck bei mir erzeugt, ich habe keine einzige je erfolgreich und planmäßig beendet.

Für den Anfang möchte ich Ordnung in meinen SuB bringen. Meine ungelesenen Bücher stapeln sich in einem verdammt großen Raumteiler im Schlafzimmer, grob sortiert nach Genre, im wesentlichen jedoch mit mechanischer Aufstellung. Sprich: Das Buch wird dahin gestopft, wo es gerade noch reinpasst. Das sieht nicht nur nicht schön aus, es macht mir bei jedem Gang ins Schlafzimmer schon ein schlechtes Gewissen.
Ich werde kritisch durch den SuB gehen und aussortieren. Viele Bücher befinden sich seit Jahren in diesem Regal. In diesen Jahren haben sich meine Leseansprüche verändert und es ist unwahrscheinlich, dass ich diese Bücher je lesen werde – also werde ich sie aussortieren.
Eine grobe Zählung ergab 250 Bücher auf dem SuB – ich schäme mich richtig. Na klar ist es toll, jede Menge ungelesener Bücher zu haben, für jede Stimmung etwas parat zu haben. Aber 250 ist absurd viel und nimmt auch absurd viel Raum in Anspruch. Anders als bei eBooks, die man nicht jederzeit vor Augen hat.
Meine eBooks sind hübsch in Calibre geordnet nach Anschaffungsdatum, Genre und Verlag. Die Zahl der ungelesenen eBooks bewegt sich im mittleren dreistelligen Bereich, dies vor allem deswegen, weil darunter auch viele eBooks sind, die mir unaufgefordert zugesandt wurden oder die ich im Rahmen meiner Arbeit zur Verfügung gestellt oder einfach so geschenkt bekommen habe. Auch der digitale SuB ist also verdammt hoch, aber ich habe ihn nicht ständig vor Augen und dank Calibre zumindest System dabei. Ich möchte aber auch bei eBooks wählerischer werden und nicht mehr jedes abspeichern, das mir geschickt/geschenkt wird oder unreflektiert welche kaufen, weil sie gerade in einer Aktion so supergünstig zu bekommen sind.

Sichtbarer SuB-Abbau also durch kritisches Aussortieren und vor allem: Lesen.
Achtsamer werden, nicht mehr unreflektiert kaufen oder tauschen, sondern mich fragen: Warum möchte ich dieses Buch haben?

Das ist also mein Plan für dieses Jahr. Und natürlich möchte ich den Kontakt zu den lieben Buchmenschen, die ich über Blogs, Twitter oder Facebook kennengelernt habe, aufrechterhalten und gerne auch vertiefen, nicht nur virtuell. Ich bin froh über diese Kontakte und glücklich darüber, dass auf diesem Wege einige echte Freundschaften entstanden sind, die das Internet längst verlassen und im Alltag Platz gefunden haben.

Auf ein gutes Lesejahr!

Do more what makes you happy!

„Lieber stationärer Buchhandel…“ – Ein Gastbeitrag von Stefan Möller aka @Hedoniker

Stefan Möller begegnete mir heute auf Facebook mit einem Zwischenfazit zu dem hier rebloggten Beitrag, den er als Gast auf Steglitzmind schrieb und dieses Zwischenfazit finde ich so wichtig, dass ich es hier zitieren möchte:

Kleines Zwischenfazit zu den Reaktionen auf gestrigen Beitrag, nach dem Lesen von rund 200 Kommentaren auf dem Blog, bei Facebook und Twitter. Zwei Leute fanden den Text langweilig und überflüssig, einer davon fand immerhin den Stil ganz okay. Bei den Nicht-Buchhändlern überwog die Zustimmung, die Reaktionen reichten von „Mir aus der Seele gesprochen“ (oft) über „Es sind zum Glück nicht alle so“ (auch oft) bis hin zum Verständnis für die Lage des Buchhandels (gelegentlich). Etwas anders die Reaktionen der Buchhändler. Einige (nicht alle!) hatten offenbar Schwierigkeiten, die Aussage in ihrer Gänze zu erfassen. So steht mitnichten geschrieben, dass ich erwarte, dass sich der Buchhandel ausschließlich dem Verkauf von qualitativ Hochwertigem widmen soll, dies wurde mir aber oft vorgeworfen. Dass eine Polemik (ich hatte diesen Begriff der Einfachheit halber gleich unter die Überschrift gesetzt) natürlich mit Überspitzungen und auch Provokation arbeitet, war einigen so dann auch nicht bewusst.
Häufig kam dann der Vorwurf der Arroganz (damit kann ich gut leben, Kuschelecke ist woanders), ich wurde aufgefordert, doch bei Amazon zu kaufen, manche versuchten, mir das Tagesgeschäft zu erklären, mitunter wurde aber auch bescheinigt, dass ich in dem einen oder anderen Punkt recht habe, ohne allerdings zu benennen, in welchen Punkten. Davon, dass von der Buchkäuferseite hauptsächlich Zustimmung kam, hat sich übrigens fast niemand beeindrucken lassen.

