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Stephen King/ Böser kleiner Junge


„Das Leben kann schön sein. Es kann es wert sein, dass man darum kämpft.“
„Für manches Leben gilt das bestimmt. Für meines nicht […]“

Stephen King: Böser kleiner Junge
George Hallas sitzt im Todestrakt und soll in Kürze hingerichtet werden. Er hat ein Kind getötet.
Bislang hat er zu seiner Tat geschwiegen, doch nun öffnet er sich seinem Pflichtverteidiger Leonard Bradley und erzählt ihm, wie ihn der böse kleine Junge mit der Propellermütze um einfach alles gebraucht hat, schließlich auch um sein Leben  …

Im November 2013 war Stephen King zum ersten Mal in Deutschland zu Gast. Man sagt ja immer, man solle möglichst nie seine Idole treffen, aber in diesem Fall habe ich es keine Sekunde bereut und bin unheimlich froh darüber, diesen einmaligen Autor einmal live getroffen zu haben.
Kurz nach seiner Reise kündigte er an, dass er von Deutschland und Frankreich so begeistert wäre, dass in Kürze eine Novelle zunächst nur auf Deutsch und Französisch erscheinen würde. Mit „Böser kleiner Junge“ hat er seine Ankündigung in die Tat umgesetzt.

„Böser kleiner Junge“ ist eine großartige, wenn auch kurze Novelle, sprachlich wie gewohnt famos und, wie die meisten seiner Bücher, mit Zitaten und Querverweisen zu seinen anderen Geschichten gespickt.

Viele Leser kritisieren die Kürze der Geschichte und empfinden sie als öde und langweilig – dem kann ich mich nicht anschließen, mir hat sie sehr gut gefallen und das war bislang nicht unbedingt bei jeder King’schen Kurzgeschichte der Fall.

Empfehlung!

Fünf Sterne.
5sterne

Autor: Stephen King
Titel: Böser kleiner Junge
Originaltitel: Bad Little Kid
Format: eBook/ ePup
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 62 Seiten
Verlag: Heyne Verlag

Jojo Moyes/ Ein ganzes halbes Jahr

Louisa Clark lebt in einer schottischen Kleinstadt ein kleines, überschaubares, unspektakuläres Leben. Sie arbeitet in einem Café, wohnt noch bei den Eltern, hat einen Freund und streitet sich mit ihrer Schwester. Alles läuft in ruhigen, langweiligen Bahnen. Bis sie ihren Job verliert und als Betreuerin bei Will Traynor landet. Will ist seit einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt und hat jede Freude am Leben verloren. Lou und Will, zwei Menschen, die, wären ihre Leben wie geplant verlaufen, sich nie auch nur eines Blickes gewürdigt hätten und die der Zufall nun eng aneinander kettet …

Ein ganzes halbes Jahr

„Ein ganzes halbes Jahr“ landete eher durch Zufall auf meinem Kindle, hatte mich aber bereits nach den ersten Sätzen erobert.
Ein wunderschönes, einfühlsames Buch mit sehr schön gezeichneten Charakteren und einer Autorin, die sich als aufmerksame Beobachterin menschlicher Verhaltensweisen erweist und die Kunst beherrscht, ein tragisches Ende so aufzubauen, dass es dennoch ein warmes, stimmiges Gefühl beim Leser hinterlässt.

5 Sterne.
5sterne

Autorin: Jojo Moyes
Titel: Ein ganzes halbes Jahr
Originaltitel: Me Before You
Broschiert: 512 Seiten; gelesen als eBook
Verlag: rororo
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3499267031

Laurie Frankel/ Der Algorithmus der Liebe

Im wahren Leben traf man vielleicht ein Mädchen und mochte es, und das Mädchen mochte einen auch. Man verstand sich gut und fing eine Beziehung an, und wenn das gut lief, kam man sich immer näher und teilte immer mehr miteinander, man passte das eigene Leben an das des Mädchens an und verliebte sich ernsthaft, und trotzdem schlief es mit dem Zimmernachbarn, sobald man übers Wochenende nach Hause fuhr. Bei Computern traten derart groteske Abweichungen nicht auf.