Den letzten Satz sollten sich viele Buchhändler dreimal durchlesen.

SteglitzMind

Im Rahmen der losen Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” hatte ich vorgeschlagen, dass Ihr Gastbeiträge beisteuern könntet. Schilderungen aus dem Buchhändleralltag oder, was auch immer… Erfahrungsberichte zum Beispiel: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen? Den Anfang heute macht Stefan Möller mit einer Polemik, die Zündstoff birgt. Ich danke dem Verfasser und würde mich freuen, wenn sein Mittun hier Schule macht.

Stefan lebt und arbeitet als Texter in Hannover. Begegnet sind wir uns vor Jahren via Twitter, wo er die Timeline als @Hedoniker bereichert. Er bloggt über Bücher, die jeder nichtdoofe Mensch gelesen haben sollte, und schreibt für diverse Online-Magazine Rezensionen. Bei Facebook findet Ihr ihn selbstverständlich auch.

Lieber stationärer Buchhandel, wir müssen reden! Eine Polemik von Stefan Möller

Es war doch mal schön mit uns, viele, viele Jahre lang. Warum hast du aufgehört, dich für mich…

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Der Blog als Litfaßsäule und der Blogger als dummes Schaf

Meine Lieben,

langsam platzt mir der Kragen.

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendeine Anfrage kommt, ob ich dieses oder jenes Manuskript lesen möchte, als Allererste, das sei doch eine Ehre – gerne dürfte ich auch Fehler, die ich entdecke, korrigieren. Kostenlos, versteht sich. Es handelt sich ja schließlich um ein Privileg, den aufstrebenden Möchtegernbestsellerautor vorab und GRATIS lesen zu dürfen!

Auch immer wieder gern gelesen: Mails von Schülern, die zu faul sind, ihre Buchbesprechungen selbst zu machen und sich doch tatsächlich erdreisten, mich und andere Buchblogger darum zu bitten, dies für sie zu tun.

Dazu jede Menge Firmen, darunter Verlage, aber auch vollkommen literaturunabhängige Unternehmen, die gerne ihre Logos auf dem Blog platzieren würden.

Der letzte Tropfen auf dem übervollen Fass war heute diese Mailanfrage, die sicher auch Dutzende anderer Blogs erreicht hat:

Einer unserer Kunden möchte zur Bewerbung eines neuen Fantasyromans gerne Advertorials / Sponsored Posts auf Bücherblogs schalten.
Können Sie mir sagen, ob dies auf Ihrem Blog möglich ist, und wenn ja, zu welchem Preis? Weitere Details wären dann zu erfahren oder könnten noch geklärt werden, wenn Sie Interesse hätten mitzumachen. Im Zuge dessen wäre es gut zu wissen, welche Reichweite ihre Webseite hat (monatliche Besucherzahlen).

Den Absender nenne ich jetzt mal nicht, er behauptet von sich selbst allerdings, eines der größten deutschsprachigen Blog-Netzwerke zu sein. Ich hab den Namen heute das erste Mal gehört …

Nein, mein Blog ist keine Litfaßsäule!
Posts auf meinem Blog sind nicht zu erkaufen, meine Gunst ebenfalls nicht und positive Bewertungen oder Werbeposts schon mal gar nicht! Meine Besucherzahlen und meine Blogreichweite gehen euch einen Scheiß an!
Dieser Blog ist nicht kommerziell und wird das auch in Zukunft nicht sein!

Wenn ihr aufstrebenden Autoren eure Manuskripte korrigiert und lektoriert haben wollt – gerne! Ich lasse euch liebend gerne meine Preisliste zukommen, denn als hauptberufliche Lektorin werde ich den Teufel tun und in meiner Freizeit(!) umsonst für euch arbeiten. Es sei denn, ihr könnt es bewerkstelligen, dass ich in Zukunft auch umsonst wohnen und einkaufen kann und meine Rechnungen sich wie von Zauberhand in Luft auflösen. Eure Dreistigkeit macht mich oft genug einfach nur sprachlos.

Liebe Schüler – setzt euch gefälligst auf euren Arsch und macht eure Hausaufgaben selbst!

Und liebe Verlage und sogenannte Blog-Netzwerke:
Es hat ja lange genug gedauert, bis ihr die Nützlichkeit der Literaturblogs entdeckt hab – dass ihr jetzt aber glaubt, euch so einfach „einkaufen“ zu können, das macht mich sprachlos. Dass ihr schon lange Agenturen beauftragt, die Amazon-Bewertungen zu „pushen“ und zu verfälschen, das ist nichts Neues, in anderen Branchen ist das auch bei den Blogs schon lange traurige Realität, aber dass es nun auch die Literaturblogs erreicht, ist ein absolutes Armutszeugnis.
Statt hier sinnlos Geld zu verpulvern, solltet ihr vielleicht mal lieber in ein anständiges Lektorat und herausragende Manuskripte investieren oder aber in außergewöhnliche PR-Kampagnen, anstatt immer wieder denselben langweiligen, öden Mist zu publizieren, der vor Übersetzungsfehlern nur so strotzt.
Investiert lieber in Qualität als in Fake-Blogposts!

Ich hoffe sehr, dass die meisten Literaturblogger genügend Rückgrat beweisen und für sich, ihre Unabhängigkeit und die Qualität ihres Blogs einstehen, aber sicherlich werden sich etliche sogar noch geschmeichelt fühlen, weil jemand ihren Blog für so attraktiv hält, dass er dort Werbung platzieren will.
In den seltensten Fällen werden besagte Agenturen mehr als die Kontakt-Seite gelesen haben, dieses Werbeangebot wird also wohl kaum Rückschlüsse auf die Qualität des Blogs zulassen.


Verschont mich in Zukunft von diesen Anfragen, mein Blog und meine Meinung sind nicht käuflich!

Literaturblogger oder „Die Heuschrecken“?

Charlene und ich haben uns ursprünglich über das Bloggen kennengelernt, dann festgestellt, dass wir mal fast Nachbarn waren (und es inzwischen wieder sind) und aus einem losen Bloggerkontakt wurde inzwischen eine Freundschaft.
In diesem Beitrag hat sie vieles zur Sprache gebracht, über das wir uns schon oft unterhalten haben und das auch mir sehr am Herzen liegt, und aus diesem Grund möchte ich ihn hier rebloggen.
Danke, Charlene!

Robert Harris, der UNESCO-Welttag des Buches und ich

Fröhlichen Welttag des Buches wünsche ich euch allen!

Tag des Buches ©buchjunkie.wordpress.com

Seit 1995 ist der 23. April der UNESCO Welttag des Buches. In diesem Jahr gab es nun erstmals die Aktion „Lesefreunde“.

Die Freude und die Lust am Lesen millionenfach teilen – das ist das Ziel der „Lesefreunde“, einer Aktion, die jetzt erstmalig gemeinsam von der Stiftung Lesen, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und deutschen Buchverlagen initiiert wurde.

33.333 Lesefreunde haben insgesamt eine Million Bücher zur Verfügung gestellt bekommen, um sie am heutigen Tag zu verschenken.
Ich habe mich auch als Lesefreund beworben und so hielt ich vor einiger Zeit ein Paket mit 30 Sonderausgaben des Romans „Ghost“ von Robert Harris in den Händen.
Hierüber habe ich mich besonders deswegen gefreut, weil ich das Buch schon vor längerer Zeit gelesen habe und es großartig fand, ebenso wie die Verfilmung von Roman Polanski mit Ewan McGregror und Pierce Brosnan in den Hauptrollen ;-).