Der Algorithmus der Liebe

Sam ist ein genialer Programmierer und arbeitet zusammen mit zahlreichen anderen Programmierern für eine große, erfolgreiche Partnervermittlung.

„Und aus diesem Grund wende ich mich an euch. Mit der Liebe ist das so eine Sache. Zu viele unbekannte Größen. Die Seele folgt nun mal keiner Logik, und das Herz hat auch noch ein Wörtchen mitzureden. Wie lässt sich das alles auf einen Nenner bringen? Und wie drückt man es in Zahlen aus und programmiert es? Wir sind Programmierer, also ist genau das unsere Aufgabe.“

Sam gelingt das Unglaubliche, er entdeckt den Algorithmus der Liebe und entwickelt ein Programm, das den perfekten Partner für jedermann findet. Was umso grotesker scheint, da Sam selbst bislang so gar keinen Erfolg in Sachen Liebe vorzuweisen hat.

Dann versuchte es Sam eine Zeit lang als Single, weil so die Gefahr, dass jemand auf seiner Seele herumtrampelte und sein Herz in tausend Stücke riss, weit geringer war. Er versuchte sich desinteressiert zu geben, nichts zu riskieren, nicht die Augen offen zu halten, seine Freizeit mit männlichen Kumpeln zu verbringen, Singleurlaube zu machen, an seiner Persönlichkeit zu arbeiten und das Kabelfernsehen abzubestellen. Doch das funktionierte auch nicht. Sich nicht zu verlieben bedeutete tatsächlich, dass man nicht verletzt wurde. Aber das brachte ja auch nichts.

Also startet Sam einen Selbstversuch – und findet so Meredith, seine große Liebe.
Das Leben könnte also rosarot sein, doch dann wird Sam zuerst gefeuert -welche Partnervermittlung verdient schließlich noch genug Geld, wenn jeder sofort den perfekten Partner findet?-, und dann stirbt auch noch Merediths geliebte Großmutter Livvie. Um ihr in ihrer Trauer beizustehen, entwickelt Sam nun einen neuen Algorithmus: Anhand alter Mails, Chats, Gesprächserinnerungen und hinterlassener Briefe entwickelt er ein Programm, durch das Meredith virtuell mit ihrer verstorbenen Großmutter kommunizieren kann. Sie erhält durch das Programm generierte eMails, die Großmutter Livvie genau so selbst geschrieben haben könnte.Meredith empfindet dies als so tröstlich, dass schnell eine Geschäftsidee daraus wird – und gleichzeitig der große Test für Sams und Merediths große Liebe.

„Der Algorithmus der Liebe“ ist ein wunderschönes, sensibles und tröstliches Buch, das dank seiner minimalistischen, knappen und dennoch gefühlvollen Sprache niemals ins Kitschige abzudriften droht.
Gleichzeitig behandelt es eine Thematik, die heutzutage immer wichtiger wird: Wie soll man mit dem virtuellen Erbe eines Menschen umgehen? Erschwert das Internetzeitalter unseren Umgang mit der Trauer oder erleichtert es sie?

Das Buch ist genauso wunderbar wie sein Cover (fast bedaure ich, mich für das eBook entschieden zu haben) – 5 Sterne.
5sterne

Autorin:
Laurie Frankel
Titel: Der Algorithmus der Liebe
Originaltitel: Goodbye For Now
Broschiert: 416 Seiten, gelesen als eBook
Verlag: Heyne Verlag
gelesen auf: Deutsch
ISBN-13: 978-3453268364

Mathias Malzieu/ Die Mechanik des Herzens.

„Verschenke niemals dein Herz – an niemanden!
Denn sonst wird der Stundenzeiger deiner Uhr sich dir durch die Haut bohren, deine Knochen werden bersten, und die Mechanik deines Herzens wird für immer stillstehen.“

Die Mechanik des Herzens

Tickende Herzen, Menschen, die repariert werden müssen und die eine, einzige wahre Liebe sind Sujet des Romans „Die Mechanik des Herzens“.