Bewaffnet mit meinem Buchpaket machte ich mich also letzte Woche auf den Weg.
Erste Station: Mein Haus. Ich wohne ja erst seit ein paar Monaten wieder in Berlin, und habe, was die Nachbarn angeht, einen richtigen Glückstreffer gelandet. Die Atmosphäre hier im Haus ist toll und weil das nicht selbstverständlich ist, weiß ich es umso mehr zu schätzen. Deswegen waren meine lieben Nachbarn die ersten, die ich mit einem Buch beglücken durfte und sie waren allesamt überrascht und haben sich sehr gefreut.
Weiter ging es in das Institut, in dem ich arbeite. Erst waren die lieben Kollegen dran, danach ein Seminar voller Erstsemester und im Anschluss die lieben Damen der Institutsbibliothek. Auch hier war die Freude riesig, was ganz sicher auch daran lag, dass der Roman, der Autor und die Verfilmung einen gewissen Bekanntheitsgrad haben und man so einfach ganz schnell ins Gespräch kommt.
Am Ende des Tages dann unbekanntes Revier: Die Tram. Ich hatte ja so meine Zweifel, ob das Verschenken dort ebenso laufen würde wie in bekanntem Terrain, aber diese Zweifel waren vollkommen unbegründet. Die Leute haben sich riesig gefreut, niemand hat ablehnend oder skeptisch reagiert, ich bin die gesamten 40 Minuten Fahrzeit in angenehme Gespräche verwickelt worden, über Bücher, über das Verschenken, über alles mögliche. Nebenbei konnte ich beobachten, dass die meisten Leute das Buch unmittelbar aufschlugen und direkt zu lesen begannen, aber auch, dass vorher wildfremde Menschen, die nun nebeneinander saßen und beide dieses Buch in der Hand hielten, miteinander ins Gespräch kamen.
Ein paar Exemplare waren noch übrig und befinden sich nun auf dem Postweg zu Leuten, von denen ich glaube, dass auch sie sich freuen werden.

Mit Erstaunen las ich also heute einen Beitrag Literaturcafé, der ein so ganz anderes Verschenk-Erlebnis schildert und nicht gegensätzlicher zu den Erfahrungen sein könnte, die ich gemacht habe.
Natürlich drängt sich da die Frage auf: Wie kommt das?
Liegt es am Buch? Denn zweifellos dürfte „Agnes“ einen etwas geringeren Bekanntheitsgrad haben als „Ghost“. Liegt es vielleicht an einer anderen Mentalität, ist Berlin womöglich generell aufgeschlossener und buchaffiner? Oder liegt es an der Art des Verschenkens?
Mir hat es einfach riesigen Spaß gemacht, die Bücher zu verschenken und ich glaube, genau das habe ich den Leuten auch vermittelt. Ich hoffe, dass die Bücher allesamt ein schönes neues Zuhause gefunden haben. Erstes Feedback gab es auch schon, eine Nachbarin erzählte mir, sie habe das Buch in einer Nacht verschlungen und am Freitag kam ich morgens im Büro mitten hinein in eine angeregte Diskussion über das Buch.

Für mich war die Aktion der Lesefreunde ein voller Erfolg und ich gehe mit einem durchweg positiven, schönen Schenk-Erlebnis daraus hervor.

Nachtrag:
Was ich übrigens überhaupt nicht ok finde, weil es dem Sinn der Verschenk-Aktion absolut widerspricht, ist, dass „Verschenker“ ihre Titel in Tauschbörsen oder bei eBay reinsetzen. Dazu fällt mir vieles ein, aber im Sinne der Jugendfreigabe meines Blogs verzichte ich jetzt auf jeden weiteren Kommentar dazu.

Das etwas andere Notizbuch

Wie einige andere von euch sicher auch, habe auch ich kürzlich eine eMail von Rochefortbooks bekommen und wenn ich sonst auch jedwede Werbung ablehne, diese Idee finde ich so großartig, dass sie mir einen Beitrag wert ist!

Wer ist Rochefortbooks?
Rochefortbooks ist sozusagen die Erweiterung des Antiquariats Rochefort. Dahinter stecken der Dipl.-Archivar Daniel Glage und Tanja Hoffmann, die sich hauptsächlich ums Marketing kümmert.

Was macht Rochefortbooks?
Nachdem jahrelang tausende alter Bücher durch die Hände der Antiquare gewandert waren, von denen oft nur noch der Einband erhalten war, kamen sie auf die Idee, diesem Einband zu einem zweiten Leben zu verhelfen. Die Einbände wurden mit Papier gefüllt – und schon war die Idee zu einem außergewöhnlichen Notizbuch geboren.

Im noch recht jungen Blog http://rochefortbooksblog.wordpress.com/ kann man ein wenig  am Entstehungsprozess Anteil haben und meiner Meinung nach wird dort auch sehr deutlich, dass da Menschen mit Herzblut bei der Sache sind.

Bei Aufräumarbeiten in diversen Bibliotheken und Archiven sind mir leider auch schon zu oft Bücher begegnet, von deren Inhalt nichts mehr zu retten war, Schimmel und Säurebruch hatten ihr Werk getan, aber der Einband war noch recht intakt. Leider half das auch nichts, die Bücher mussten isoliert und anschließend entsorgt werden. Dass die Einbände auf diese Weise weiterverwendet werden, finde ich klasse.

Ins Regal gestellt, fällt das Notizbuch unter den anderen Klassikern nicht wirklich auf – so etwas hätte ich dringend als Teenie gebraucht, dann hätte ich mir die Tagebuchversteckerei sparen können ;-).
Dass ich nun ein Notizbuch in einem Goethe-Einband erhalten habe,betrachte ich als Glücksfall, denn ich liebe Goethe und „jage“ schon seit längerem (leider mäßig erfolgreich) alte Ausgaben seiner Bücher. Auf jeden Fall weiß ich schon, was diverse Freunde in diesem Jahr zum Geburtstag bekommen werden und ich hoffe, dass noch viele andere Literaturfans sich für diese tolle Idee begeistern können und Rochefortbooks uns noch lange erhalten bleibt. Und vielleicht findet sich ja noch der eine oder andere Antiquar, der an einer Kooperation interessiert ist.

Nachtrag zum 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Ursprünglich sollte dieser Artikel natürlich pünktlich gestern Morgen erscheinen, leider war ich aufgrund eines kleinen Unfalls verhindert, sodass er jetzt eben nachträglich kommt, man möge es mir bitte nachsehen.

Wie auch schon im vergangenen Jahr, möchte ich auch 2012 an dieser Stelle an den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, der am gestrigen 27.Januar bundesweit begangen wurde – und dennoch leider den wenigsten Menschen ein Begriff ist. Im Bundestag hielt Marcel Reich-Ranicki eine sehr persönliche Ansprache  und in vielen Landtagen fanden Gedenkstunden statt und sprachen Zeitzeugen über ihre Erinnerungen an das Grauen der NS-Zeit. Dies nicht nur allein zum Gedenken, sondern auch als Warnung, denn wenn uns die Geschichte eins gelehrt hat, dann, dass sich die Geschichte gerne wiederholt.

Wir, in unserer fortschrittlichen Arroganz, glauben, darüber erhaben zu sein, glauben, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann, dass genug über den Nationalsozialismus gesprochen wurde und doch langsam mal gut ist.
Viel zu viele Menschen pflegen jedenfalls genau diese Einstellung und behaupten: Wir wissen doch nun alles zu dem Thema, es reicht.
Nein, wir wissen ganz sicher nicht alles dazu, vieles beschäftigt die Forschung noch immer, vieles ist unbekannt, bleibt vielleicht auch für alle Zeiten unbekannt.
Und es reicht sicher auch noch lange nicht, dieses Thema immer wieder anzusprechen – soll man in diesen Zeiten aufhören, an dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte zu erinnern, wo doch gerade jetzt die NPD, eine Partei mit „nationalistischer, völkischer und revanchistischer Ideologie“ und agitatorischer (und sicherlich auch darüber hinausgehender) Nähe zur NSDAP, in zwei Landtagen (Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern) vertreten ist, somit also mit ihrem rechtsextremen Gedankengut genügend Wähler mobilisieren konnte?
Laut einer Forsa-Umfrage weiß jeder fünfte Deutsche unter 30 Jahren nicht, wofür Auschwitz steht.
Ein Expertenbericht bescheinigte vor Kurzem jedem fünften Deutschen latenten Antisemitismus.
Nein, ich finde nicht, dass man aufhören sollte, über dieses Thema zu sprechen.