Der kleine Jack wird als ungewolltes, kränkliches Kind anonym im Edinburgh des Jahres 1874 geboren. Die Hebamme Doktor Madeleine, die ausgegrenzt vom Rest der Gesellschaft lebt und Zuflucht für die Skurrilen, Seltsamen, für die Trinker und Prostituierten, eben für alle Andersartigen ist, und die Menschen so repariert als seien sie Uhren, holt Jack auf die Welt. Sein Herz ist schwach und so setzt Doktor Madeleine dem Baby eine Uhr als „Herzschrittmacher“ ein. Jack wächst heran, ein Sonderling wie alle, die im Hause Doktor Madeleines auflaufen, und als er erstmals im Alter von elf Jahren in die Stadt geht, begegnet er der hinreißenden kleinen Tänzerin Miss Acacia – der einzigen Frau, die er je lieben wird …

Beschrieben wird das Buch als „Ein phantastisches Kunstmärchen mit überbordenden Bilderwelten“ oder auch „Ein Märchen für Erwachsene – über die Liebe“.
Nach einigen Befremdlichkeiten habe ich versucht, das Buch genau so zu betrachten und anzunehmen. Mit Befremdlichkeiten meine ich das, was viele andere Leser vor mir schon bemerkt haben, nämlich die doch etwas überzogenen, expliziten sexuellen Sichtweisen und Empfindungen, die Malzieu dem elfjährigen Jack zuschreibt – einem Kind also, dem man solche Begehrlichkeiten doch eher ungern zudenkt.

Da dieses Buch aber auch sonst in kein Schema passt, ist es zumindest mir nicht allzu schwergefallen, mich nicht in diese Tatsache zu verbeißen.
Malzieus Sprache ist so wunderbar, seine Gedanken so klug, seine Beobachtungen des Menschen so treffend, seine Bilder so intensiv, dass ich am liebsten in seinen Worten gebadet hätte, so kitschig das auch klingt 😉 Keiner der Protagonisten war mir übermäßig sympathisch oder gar liebenswert, jede Figur hat ihre Sonnen-, aber auch Schattenseiten, niemand ist nur gut oder nur böse. Dieses Gefühl zu vermitteln und gleichzeitig eine Geschichte zu entwerfen, die wie ein Sog wirkt, ist in meinen Augen eine schriftstellerische Leistung, die viel zu selten gelingt!

„Kann ich die Zeit zurückdrehen, indem ich meine Zeiger in die entgegengesetzte Richtung drehe?“
„Nein, du machst dir nur die Zahnräder kaputt und tust dir höllisch weh. So was funktioniert nicht. Man kann sein Tun nicht ungeschehen machen, auch nicht, wenn man eine Uhr als Herz hat.“

Fünf Sterne.
5sterne

Dies war übrigens mein erstes vollständig auf dem Kindle gelesenes Buch – den geb ich tatsächlich nicht mehr her. 😉

Format: Kindle Edition
Dateigröße: 419 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 193 Seiten
ISBN-Quelle für Seitenzahl: 3570585085
Verlag: carl’s books
Sprache: Deutsch
ASIN: B00739NK30

Ich gestehe reumütig …

… dass auch bei mir inzwischen ein Kindle eBook-Reader eingezogen ist, und das, obwohl ich doch immer eine Verfechterin der unvergleichlichen Haptik „echter“ Bücher war.

Mein neues Baby

Daran wird sich freilich nichts ändern, richtige Bücher werde ich immer bevorzugen.
Nur muss ich doch zugeben: Praktisch ist er schon, der Kindle.
Keine überschweren Handtaschen mehr, keine schmerzenden Handgelenke durch schwere und unergonomische Buchformate, etliche Nachschlagewerke jederzeit mit dabei, ebenso wie eine Vielzahl von Büchern zur Auswahl – und augenfreundlich ist das Ganze auch noch.
Außerdem gefallen mir die %-Anzeige, die Möglichkeit, Textstellen zu markieren und per Mail zu versenden und das automatische Speichern des Lesezeichens, sodass ich, falls ich den Reader doch mal nicht unterwegs dabei habe, auch einfach über die Kindle-App vom Smartphone an genau der Stelle weiterlesen kann, an der ich aufgehört habe.
Alles in allem habe ich so das Gefühl, das mit dem Kindle und mir könnte eine ernste Sache werden ;-).