Gestern vor 67 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz durch sowjetische Truppen befreit. Und obwohl wir alle die Bilder kennen, solche wie das vom Eingangsbereich zum Lager mit den Eisenbahnschienen, vor allem aber die Fotos der Insassen mit ihren ausgezehrten Körpern, ihren eingefallenen Gesichtern, die Bilder der Baracken, in denen sie unter unwürdigen Umständen hausen mussten, obwohl wir alle spätestens in der Schule von den Grauen, die dort stattgefunden haben, erfuhren und es wirklich genügend Bild-, aber auch Filmmaterial aus dieser Zeit oder zu diesem Thema gibt, obwohl also jeder Mensch sich heutzutage ein umfassendes Bild machen kann, gibt es immer noch Leute, die das alles leugnen. Die Auschwitz leugnen, die die Vernichtungslager leugnen oder die Deportation und Ermordung von Millionen andersdenkender Menschen, von Sinti und Roma, von Juden, Homosexuellen, Kommunisten, Künstlern, Schriftstellern oder geistig und körperlich Behinderten. Die auch die nationalsozialistische Euthanasieaktion abstreiten, bei der – oft willkürlich – das Urteil „lebensunwert“ gefällt wurde.

Es ist mir unbegreiflich, wie man etwas leugnen kann, von dem es so viele stichhaltige Beweise gibt, gänzlich unabhängig von den Zeitzeugen!
Aber darüber will ich mich nicht weiter auslassen, denn es soll hier um das Erinnern gehen.

Dieser Blog wird wohl fast ausschließlich von Literaturliebhabern gelesen – und wer von euch hat nicht bei den Stichworten „Nationalsozialismus“ und „Literatur“ sofort das Bild von tausenden brennenden Büchern vor Augen?
Nein, wir sind noch lange nicht an dem Punkt, an dem man aufhören kann, immer wieder an diese Geschehnisse zu erinnern; wenn wir diesen Punkt überhaupt jemals erreichen, und ich für meinen Teil werde auch nicht müde, immer wieder daran zu erinnern. Nicht nur, weil ich mich täglich berufswegen mit der Thematik beschäftige, sondern weil ich einfach davon überzeugt bin, dass sich die Geschichte nicht wiederholen MUSS – wenn man aus den Fehlern der Vergangenheit lernt. Das müssen keine eigenen Fehler sein, die wenigsten von uns waren an den Geschehnissen vor rund 70 Jahren beteiligt. Es können auch die Fehler unserer Vorfahren sein, aus denen wir hier und heute lernen können, doch Voraussetzung dafür ist, nicht einfach die Augen zu verschließen, sondern sich zu erinnern und auch mal für eine Sache einzustehen, auch mal zu diskutieren, zu streiten, wenn man von dieser Sache überzeugt ist.

Anlässlich dieses Gedenktages möchte ich in diesem Jahr mehr als nur Worte zur Erinnerung abliefern.
Folgende ausgewählte Bücher zum Thema suchen ein neues Zuhause und warten darauf, gelesen zu werden.
Einige wurden freundlicherweise von den Verlagen zur Verfügung gestellt (an dieser Stelle recht herzlichen Dank!), der größte Teil kommt jedoch aus meinem privaten Bestand, wurde also bereits gelesen und einigen Büchern sieht man das auch an (sie sind nicht zerfleddert, keine Sorge). Ich sage das nur, weil ich nicht bereit bin, mich auf irgendwelche „das Buch ist ja gar nicht nagelneu!“-Diskussionen einzulassen, die man auf anderen Blogs gelegentlich verfolgen kann.

Edda Ziegler
Verboten – verfemt – vertrieben
Schriftstellerinnen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Kaum hatten deutschsprachige Autorinnen Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen, die literarische Szene zu erobern, da wurden sie auch schon ausgebremst: verboten, verfemt und vertrieben von der Literaturpolitik der Nazis – wegen ihrer jüdischen Herkunft, ihrer politischen Überzeugung, ihrer Schreibart, ihrem Frauenbild. Edda Ziegler gibt einen Überblick über die Schicksale der Autorinnen, berühmter wie unbekannter. In sieben Kapiteln erzählt sie von den Wegen der Schriftstellerinnen ins Exil, ihrem Leben, Schreiben und Publizieren in fremden Ländern und Sprachen und vom schwierigen Verhältnis zur alten Heimat in den Zeiten des Neubeginns nach 1945.

Chasia Bornstein-Bielicka
Mein Weg als Widerstandskämpferin

Chasias unbeschwerte Jugend war abrupt zu Ende, als die Deutschen ihre Heimatstadt in Polen besetzten. Mit ihrer Familie musste sie ins Ghetto umziehen und schloss sich dem Widerstand an. Ausgestattet mit falschen Papieren konnte sie untertauchen und übernahm Kurierdienste sowohl für die Widerstandskämpfer im Ghetto als auch für die Partisanen im Wald vor der Stadt. Mit großem Mut, einer gehörigen Portion Geistesgegenwart und beständiger Umsicht überlebte sie, nicht zuletzt auch dank der Hilfe eines deutschen Unternehmers, den Krieg. Ihre Geschichte gibt einen mitreißenden und bewegenden Einblick in ein Leben unter ständiger Bedrohung.

»Unsere Theatervorstellung hörte nie auf, wir spielten in einem Stück ohne Pause. Eine vertrackte Rolle: Freundlich lächeln, so tun, als ob nichts wäre – und unser Leben riskieren.«

Roger Repplinger
Leg dich, Zigeuner

»Leg dich, Zigeuner, oder wir holen dich!«, brüllen die Zuschauer, wenn Johann Trollmann in den frühen Dreißigerjahren boxt. Und sie holen ihn tatsächlich ins KZ Neuengamme. Einer der SS-Männer dort ist der ehemalige Fußballnationalspieler Tull Harder. In dem Lager sterben bis Kriegsende 55.000 Menschen, unter ihnen auch Trollmann, der 1944 ermordet wird.

Elisabeth Zöller
Anton
oder Die Zeit des unwerten Lebens

Lehrer Heimann hat Anton immer mehr auf dem Kieker.
Er gibt Strafarbeiten, wenn Anton zuckt.
Er schlägt, wenn Anton schweigt.
Er lacht ihn aus, wenn Anton stottert.
Er spottet, wenn Anton rechnet.

Einer wie Anton hat in der Schule nichts zu suchen. Einer wie Anton hat eigentlich überhaupt kein Recht zu leben. Denn Anton ist behindert, und es ist das Jahr 1941.

Wibke Bruhns
Meines Vaters Land
Geschichte einer deutschen Familie

Am 26. August 1944 wird der Abwehroffizier Hans Georg Klamroth wegen Hochverrats hingerichtet. Jahrzehnte später sieht seine jüngste Tochter in einer Fernsehdokumentation über den 20. Juli Bilder ihres Vaters aufgenommen während des Prozesses im Volksgerichtshof. Ein Anblick, der Wibke Bruhns nicht mehr loslässt. Wer war dieser Mann, den sie kaum kannte, der fremde Vater, der ihr plötzlich so nah ist. Die lange Suche nach seiner, ja auch ihrer eigenen Geschichte führt sie zurück in die Vergangenheit: Die Klamroths sind eine angesehene großbürgerliche Kaufmannsfamilie und muten wie ein Halberstädter Pendant zu den Buddenbrooks an. Unzählige Fotos, Briefe und Tagebücher sind der Fundus für ein einzigartiges Familienepos.

Christiane Kohl
Der Jude und das Mädchen

Ein beklemmendes Kapitel deutscher Alltagsgeschichte wird von Christiane Kohl in ihrem Buch aufgegriffen: Denunziation und Justizmord im „Dritten Reich“.
„Rassenschande“, so lautet die Anklage in einem aufsehenerregenden Schauprozess gegen den „Schuhjuden“ Leo Katzenberger und die flotte Mittzwanzigerin Irene Scheffler. Die Mitbewohner des bürgerlichen Mietshauses zerreißen sich das Maul über ihre ungleichen Nachbarn. Man tuschelt im Treppenhaus, spioniert den beiden nach und sammelt fleißig Indizien für die ungeheuerliche Straftat.
Christiane Kohl zeigt in ihrer fesselnden Dokumentation, wie eine fatale Mischung aus Kleinbürgermief, Neid und sexuellen Fantasien der biederen Saubermänner zu Denunziation und Justizmord führten. Leo Katzenberger wird im Juni 1942 hingerichtet, die mitangeklagte Irene Scheffler muss für zwei Jahre ins Zuchthaus. Ein beklemmender Einblick in die Lebens- und Gedankenwelt ganz gewöhnlicher Deutscher im „Dritten Reich“.

(Ausgabe mit „Mängelexemplar“-Stempel)

Carlo Rossi
Im Vorhof der Hölle

1942 wird der 14-jährige Jude David Rosen nach Theresienstadt gebracht. Dieses Lager, von den Nazis als »Vorzeige-KZ« konzipiert um es der Presse und ausländischen Besuchern vorzuführen, wird von seinen Bewohnern auch »Vorhof zur Hölle« genannt. Jeder hier weiß, dass es aus Theresienstadt nur einen Weg gibt: in die Vernichtungslager. David merkt schnell, dass hinter der künstlichen Fassade der gleiche brutale Alltag von Terror und Angst herrscht, dem die Juden in dieser Zeit überall ausgesetzt sind. Er hat nur ein Ziel: Er will überleben.

Edgar Hilsenrath
Der Nazi und der Friseur

»Ich bin Max Schulz, unehelicher, wenn auch rein arischer Sohn der Minna Schulz …« So beginnt Edgar Hilsenraths berühmter Roman über den SS-Mann und Massenmörder, der in die Rolle seines Opfers Itzig Finkelstein schlüpft und ein angesehener Bürger und Friseursalonbesitzer in Tel Aviv wird.

»Dem Romancier Edgar Hilsenrath gelingt in ›Der Nazi und der Friseur‹ scheinbar Unmögliches – eine Satire über Juden und SS […] Ein blutiger Schelmenroman, grotesk, bizarr und zuweilen von grausamer Lakonik, berichtet von dunkler Zeit mit schwarzem Witz.« (Der Spiegel)

Hans Peter Richter
Damals war es Friedrich

Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in die selbe Schulklasse. Jeder wird als einziges Kind von verständnis- und liebevollen Eltern erzogen. Selbstverständlich werden sie gute Freunde und jeder ist in der Familie des anderen daheim. Doch Friedrich Schneider ist Jude und allmählich wirft der Nationalsozialismus seine Schatten über ihn. Langsam gleitet die Geschichte aus der heilen Kinderwelt in ein unfassbares Dunkel.

Anonyma
Eine Frau in Berlin
Tagebuch-Aufzeichnungen vom 20. Apri bis 22. Juni 1945

Eine namenlose Frau erzählt von den letzten Tagen des Krieges im Frühjahr 1945 und dem Einmarsch der Roten Armee in Berlin: Schonungslos offen und mit einem feinsinnigen Gespür für diese beispiellose Zeit berichtet die vielleicht 30-Jährige von Hunger, Ekel, Gewalt und Angst. Drei Schulhefte sind ihr geblieben, in die sie nun notiert, was ihr während des Tages und der Nacht widerfährt, und statt Selbstmitleid oder Hass wächst in der jungen Frau ein unerschütterlicher Überlebenswille heran …

Amelie Fried
Schuhhaus Pallas
Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte

Amelie Fried, Bestsellerautorin und Fernsehmoderatorin, hat durch einen Zufall ein Familiengeheimnis entdeckt: Während des Nationalsozialismus waren auch ihr Vater und Großvater, Eigentümer des Schuhhauses Pallas in Ulm, schlimmsten Repressalien ausgesetzt. Nahe Verwandte ihres Großvaters wurden im Konzentrationslager ermordet, er selbst überlebte durch einen unglaublichen Zufall. Erschüttert fragt sie sich, warum alle, die ihr und ihren Geschwistern etwas über diese Zeit hätten erzählen können, geschwiegen haben. In akribischer Detektivarbeit hat Amelie Fried die eigene Familiengeschichte recherchiert und aufgeschrieben – für ihre Kinder und für alle anderen, die sich mit dem Schweigen nicht abfinden wollen.

Ihr habt Interesse?
Dann müsst ihr nichts weiter tun, als mir bis Sonntag, 5. Februar 2012, 20 Uhr, eine eMail an buchjunkie[at]gmail[punkt]com zu senden und mir darin sagen, welches der Bücher euch interessiert und warum. Das muss kein langer Text sein, ein oder zwei überzeugende Sätze reichen. Ihr müsst weder Werbung machen noch sonst etwas und bitte schickt mir auch nicht direkt eure Adresse mit! Mir geht es lediglich darum, dass die Bücher nicht bei „Gewinnspielgeiern“ landen, die Bücher horten und dann doch nicht lesen.
DIESE Bücher sollen gelesen werden.
Aus diesem Grund bitte ich auch darum, dass mir jeder, der eines der Bücher erhält, innerhalb von etwa 8 Wochen nach Erhalt eine kurze (gerne natürlich auch lange) Buchbesprechung, eine Rezension oder einen Leseeindruck schickt, welche dann hier im Blog veröffentlicht werden.
Bei mehreren Interessenten für ein Buch entscheidet das Los.